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Erlöst mich: Thriller (German Edition)

Erlöst mich: Thriller (German Edition)

Titel: Erlöst mich: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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abfederte und eine perfekte Fallschirmspringerrolle hinlegte, ehe sie wieder auf die Beine kam.
    »Scheiße, was machst du denn da?«, rief ich und rannte bereits die Gasse hinunter.
    »Tut mir leid, Dennis«, keuchte sie mir zu, als sie aufgeholt hatte, »ich lass mir von niemandem sagen, was ich zu tun habe. Wir ziehen das gemeinsam durch.«
    Nennt mich egoistisch, aber ich konnte nicht anders, als mich mächtig zu freuen.

43
    Das Juicy Peach, der Klub, wo Tomboy den Koffer abgeliefert hatte, lag in einer ruhigen Sackgasse, die von der United Nations Avenue abging. Die Front war eher bescheiden, schmal und schwarz gestrichen, lediglich ein kleines Neonschild glühte über der Tür, daneben befand sich eine Videokamera, die den Eingangsbereich kontrollierte. Links davon befand sich eine Art Boutique und rechts eine Motorradwerkstatt. Beide waren geschlossen.
    In einem kugeldurchlöcherten Mietwagen herumzufahren würde die falschen Leute auf uns aufmerksam machen, deshalb waren wir zu Fuß hergekommen. Ich hatte mir eine Basecap ins Gesicht gezogen und eine Sonnenbrille aufgesetzt, die Tina für mich von einem Straßenhändler gekauft hatte. Wir hatten mehr als eine Stunde gebraucht und waren beide ziemlich durchgeschwitzt. Immerhin war es hier schattig. Ein Schild wies darauf hin, dass der Klub um vier Uhr nachmittags öffnete. Jetzt war es halb zwölf, doch ich hoffte inständig, dass der Mann, dem Tomboy den Koffer übergeben hatte, in seinem Loch steckte.
    An der Tür befanden sich zwei neu aussehende Schlösser.
    »Kriegst du die auf?«, fragte ich Tina.
    »Kein Problem.« Sie holte ihre Dietriche heraus.
    Tatsächlich knackte sie die Schlösser in nicht mal zwei Minuten. Währenddessen lag die Straße wie ausgestorben da, und so wagte ich es, meine Pistole zu ziehen, als wir eintraten. Tina schloss hinter uns wieder ab.
    Wir befanden uns in einem kleinen Foyer, hinter dem eine Garderobe lag, an der man Mäntel und Waffen abgeben konnte. Links davon führte eine steile Wendeltreppe nach unten.
    »Ich gehe vor«, flüsterte ich. »Halte dich dicht hinter mir.«
    Sie warf mir einen verärgerten Blick zu. »Ich kann auf mich alleine aufpassen. Vielen Dank.«
    Ich legte ihr eine Hand auf den Arm.
    »Hör zu, Tina, ich weiß, dass du kein Weichei bist, aber jetzt ist nicht der Moment, unnötige Risiken einzugehen. Ich habe den Revolver, und Heed ist vielleicht auch bewaffnet.«
    Vorsichtig ging ich mit vorgehaltener Waffe die Treppe hinunter. Wenn ich Heed etwas härter anfassen musste, um die Fakten aus ihm herauszuholen, wollte ich nicht, dass sie es sah.
    Als wir unten ankamen, tat sich vor uns ein riesiges Gewölbe auf. Direkt vor uns befand sich die Bar, dahinter eine zentrale Bühne mit den unvermeidlichen Poledance-Stangen. Die Bar war beleuchtet, Tresen und Flaschen waren in ein milchiges Licht getaucht, doch ringsum standen die Stühle auf den Tischen, und nichts rührte sich.
    Tomboy hatte gesagt, Heed lebe im untersten Geschoss, deshalb schlichen wir quer durch den Klub, bis wir am anderen Ende eine Tür entdeckten. Sie hatte keine Klinke, lediglich einen Ziffernblock. Auf einem Schild stand »Personal
 – Zutritt verboten«, unter der Decke hing eine Überwachungskamera.
    Tina fuhr mit dem Finger über den Türrahmen und schüttelte den Kopf. »Da gibt es nichts zum Einhaken. Die Tür ist nagelneu, und das System sieht nach State-of-the-Art aus. Da kommen wir nur rein, wenn er uns aufmacht.«
    Ich trat zurück, aus dem Sichtfeld der Kamera, und bedeutete Tina, es mir gleichzutun.
    »Dann müssen wir warten, bis er herauskommt. Der Laden öffnet um vier. Also muss er vorher auftauchen.«
    Wir duckten uns hinter einen der Tische, nutzten die Stühle als Deckung und warteten schweigend. Als Cop und Ex-Cop waren wir es gewohnt, lange Observierungen durchzuführen und uns in Geduld zu üben. Während der endlosen Einsätze, an denen ich während meiner Zeit bei der CID Islington teilgenommen hatte, war ich oft in einen tranceartigen Zustand versunken, wie ihn wohl auch Leute erfahren, die Yoga praktizieren. Sogar jetzt gelang es mir, abzuschalten und all die Probleme, die mein Gehirn zermarterten, auszublenden. Kontinuierlich verlangsamte ich meine Atmung und war bald fast völlig ruhig.
    Eine halbe Stunde verging, dann eine Stunde. Ich wäre beinahe eingenickt, als mich Schritte auf der Treppe hinter uns aufschreckten. Ich stieß Tina an, und wir umrundeten den Tisch, um nicht gesehen zu werden. Ein

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