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Erlöst mich: Thriller (German Edition)

Erlöst mich: Thriller (German Edition)

Titel: Erlöst mich: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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einen Verdächtigen. In einem Kasten stand ein kurzes Porträt über mich, das darauf abhob, dass ich Ende 2001 aus Großbritannien geflohen war, nachdem ich dort mutmaßlich mehrere Morde begangen hatte. Manilas Polizeichef Ricardo Gutierrez sagte, ich sei bewaffnet und extrem gefährlich. Er habe seine Beamten angewiesen, sofort zu schießen, wenn ich mich nicht auf der Stelle ergäbe. Was im Wesentlichen bedeutete, dass ich Freiwild war und jeder Polizist mich erschießen konnte, sobald er mich sah. Bertie Schagel würde entzückt sein. Allerdings fand sich in der Zeitung nichts über den Tod der beiden Beamten, aber vielleicht war die Nachricht einfach zu spät eingetroffen, um es noch in die Morgenzeitungen zu schaffen. Zum Glück wurde auch Tina an keiner Stelle erwähnt.
    »Was willst du jetzt machen?«, fragte sie mich.
    Ich seufzte. Es gab genug Westler in Manila, sodass ich
nicht gleich auffallen würde wie ein bunter Hund, aber die Stadt war auch nicht Bangkok oder Hongkong, und ich gab mir maximal vierundzwanzig Stunden, ehe ich die Polizei auf den Fersen hatte.
    Ich schätze, ich hätte flüchten können. Mich zur Küste durchschlagen und auf einer der Tausenden von Inseln untertauchen, bis Gras über die Sache gewachsen war. Ich hatte das früher schon geschafft. Nur hatte ich dieses Mal kein Geld, und die Verbrechen waren hier begangen worden und nicht zehntausend Kilometer entfernt auf der anderen Seite des Globus. Ich musste es mir eingestehen: Ich hatte das Ende meines blutigen Weges erreicht. Es würde keinen Lebensabend in den Hügeln von Laos geben, kein Wiedersehen mit Emma und unserem Kind. Aber auch keinen Knast. Ich würde – konnte – es nicht zulassen, dass sie mich lebend erwischten. Die Vorstellung, den Rest meines Lebens hinter Gittern zu verbringen, war schlicht zu viel für mich. In der kurzen Zeit blieb mir nur noch, meine Sünden wiedergutzumachen.
    »Ich werde tun, was ich tun muss«, sagte ich zu Tina. »Ich werde Heed finden und Paul Wise und alle, die sonst noch in dieser Geschichte drinstecken. Und ich werde sie alle töten.«
    »Früher oder später erwischen sie dich, Dennis. Das weißt du doch.« Sie wirkte aufrichtig erschrocken über das, was sie gerade gesagt hatte. Immerhin etwas.
    »Ich weiß«, erwiderte ich. Sie sah so schlank aus, als sie wie eine blonde Audrey Hepburn am Fußende des Bettes stand und die Sonne ihre blasse Haut aufleuchten ließ. Ich wollte sie wirklich nicht verlassen, aber ich wusste, es ging nicht anders.
    »Deshalb kannst du nicht mit mir kommen. Im Augenblick sucht die Polizei noch nicht nach dir. Du kannst einfach zum Flughafen fahren und zusehen, dass du den nächsten Flug nimmst. Wenn du bei mir bleibst, endest du bestenfalls in einem beschissenen philippinischen Gefängnis, weil du einem flüchtigen Mörder geholfen hast. Das wäre unerträglich.«
    Doch mein Plädoyer stieß auf taube Ohren. Tina hörte nicht zu. Zumindest mir nicht. Stattdessen hatte sie das Ohr an die Tür gepresst und lauschte.
    »Da kommt jemand«, flüsterte sie. »Mehrere.«
    Dann hörte ich es auch. Schwere Schritte, Stiefel, die die Treppe heraufkamen.
    Tina öffnete einen Spaltbreit die Tür, schlug sie aber sofort wieder zu und legte die Kette vor.
    »Die Polizei. Sie sind hier.«
    Ich fluchte. »Okay, die werden aus allen Rohren schie-ßend hereinstürmen. Also kriech unters Bett. Wenn alles vorbei ist, hältst du deinen Dienstausweis hoch und sagst, du seist Polizistin. Ich muss los.«
    Ich schnappte mir den Revolver und die Nachlader vom Nachttisch und ging zum Fenster. Wir befanden uns im zweiten Stock, und nach unten waren es gut sieben Meter. Die Gasse war leer, aber auf der anderen Seite entdeckte ich ein paar überquellende Müllsäcke, die meinen Aufprall mildern würden, wenn ich es schaffte, so weit zu springen.
    Hinter mir hörte ich bereits die Cops vor der Tür. Hoffentlich würde Tina meinen Rat beherzigen. Ich zog mich auf den Sims, steckte den Revolver hinten in die Jeans und sprang.
    Ich landete mit den Füßen voraus auf einem Müllsack,
prallte ab und streckte schnell die Hände aus, um den Aufprall auf der Mauer zu dämpfen. Ich schaffte es und glitt in eine Ladung übel riechender Essensreste ab. Meine Knöchel schmerzten höllisch, aber ich war unverletzt.
    Im selben Moment hörte ich neben mir ein Krachen, und als ich mich umwandte, sah ich, dass Tina an exakt derselben Stelle gelandet war wie ich, nur dass sie sich wesentlich eleganter

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