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Erlösung

Erlösung

Titel: Erlösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Dungs
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lassen.“ Ich schüttelte nur den Kopf. Sie kannte mich aber schlecht, wenn sie dachte, ich würde so einem Vorschlag nachkommen.
    „Seit wann machst du solche Angebote? Wirst du etwa weich, meine Liebe?“ Vincent hatte nicht mehr als unverhohlenen Spott für sie übrig.
    Sie zuckte mit den Achseln. „Ich finde es eigentlich nur jammerschade, ihn zu töten. Er ist ein attraktiver Vampir, den ich mir gern auf meine Seite geholt hätte, aber leider ist er nicht so manipulierbar wie Peter. Er schlägt halt noch mehr nach dir, William.“ Dieser Name versetzte Vincent wohl jedes Mal einen kleinen Stich und Elisabeth verschaffte es eine gewisse Genugtuung. Was für ein krankes Spiel sie doch trieb.
    Ein markerschütternder Schrei zerriss unerwartet die kurze Stille zwischen uns. Ich blickte mich um, weil ich wissen wollte, woher er gekommen war, aber ich konnte die Richtung nicht ausmachen. Dann war es wieder ruhig. Zwei, vielleicht drei Sekunden verstrichen und dann schwoll das Gebrüll erneut an. Und erst jetzt registrierte ich, dass es mehrere Personen waren, die kreischten und tobten. Es waren Vampire, die im endgültigen Todeskampf waren. Jeder von uns begriff wohl in diesem Moment, was draußen vor sich ging und es ließ uns alle drei unwillkürlich zusammenzucken.
    „Hör´ genau hin, meine Teuerste. Deine Armee verbrennt gerade in der Sonne.“ Mein Schöpfer fand zuerst seine Stimme wieder.
    Elisabeth starrte ihn wütend an. „Das ist Aribos Werk, richtig?“
    Er nickte. „Ganz recht.“
    „Und wie entkommt er der Sonne? Sitzt er feige im Schatten, während andere für ihn kämpfen?“
    Vincent gab ihr eine Antwort, indem er auf seinen Anzug klopfte. „So etwas hätten wir damals im Mittelalter gebraucht“, er grinste.
    „Ich hatte mich gleich gefragt, warum du so ein merkwürdiges Outfit trägst.“ Jetzt lächelte sie auch.
    „Willst du ihn? Dann hol ihn dir doch, anders kommst du hier nämlich nicht mehr raus.“
    „Meinst du? Irgendwann wird es wieder dämmern, ich kann die paar Stunden warten.“
    Vincent zuckte mit den Schultern. „Tja, irgendwann wird Aribo diese Ruine einfach sprengen.“ Wie bitte? War das ein Bluff? Oder tatsächlich Teil des Plans? Ich versuchte meine Gedanken unter Kontrolle zu halten, aber angesichts dieser angespannten Situation war es mir kaum möglich.
    „Er wird uns in die Luft jagen. Besser wir drei sterben hier gemeinsam, als dass du entkommst.“ Von dieser Kehrtwende wusste ich nichts und es gefiel mir auch nicht besonders, trotzdem war ich bereit alles zu tun, um Elisabeth aufzuhalten. Aber Lesley… mein Herz fühlte sich augenblicklich kälter an.
    „Ich habe gar nicht vor, zu verschwinden. Hier und jetzt, so wollte ich es und so ist es auch gekommen“, knurrte sie. „Egal, was ihr glaubt, ausrichten zu können oder tun zu müssen, ich bin euch mindestens einen Schritt voraus. Deshalb wird es auch keine Fortsetzung von dem Ganzen hier“, sie zeigte auf Vincent, mich und dann auf sich selbst, „geben.“
    „Ich verstehe, doch falls du hoffst, dass noch einer von deinen Handlangern überlebt hat, so muss ich dich enttäuschen.“ Vincent ging langsam zur Tür – oder was davon noch übrig war – und griff sachte nach etwas, das wohl im Gang dahinter auf dem Boden lag. Er und Elisabeth ließen sich dabei nicht eine Sekunde aus den Augen. Als er den Gegenstand in der Hand hielt, erkannte ich sofort, was es war und sie auch.
    „Du hast also Alexander geschlagen. Schade, er war sehr loyal.“ Da war noch nicht mal ein Funken Trauer herauszuhören. Absolute Gleichgültigkeit traf es am besten. „Und?“, spie sie jetzt dennoch etwas gereizt aus. „Was willst du damit anfangen? Denkst du, du kannst mich damit aufschlitzen?“
    Vincent reagierte wieder mit seiner altbewährten Gelassenheit. „Nein. Aber ich werde es versuchen…“
    Im nächsten Augenblick ging wieder alles sehr schnell. Als Elisabeth auf Vincent zustürmte, warf er das Kurzschwert zu mir rüber. Noch ehe es in meinen Händen lag, war mir bereits klar, was ich tun sollte. Es würde eine feige Attacke sein, aber hatte ich überhaupt eine andere Wahl. Wie sollte ich diese schier übermächtige Gegnerin sonst besiegen?
    Nein, zischte mein Gewissen, hier ging es nicht um Ehre, sondern um das Leben derjenigen, die mir alles bedeuteten. Elisabeth wehrte Vincents Fäuste mühelos ab und sie verpasste ihm stattdessen einen Tiefschlag. Er taumelte ein Stück rückwärts. Meine Finger legten sich

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