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Ermittlerpaar Moretti und Roland 02 - Suendenspiel

Ermittlerpaar Moretti und Roland 02 - Suendenspiel

Titel: Ermittlerpaar Moretti und Roland 02 - Suendenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Therese Philipsen
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haben wir den Toten in unser eigenes Auto geschleppt und das andere Auto in den Graben gefahren und angezündet. Wir sind mit ihm zum Nahkampfhaus rausgefahren, und den Rest kennen Sie.«
    Liv glaubte ihm.
    »Was ist mit Christoffer Lorentzen?«, fragte sie.
    Christian Kragh seufzte.
    »Das war doch keine Absicht, dass er …«, er schwieg und schaute so flehend auf Livs Zigaretten, dass sie ihm noch eine anbot, bevor er erzählte, dass Christoffer Lorentzen danach angefangen hatte, davon zu träumen, und dass diese Albträume ihm wohl unheimlich zugesetzt hatten.
    Liv nickte. In dem Brief hatte er garantiert über den Vorfall berichtet und die beteiligten Personen namentlich benannt. Daher hatte Oberst Bechmann wohl entschieden, das zu decken. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn der Brief der Presse in die Hände gefallen wäre. Eine Truppe traumatisierter Soldaten schändet eine Leiche.
    Christian Kragh erzählte weiter, dass es Jacob Adamsen gewesen war, der seine Hundemarke gefunden hatte. Christoffer Lorentzen hatte sie auf sein Kissen gelegt, bevor er raus zu der Brücke gefahren war.
    »Wir haben unsere eigene Beerdigung abgehalten und die Hundemarke unten beim Nahkampfhaus in der Erde vergraben. Für uns war das der einzig denkbare Abschied.«
    Liv seufzte und zündete sich noch eine Zigarette an. Der Qualm stieg bis zur Decke auf, wo er von der Lüftungsanlage aufgesaugt wurde. Machten sie so weiter, sprang bald der Rauchmelder an, dieser kleine Verräter, und dann hätten sie Bengt Hansen mit einem Vortrag zum Rauchverbot bei der Polizei im Nacken.
    »Erzählen Sie uns etwas ausführlicher, was Sie mit der Leiche gemacht haben«, sagte sie und bat ihn zu erzählen, wie er auf die Idee gekommen war.
    »Ich hatte das während einer unserer Einsätze in Afrika gesehen«, sagte er und inhalierte tief.
    Liv schaute zu Roland, der sich ausnahmsweise einmal nicht durch den Rauch belästigt fühlte. Vielleicht bemerkte er ihn gar nicht, blendete ebenso wie sie die ganze Welt aus und versuchte, sich in die Geschichten und Schicksale der Menschen hineinzuversetzen, die an dem Tisch im Verhörraum lebendig wurden.
    »Erzählen Sie«, sagte er, während Christian Kragh seufzend den Rauch durch die Nase ausstieß.
    »Wir hatten 2005 einen Einsatz im Kongo …« Er machte eine lange Pause und erzählte dann mit schwerer Stimme, dass es spät am Nachmittag gewesen war, kurz vor Einbruch der Dunkelheit. »Es war kein Verkehr auf der Landstraße. Nach einer Patrouillenfahrt entlang der Grenze zum Nachbarland Burundi waren wir auf dem Rückweg zum Hauptquartier. Etwa eine Viertelstunde später kamen wir auf der Spitze eines Hügels an und konnten ein paar hundert Meter den Weg hinunterschauen. Wir hatten zuvor schon in der Ferne eine Gestalt gesehen und erkannten jetzt, dass es ein Mann war, der ein Kind unter dem Arm trug.«
    »Was für ein Mann?«, fragte Liv, während sie bemerkte, dass die Zigarette in Christian Kraghs Händen wieder zu zittern begann. Er hielt sie mit beiden Händen fest, während er sie zum Mund führte, bevor er fortfuhr.
    »Ein Zivilist. Ein Schwarzer. Er stand, einen stummen Schrei auf den Lippen, mitten auf der Straße. Sein Mund war vor Angst weit aufgerissen. Der Schweiß tropfte ihm von der Stirn.«
    Er hatte selbst angefangen zu schwitzen und wischte sich die Stirn mit dem Handrücken ab. Dabei war es gar nicht so warm im Raum, dachte Liv und bereitete sich darauf vor, dass das, was jetzt kommen würde, brutal sein würde.
    »Wir schafften es nicht, miteinander zu sprechen, bevor wir an der nächsten Kreuzung am linken Straßenrand den Körper einer Frau sahen, der jedes Mal zuckte … wenn er getroffen wurde«, sagte er, ohne sie anzuschauen.
    Erneut führte er die zitternde Zigarette zu den Lippen. Liv wusste ganz genau, wie beruhigend sich der Rauch in diesem Moment anfühlen musste.
    »Um sie herum standen vier Männer mit Tapangas , Macheten, und schlugen abwechselnd auf sie ein …«
    Liv schwieg lange. Auch Roland sagte kein Wort. Christian Kragh fuhr von alleine fort.
    Er erzählte, sie hätten die vier Männer mit Schüssen vertrieben, und erst dann hätten sie die Frau richtig gesehen.
    »Ihre Haut war hell, ebenso die Haare und die Augenbrauen. Sie war ein Albino. Sie hatten ihr an mehreren Stellen die Haut abgezogen, während sie noch am Leben war. Ihr Arm war abgehackt worden, und sie hatten sie skalpiert. Die abgehackten Teile lagen in einem Haufen neben ihr.«
    Er schaute

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