Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erlosung

Erlosung

Titel: Erlosung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fischer Claus Cornelius
Vom Netzwerk:
ganz und gar nicht untätig. Wir haben versucht, mit ihr Kontakt aufzunehmen, hatten aber bisher noch keinen Erfolg.«
    Â»Haben Sie versucht, das Mädchen zu erreichen oder die Kollegen?«, fragte Ella.
    Es hat keinen Notruf bei der Polizei gegeben, trotzdem weiß sogar die Mordkommission, dass in der Wohnung ein Verbrechen begangen worden ist und dass du den Einsatz durchgeführt hast. Seit wann wissen Schröder und Aziz das? Von wem?
    Â»Das geht Sie nichts an«, sagte Schröder.
    Aziz seufzte. »Wissen Sie, warum es uns so schwerfällt, Ihnen zu glauben, Doktor Bach? Weil Sie eine Lügnerin sind. Sie sagen uns einfach nicht die Wahrheit.«
    Â»Ich habe Sie nicht belogen«, sagte Ella schließlich, aber ihre Stimme zitterte.
    Aziz holte ein zusammengefaltetes Blatt Papier aus der Jackentasche und legte es auf den Tisch. »Wie erklären Sie sich dann diesen Brief, den Max Jansen Ihnen ungefähr vor drei Wochen geschrieben hat und in dem sich ein paar ergreifende Zeilen über seine Liebe zu Ihnen finden? Die offenbar, das geht aus diesen Zeilen hervor, durch eine gemeinsam verbrachte Nacht neue Nahrung erhalten hat, und zwar an dem Wochenende vor der Niederschrift dieses berührenden – «

    Â»So einen Brief habe ich nie bekommen!« Ella streckte die Hand nach dem Blatt Papier aus, und Aziz schnippte es in ihre Richtung. Sie faltete es auseinander, warf einen Blick darauf. Sie erkannte Max’ Schrift: Ella, Bambi …
    Â»Weil er ihn nie abgeschickt hat«, antwortete Aziz. »Wir haben ihn in seiner Wohnung gefunden. Also, wenn Sie nicht gelogen haben, was Ihre platonische Beziehung angeht, warum erfindet Max Jansen dann …«
    Â»Ja, ich habe noch einmal mit ihm geschlafen.« Sie spürte, wie das Blut ihr ins Gesicht stieg, erst in den Hals, dann in die Wangen und schließlich in die Stirn, eine jähe Hitze. Ihre Stimme zitterte nicht mehr, dafür klang sie jetzt trotzig. »Das ist ja kein Verbrechen, oder?«
    Schröder schlug mit der flachen Hand auf den Tisch, aber bevor er etwas sagen konnte, fuhr sie rasch fort: »Ich hatte es vergessen«, und jetzt sah sie sich wieder mit ihren Augen, eine Lügnerin, die schon einmal gewalttätig geworden war.
    Â»Es war nur einmal, und es war falsch«, sagte sie, dabei war ihr längst klar, dass sie sagen konnte, was sie wollte – es ging ihnen gar nicht darum. Sie war ihre einzige Verdächtige.
    Plötzlich griff Schröder in die Außentasche seiner Lederjacke, holte sein Handy heraus und warf einen Blick auf das Display. Er stand auf und ging ein paar Schritte in Richtung Tür. »Schröder«, meldete er sich. Er lauschte.
    Ella beobachtete ihn, beobachtete, wie sich sein Rücken plötzlich versteifte und sofort wieder entspannte, wie er sich umdrehte, sie fixierte und den Blick im selben Moment abwandte, in dem er merkte, dass sie ihn ansah. »Nein«, sagte er leise, »nein …« Er lauschte wieder, und dann sagte er: »Ja, natürlich – natürlich, Chef, wir können sie ohne Weiteres – « Seine Stimme stieß die Worte hervor, ein scharfes Flüstern. Wieder so zornig. »Aber wir haben sie fast – « Sein Hals rötete sich. »Ja, ja, ja, sind Sie sicher? Ja, natürlich, das geht – «

    Was geht? , dachte Ella, gerade als Schröder das Gespräch abrupt beendete und mit einer unbeherrschten Geste das Handy wieder in die Tasche stieß. Er sah Ella an und sagte: »Sie können jetzt gehen.«
    Â»Was?«, fragte Aziz überrascht.
    Â»Er hat gesagt, wir sollen sie gehen lassen.«
    Aziz sah ihn fassungslos an, erst ihn, dann sie, und da wurde ihr klar, dass sie sich geirrt hatte. Der Mörder ist irgendwo da draußen. Sie schicken dich raus zu ihm. Du hast gerade erlebt, wie er ihnen befohlen hat, dich zur Schlachtbank zu schicken. Es ist jemand, der ihnen Befehle erteilen kann – Befehle, die sie nicht verstehen und nicht ausführen wollen, aber er duldet keinen Widerspruch.
    Â»Was ist mit meinem Anwalt?«, fragte sie. »Kann ich hier auf ihn warten?«
    Â»Das ist kein Wartesaal«, erklärte Schröder. »Sie sollten unsere Geduld nicht überstrapazieren.«
    Sie wissen nichts. Sie gehören nicht dazu. Aber für sie bin ich schuldig. Sie hielt noch immer Max’ nie abgeschickten Brief an sie in der Hand. »Kann ich den behalten?«
    Â»Das ist

Weitere Kostenlose Bücher