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Erloschen

Erloschen

Titel: Erloschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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Kanalarbeiterweste trug. Wahrscheinlich wollte der Mann sich über irgendwelche Schlaglöcher oder überlaufenden Gullys beschweren. Das passierte Cornell jetzt häufiger. Folglich war er völlig unvorbereitet auf die Dienstmarke, die in der aufgeklapp ten Brieftasche erschien.
    »Sie sind der Kerl, den ich ins Stolpern gebracht habe.«
    »Agent R. J. Tully. Und Sie sind?«
    »Geliefert.«
    Er versuchte nicht wegzulaufen, und Agent Tully sah verwundert, fast enttäuscht aus, als hätte er sich den ganzen Tag darauf gefreut, Cornell zu jagen. Vielleicht fand er es schade, dass er die Chance verpasste, es Cornell heim zuzahlen, indem er ihn bäuchlings aufs Pflaster schleuderte.
    Cornell hatte keine Ahnung, woher der Streifenwagen auf einmal kam. Eben noch hatte Agent Tully gesagt, er wolle ihm ein paar Fragen stellen, und im nächsten Augen blick legte ihm ein Uniformierter Handschellen an.
    »Bin ich verhaftet?«, fragte Cornell drei oder vier Mal, ehe Agent Tully ihm sagte, er wolle ihn nur zu einer Befragung mitnehmen.
    Vor seinem Leben auf der Straße war Cornell einmal wegen Trunkenheit am Steuer festgenommen worden. Da hatte er eine Riesenangst gehabt, dass seine Klienten etwas davon mitbekommen würden. Seltsam, wie sich das Leben manchmal entwickelte und sich die Perspektive vollkommen verändern konnte.
    Jetzt dachte Cornell nämlich einzig daran, wie warm es in der Arrestzelle sein würde. Er wusste, dass sie ihm zu essen geben mussten. Vielleicht bekam er sogar einen sauberen orangenen Overall. Er freute sich richtig auf eine Dusche und eine echte Toilette. Vor allem aber wurde er nun endlich den Mistkerl los, der ihn verfolgte. Er musste beinahe lachen bei der Vorstellung, dass der Voll idiot gerade zuguckte, wie er hinten in einen Streifen wagen stieg.
    Er würde die ganze Nacht Fragen beantworten oder überhaupt nicht, je nachdem, was ihm eine Arrestzelle sicherte. Diese Typen steckte er in die Tasche. In seinem Job hatte er Leute wie sie zum Frühstück verputzt, ihnen allen möglichen Mist erzählt, bis sie ins Schleudern kamen. Kein Problem.
    Aber es wäre gewiss leichter, hätte er seinen Freund Jack Daniel’s dabei.

62
    Maggie brauchte Luft. Sie ließ sich Zeit damit, Racine, Ivan und dem Brandmeister zu folgen. Ein paarmal tief durchatmen, mehr war nicht nötig. Doch die klamme Nacht war erfüllt von Ruß und Asche. Die viel zu großen Stiefel machten das Gehen schwer, als müsste sie bei jedem Schritt Betonblöcke anheben. Und gleichzeitig vorsichtig dabei sein.
    Der Schädel in Lings Hand war so klein gewesen. Das war ein Baby, zumindest ein Kleinkind. Als Maggie den Anruf bekam, hatte Racine gesagt, dieser Brand könnte schlimm werden. Die Geschäfte im Erdgeschoss waren geschlossen, aber einige der Ladenbesitzer wohnten in den Wohnungen darüber. Diese Familie war runter in ihren Laden gelaufen, weil sie gehofft hatten, durch die Eingangstür entkommen zu können. Warum hatten sie nicht die Feuertreppe genommen? Das sollte Maggie bald erfahren.
    »Ein Haufen alter Lumpen und Zeitungen«, sagte der Brandmeister und wies zu einem schwarzgrauen Asche haufen auf dem Asphalt im Hinterhof und dann zu einem Treppenabsatz oben. Maggie sah, dass die Feuertreppe heruntergelassen war.
    »Das Zeug hat da oben gelegen«, erklärte der Brand meister. »Wahrscheinlich hat er die Zeitungen mit Benzin getränkt. Dann hat er mit einem Stück Holz eine kleine Plattform auf den Lumpen und dem Papier errichtet. Und darauf hat er die Chemikalien gepackt. So hatte er genügend Zeit, wieder runterzuklettern und abzuhauen – ungefähr fünf bis zehn Minuten.«
    »Wissen wir schon, was für Chemikalien das waren?«, fragte Racine und guckte Ivan an.
    »Wir haben eine Probe ans FBI -Labor geschickt.«
    Der Brandmeister fuhr fort: »Ich denke, eine Substanz davon war fest, vielleicht in Kristallform. Die andere muss flüssig gewesen sein. Er könnte sogar etwas dazwischen geschoben haben, das erst von der Flüssigkeit durchtränkt werden musste, bevor es mit der festeren Chemikalie in Berührung kam. Und sobald sich die beiden vermischten, gab es eine gewaltige Reaktion: eine glühend heiße Stichflamme, die den Zeitungs- und Lumpenstapel darunter in Brand setzte.«
    Er leuchtete mit seiner Taschenlampe nach oben zu dem Treppenabsatz und die Mauer hinauf, sodass die anderen die schwarze Rußspur sehen konnten, die sich vom Feuertreppenabsatz bis zu einem großen Loch zog, wo ehedem ein Fenster gewesen war.
    »Der

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