Erlosung
entfernt. Der Fahrstuhl kam näher und näher.
Sie riss den Feuerlöscher aus seiner Halterung. Er war schwer, sie brauchte ihre ganze Kraft. Sie ging in die Knie, brach den Sicherungsdraht auf und richtete die Düse des Schlauchs auf die Fahrstuhltür. Der Lift hielt, die Türen glitten zur Seite. Die beiden Sicherheitsmänner hatten ihre Pistolen gezogen, zielten aber zu hoch; nur der Hund war auf Ellas Höhe, und es war ein
Dobermann, und jetzt knurrte er, und seine Lefzen gaben die spitzen Zähne frei. Es schien, als wollten sogar seine Augen sich losreiÃen und aus ihren Höhlen springen.
Ella drückte den Abzug des Feuerlöschers. In einem scharfen Strahl schoss weiÃes Pulver aus der Schlauchdüse und traf den Kopf des Tiers. Jaulend drehte der Hund sich einmal um sich selbst und verhedderte sich in der Leine. Ella richtete die Düse auf die beiden Männer, die Hände, die Pistolen, die Gesichter, hüllte sie in zischendes Pulver.
Der Dobermann warf sich geblendet gegen die Leine, zog seinen Führer aus der Kabine. Ella lieà den Feuerlöscher fallen, sprang auf und zur Seite, und der Hund stürzte an ihr vorbei. Sie machte einen Satz in den Lift, stieà auch den zweiten orientierungslosen Mann aus der Kabine. Mach schon, geh zu, Tür! In panischer Hast drückte sie auf sämtliche Knöpfe, mit Ausnahme des untersten und der beiden darüber, geh zu, verdammt!, und endlich schloss sie sich, bevor die beiden Hundeführer sehen konnten. Mit einem Ruck stieg die Kabine aufwärts.
Ella starrte die Knöpfe mit den erleuchteten Ziffern an. Auf welcher Höhe war Aziz inzwischen? Auf welcher Etage wartete der andere Mann? Wo war der nächste Zugang zum Amphitheater? Wie schnell konnten die beiden Sicherheitsmänner mit dem Hund ihr folgen? Wie viele waren noch hinter ihr her?
51
Der Fahrstuhl hielt im zweiten Stockwerk über der Garage. Die Türen glitten auf, und vor Ella erstreckte sich ein spärlich beleuchteter Gang mit kahlen Wänden, dessen Ende hinter einer Biegung verborgen lag. Von unten drang das gewürgte Jaulen des Dobermanns herauf. Sie sprang aus der Kabine und lief den Gang entlang. Hinter ihr setzte der Lift sich wieder in Bewegung. Der Gang führte zu einer Stahltür mit der stilisierten Darstellung eines Blitzes darauf.
Plötzlich hatte sie eine Idee: Ein Blitz â ein Kurzschluss im Gehirn â ein Stromausfall! Vielleicht konnte sie Teile des Centre de Congrès in Dunkelheit tauchen, vielleicht das ganze Zentrum â vielleicht, vielleicht â, aber irgendetwas musste sie tun. Neben der Tür hing in einem verglasten Metallkasten eine kleine, kurzstielige Axt. Ella schlug die Glasscheibe ein und riss die Axt aus ihrer Halterung.
Sie zog die Stahltür auf und sah sich dem Mann mit dem langen schwarzen Indianerhaar gegenüber, der ihr schon auf dem Flugplatz von Rennes aufgefallen war. Seine hellen Augen weiteten sich überrascht, dann zogen sie sich jäh zusammen, und er öffnete den Mund wie eine zischende Schlange. Er griff nach einem Revolver, der in einem Lederholster an seinem Gürtel hing. Aber die Tür war zu eng, er stieà mit dem Ellbogen an und blieb dann mit dem Lauf der Pistole am Rahmen hängen. Ella staunte, wie langsam er sich bewegte, wie in Zeitlupe , und sie selbst war genauso langsam, als sie abwehrend die Axt hob.
Die schwere Tür warf sie nach vorn, gegen den Mann mit dem Indianerhaar, dem ein leiser Laut der Ãberraschung entfuhr. Sie verloren das Gleichgewicht, und im Fallen rief er etwas, das sie nicht verstand, aber dann landete sie auf ihm, und er schrie. Der Schrei ging in ein Röcheln über. Sie blickte in seine vor Schreck weit aufgerissenen Augen und lieà die Axt los, versuchte hochzukommem, weg von ihm. Als sie sich halb aufgerichtet hatte, sah sie, dass die Schneide der Axt tief in seinem Bauch steckte.
Blut sickerte zu beiden Seiten des Axtblatts durch das schwarze Uniformhemd. Langsam tastete der Mann mit dem Indianerhaar nach dem Stiel und packte ihn mit beiden Händen, um die Schneide aus seinem Bauch zu ziehen. Ella dachte, mach das nicht, es kommt zu viel Blut, und sie dachte auch, das wollte ich nicht . Aber er hörte nicht auf, mit einem Ruck riss er das Axtblatt aus seinem Bauch, und das Blut spritzte in einem dünnen Strahl aus der offenen Wunde unterhalb der Rippen. Staunend hob er den Blick zu Ella. Dann streckte er
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