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Erlösung

Erlösung

Titel: Erlösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Dungs
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ihren Kopf zur Seite, so als würde sie mir ihren Hals regelrecht anbieten. „Nur zu Nicholas, beiß zu. Es ist nicht schwer…“
    So sehr ich meine Zähne auch in ihre Haut bohren wollte, meine Glieder rührten sich einfach nicht.
    „Nein?“ Sie sah mich fast ungläubig an. „Soll es so leicht für mich werden? Habe ich dich womöglich überschätzt?“
    Ein schwaches Knurren war alles, was über meine kalten Lippen kroch.
    Elisabeths Gesicht kam meinem noch ein Stück näher. „War dir denn nicht klar, dass es genau so sein würde, Nicholas? Hast du wirklich gedacht, dass du meine Geschichte umschreiben könntest?“ Ihre Worte waren ein zartes Flüstern an meinem Ohr. „Nein, mein Lieber. Es wird genauso so enden, wie ich es will. Ich werde den Rat Stück für Stück auslöschen und dann beginnt meine Zeit.“
    Ich wollte meinen Mund zwingen, irgendetwas zu erwidern, aber meine Aufmerksamkeit wurde auf eine kaum auszumachende Bewegung gelenkt. Es verging nur der Hauch einer Sekunde, als eine Gestalt in meinen Augenwinkeln auftauchte, so blitzartig, dass ich kaum eine Reaktion hätte zeigen können. Ebenso wenig wie Elisabeth. Ich sah zu, wie ihr schlanker Körper abrupt von mir weggerissen wurde. Sie krachte unbarmherzig gegen das alte Gemäuer. Doch im nächsten Moment war sie schon wieder auf den Beinen. In ihren Augen leuchtete allerdings etwas auf, was ich bisher noch nicht bei ihr gesehen hatte. Erstaunen?
    Vincent nahm die Kapuzenmaske ab und sein muskulöser Körper baute sich zwischen ihr und mir auf. Damit hatte sie wohl ebenso wenig gerechnet wie ich. Einerseits war ich froh, ihn hier zu haben, aber mir wäre es dennoch lieber gewesen, wenn er nicht gekommen wäre. Er war sicherlich stärker als Lucas, aber konnte er Elisabeth aufhalten?
    „Vielleicht schreiben wir den finalen Akt doch noch einmal um, meine Liebe.“ Die Worte meines Mentors klangen galant wie eh und je, selbst in so einer unwirklichen Situation.
    Elisabeth fand ihre Fassung rasch wieder, falls sie sie überhaupt je verloren hatte. „Ich hatte so sehr gehofft, dass du kommen würdest, um deinen geschätzten Schützling nicht allein zu lassen. Okay, genau genommen, war es mir bereits klar, noch ehe du dich dazu entschieden hattest. Kenne ich dich nicht gut?“
    Mich verwirrte diese Äußerung etwas, Vincent schien es nicht zu kümmern, seine Ruhe war bemerkenswert. Möglicherweise war es auch nur die Ruhe vor dem unvermeidbaren Sturm. Es waren zwei der mächtigsten Ältesten, die sich hier gegenüberstanden und ich war mir ziemlich sicher, dass es auf einen unerbittlichen Kampf hinaus laufen würde. Wenn Aribo doch noch hier drin wäre.
    Elisabeth lachte abrupt auf. „Dein kleiner Schützling denkt allen Ernstes, dass das Oberhaupt des Rats hier ist.“
    „Nun, das ist er auch.“ Vincents Miene veränderte sich nicht.
    „Tatsächlich“, das schien sie allerdings zu überraschen. „Ich fühle mich geschmeichelt, dass ich sogar den Höchsten der Ältesten hierher locke. Dumm nur, dass er vielleicht ein paar Jahre älter ist, aber seit Jahrhunderten schon keinen wirklichen Kampf mehr führen musste. Auch mit ihm werde ich fertig.“ Da sie mich bei diesen Worten unverwandt ansah, war mir klar, dass sie mir damit jeglichen Rest von Hoffnung rauben wollte. Wenn ich mich doch nur bewegen könnte…
    Die Säure hatte nur einen kleinen Teil meines Brustkorbs erwischt, aber sie war tief in mein Fleisch eingedrungen und sie war weiterhin unaufhaltsam dabei sich durch jede Faser meines Körpers zu brennen. Mein Verstand versuchte sich mit aller Kraft dagegen zu wehren, meine innere Stimme brüllte mich an. Wieder einmal hatte sie recht, ich konnte unmöglich nur zusehen und nichts tun. Ich musste kämpfen, selbst wenn es mich auslöschen würde. Vincent hatte sich bisher immer für mich eingesetzt und ich musste es ebenso für ihn tun.
    „Genug davon!“ Elisabeth stürmte urplötzlich auf Vincent zu. Er versuchte auszuweichen, aber sie erwischte ihn trotzdem noch am Arm und sie riss ihn mit sich zusammen zu Boden. Es sah aus, als würde sie auch ihn mit Leichtigkeit unter sich festnageln, obwohl sie so viel kleiner war als er.
    „War dir wirklich nicht bewusst, dass ich über alles, was du planst Bescheid weiß? Mein lieber William…“
    „Nenn´ mich nicht so, verflucht noch mal!“ Es war das erste Mal, dass ich meinen Schöpfer so sah, tatsächlich einmal aus der Fassung gebracht.
    „Das ist aber dein Name, ebenso

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