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Ermittlerpaar Moretti und Roland 02 - Suendenspiel

Ermittlerpaar Moretti und Roland 02 - Suendenspiel

Titel: Ermittlerpaar Moretti und Roland 02 - Suendenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Therese Philipsen
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wurden niedergebrannt, Frauen vergewaltigt und Männer ermordet. Übergriffe, bei denen die niederländischen Soldaten in einzelnen Fällen Zeugen waren. Angst vor dem, was geschehen könnte, machte sich breit, und Gerüchte über eine bevorstehende ethnische Säuberung kamen auf. Mit einer Gruppe anderer Männer bin ich in der Nacht vom 11. auf den 12. Juli aus der Stadt geflohen. Seither habe ich niemanden von ihnen mehr gesehen.«
    »Und die beiden, die zusammen mit Ihnen überlebt haben?«
    »Wir kamen alle drei aus Srebrenica.«
    »Danke.«
    Liv lehnte sich im Stuhl zurück. Sie legte die Hände vor das Gesicht und spürte Schweiß an ihren Fingern. Vielleicht auch eine Träne. Sie schnaubte ein paarmal laut, wie um das Ganze von sich abzuschütteln. Dann öffnete sie das beigefügte Dokument, in dem die Namen der Beteiligten standen. Wie sie vermutet hatte, war der Vater Esad Nuhanovic und der kleine Junge Safet Nuhanovic. Dann scrollte sie im Dokument ein Stück weiter nach unten.
    Hier stand der Name des Zeugen.

31
    A nette kommt durch.«
    Die gedrückte Stimmung, die den ganzen Vormittag über den kleinen Kommandoraum fest im Griff gehabt hatte, wurde von einem Jubelschrei abgelöst, und die tiefen Falten verschwanden aus den Gesichtern.
    Max war soeben aus dem Krankenhaus gekommen. Anette war bereits wach und konnte sitzen. Die Kugel war in ihren Hals eingedrungen und hatte eine Ader aufgerissen, was den hohen Blutverlust erklärte. Dem schnellen Einsatz der Rettungskräfte war es zu verdanken, dass nicht mehr passiert war. Im Kommandoraum wurden High-Fives ausgetauscht, und man schlug sich auf die Schulter. Liv umarmte Max lange.
    »Verdammt, Mann, war ich nervös«, sagte sie.
    Er nickte.
    »Ich auch«, sagte er und drückte sie fest. »Ich auch.«
    Es gab Kaffee und ein paar gelbe Kuchen aus dem Schrank im Flur, während sie über dies und das plauderten und es tunlichst vermieden, über die vergangene Nacht zu reden. Irgendwann fragte Max aber doch, ob sie etwas aus den Soldaten herausbekommen hatten.
    »Wir haben sie erst mal ausschlafen lassen. Keiner von uns wäre in der Lage gewesen sich zu konzentrieren, solange wir nicht wussten, wie es Anette geht«, antwortete Roland.
    »Aber das seid ihr jetzt«, sagte Max.
    »Das sind wir jetzt«, sagte Roland und gab Liv ein Zeichen, ihm zu folgen.
    »Bist du okay?«, fragte Roland, als sie draußen auf dem Gang standen und er die Tür zum Kommandoraum hinter sich geschlossen hatte.
    Liv lächelte schief.
    »Aha. Das obligatorische ›Du hast einen Menschen erschossen und nun müssen wir sichergehen, dass du in Ordnung bist‹-Gerede«, sagte sie und zog eine Zigarettenschachtel aus ihrer Lederjacke.
    Roland griff nach ihrem Handgelenk. Sie sah auf.
    »Bitte. Du musst das hier verdammt nochmal ernst nehmen.«
    Sie seufzte, befreite sich aus seinem Griff, fischte eine Zigarette aus der Packung und drehte sie zwischen den Fingern hin und her. Sie schaute ihm in die Augen.
    »Glaubst du wirklich, das tue ich nicht?«
    »Doch, schon, ich weiß, dass du das tust. Ich glaube, ich kenne dich ganz gut. Aber es kann nicht schaden, zwischendurch mal ein paar Gefühle zu zeigen. Du musst nicht herumrennen und so tun, als ob dir das Ganze scheißegal ist. Wir wissen alle, dass das nicht der Fall ist.«
    »Nun gut.«
    Roland seufzte.
    »Sprich zumindest mal mit Anette, wenn sie wieder gesund ist, okay? Über das, was geschehen ist, und wie es dir damit geht, einverstanden?«
    Liv nickte. Roland hatte Recht. Sie hatte versucht, alles zu verdrängen und so zu tun, als wäre nichts geschehen, vor den anderen, aber in ebenso hohem Grad auch vor sich selbst. Es war das erste Mal, dass sie einen Menschen getötet hatte, und sie wollte das nicht noch einmal erleben. Wieder und wieder war sie die Nacht in Gedanken durchgegangen. Gab es etwas, das sie hätte anders machen können? Sie hatte in ihrem Hotelzimmer gelegen und alles hin und her gewendet, aber keinen Fehler sehen können bis auf die Tatsache, dass sie Anette nicht hätte mitnehmen sollen.
    »Ich muss dir auch sagen, dass jetzt eine Reihe an Formalitäten ihren Lauf nimmt. Der Staatsanwalt wird den Ablauf untersuchen.«
    »Das ist mir klar.«
    Liv schwieg und starrte Roland an.
    »Ist das Gespräch damit jetzt überstanden?«, fragte sie und zeigte auf die Zigarette.
    Roland fuhr sich mit der Hand über die Glatze.
    »Ja, verdammt, machen wir alle eine Zigarettenpause.« Er steckte seinen Kopf in den Kommandoraum und

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