Ermittlerpaar Moretti und Roland 02 - Suendenspiel
gab allen die Order, eine Pause zu machen und draußen ein bisschen frische Luft zu schnappen.
Liv folgte Miroslav auf den Parkplatz. Sie packte ihn am Ärmel seiner Daunenjacke und zog ihn um das Polizeirevier herum, so dass sie bei den beschlagnahmten Mopeds landeten, die aufgereiht in einem ehemaligen Fahrradschuppen standen. Als sie sich die Zigarette anzündete, fühlte sie sich wieder wie 15, als sie heimlich auf dem Schulhof geraucht hatte.
Miroslav starrte sie verwirrt an.
»Was ist los?«, fragte er.
Im Hintergrund sah sie Max und Lange Lind aus dem Haupteingang herauskommen. Aus Angst, sie könnten sie hören, zog Liv Miroslav vom Präsidium weg zu einer Bushaltestelle, wo sie sich in das Wartehäuschen setzte. Sie klopfte auf den kalten Sitz neben sich.
»Setz dich«, sagte sie, und er gehorchte widerwillig.
Sie lehnte sich ein Stück weit zu ihm hinüber.
»Was zum Teufel denkst du dir dabei?«, fragte sie.
»Ich weiß nicht, wovon du redest.«
Miroslav starrte auf die Straße, auf der ein paar Autos vorbeifuhren.
Liv legte eine Hand um sein Kinn und drehte sein Gesicht in ihre Richtung.
»Doch, das tust du«, sagte sie. »Hast du wirklich geglaubt, dass das niemand entdecken würde?«
Miroslav entriss sein Gesicht Livs Griff und drehte sich weg.
»Du bist privat in diesen Fall verwickelt«, fuhr sie fort.
»Befangen würde dich manch einer vielleicht nennen.«
»Das hat nichts mit dem Fall zu tun.«
Liv schaute ihn abwartend an. Sie war verdammt wütend auf ihn, weil er ihr nichts erzählt hatte. Wobei wütend vielleicht nicht ganz das richtige Wort war. Eher verärgert oder enttäuscht.
»Warum hast du nicht gesagt, dass du das Opfer kanntest?«, fragte sie.
»Das hätte keinen Unterschied gemacht. Ich habe darüber nachgedacht, aber es hätte wirklich keinen Unterschied gemacht.«
Liv wartete erneut. Sagte nichts, sondern ließ ihn reden. Nachdem sie die Dokumente vom Gerichtshof gelesen hatte, kannte sie die Geschichte, aber er sollte sie ihr selbst erzählen. Mit seinen eigenen Worten.
»Er war mein Freund. Ich wollte helfen, seinen Mörder zu finden, koste es, was es wolle«, sagte Miroslav.
Liv wandte ein, dass Miroslav mehr als bloß ein Freund gewesen war.
»Du hast ihm das Leben gerettet. Ihm und seinem Sohn«, sagte sie.
»Du bist verdammt nochmal ein Held.«
Liv hatte den Ausdruck der Dokumente des Gerichtshofes bei sich und reichte sie Miroslav umständlich.
Er schaute sie nicht an, sondern lehnte sich stattdessen nach vorn und versuchte Liv zu erklären, dass dies exakt der Grund dafür war, warum er ums Verrecken bei den Ermittlungen hatte dabei sein wollen.
»Ich habe diese Menschen gemocht. Ich mag diesen Jungen noch immer, er verdient es zu erfahren, was mit seinem Vater passiert ist. Dem einzigen Elternteil, das er noch hatte.«
»Aber warum hast du nichts gesagt?«
»Ich habe befürchtet, Roland würde mich von dem Fall abziehen. Und was hätte das genützt?«
Liv rauchte und schaute Miroslav nachdenklich an, bevor sie ihn fragte, ob er wirklich geglaubt habe, das geheim halten zu können.
Miroslav lächelte vorsichtig.
»Eigentlich nicht. Es erstaunt mich, dass es niemand früher herausgefunden hat.«
Liv blies den Rauch in den Wind, während sie schulmeisterlicher als beabsichtigt herausbrachte, dass er wichtige Informationen über das Opfer vor ihnen zurückgehalten habe und es daher nicht ganz der Wahrheit entspreche, dass es nichts mit dem Fall zu tun habe.
»Wir haben viel Zeit darauf verwendet, seine Identität festzustellen, dabei wusstest du die ganze Zeit, wer er war.«
Miroslav schüttelte den Kopf.
»Ich wusste nichts. Nichts, was den Ermittlungen hätte nützen können. Ich bin das im Kopf jeden Tag aufs Neue durchgegangen, und nichts von dem, was ich weiß, hätte helfen können. Ich wusste nichts von dem Letzten Ausweg oder irgendetwas anderes.«
Liv fragte ihn, was er über Safet wusste.
»Ich habe ihn viele Jahre lang nicht gesehen.«
Miroslav musste lächeln.
»Du warst bei ihm. Wie geht es ihm? Ist er ein toller Junge geworden?«
Liv nickte und sagte, dass er keine Probleme mit den Mädchen bekommen dürfte, aber augenscheinlich eine Reihe anderer Probleme habe.
»Das habe ich schon dem Bericht entnommen«, sagte Miroslav.
Selbstverständlich hatte er alles vom Rand aus verfolgt und versucht, etwas über den Jungen zu erfahren, ohne Aufsehen zu erregen. Er musste sich um ihn gesorgt haben, hatte diese Sorge aber nicht zeigen
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