Ermittlerpaar Moretti und Roland 02 - Suendenspiel
nicht daran erinnern, diese Worte jemals zuvor verwendet zu haben. Er lehnte sich auf dem Stuhl zurück und signalisierte, dass er gesagt hatte, was er zu sagen hatte.
»Dann ist jetzt Zeit für Fragen«, kam es von Bræmer, und Roland wurde klar, dass dies die einzige Aufgabe dieses Mannes war, sah man einmal davon ab, dass er mit am Tisch saß, um das Bild einer größeren Einheit zu vermitteln.
»Gibt es bereits Festnahmen?«, fragte ein Journalist aus der ersten Reihe.
Roland schüttelte den Kopf, während der Polizeidirektor das Wort ergriff.
»Zum jetzigen Zeitpunkt können wir darauf leider keine Antwort geben.«
»Aber haben Sie irgendwelche Verdächtigen?«
»Dazu kann ich aus ermittlungstechnischen Gründen leider nichts sagen.«
»Haben Sie überhaupt eine Spur?«, fragte ein anderer Journalist.
»Die Ermittlungen laufen«, antwortete der Polizeidirektor.
Roland vermied es, auf die aufdringlichen Fragen zu antworten. Was zu sagen war, hatte er gesagt. Was sie ansonsten wissen wollten, konnte er ihnen nicht sagen, sonst hätte er es schon getan. Er lehnte sich auf dem Stuhl zurück und überließ es dem Polizeidirektor, die Fassade zu wahren, während sich die Journalisten gegenseitig mit ihren Fragen übertrumpften, als ginge es vor allem darum, vor den anderen Pressevertretern die Muskeln spielen zu lassen.
»Aber haben Sie überhaupt jemanden unter Verdacht?«
Der Polizeidirektor sah zu Roland, als würde er von ihm die Rettung erwarten, aber Roland hatte keine Lust auf dieses Spiel.
»Das gehört, wie bereits gesagt, zu den ermittlungstechnischen Geheimnissen«, sagte er dann.
Der Journalist nickte. Er wusste ganz genau, was das bedeutete.
Ein Meer aus Händen schnellte in die Höhe.
»Stimmt es, dass die Leiche zerteilt war, als Sie sie gefunden haben?«, kam es aus der letzten Reihe.
Erneut schaute der Polizeidirektor zu Roland, dann antwortete er selbst: »Aus Rücksicht auf die Angehörigen ist uns zum jetzigen Zeitpunkt sehr daran gelegen, dass keine Details nach außen dringen, die …«, dann unterbrach er sich selbst, so dass sich Roland schließlich seiner erbarmte.
»Unangenehm sind«, übernahm er und räusperte sich. »Die Sache ist die, dass der Tote einen Sohn hat, der, so weit wie möglich, vor allzu vielen Details um den Tod seines Vaters verschont bleiben sollte«, sagte er und hoffte, damit die Journalisten zum Verstummen zu bringen, damit sie mit ihrer Arbeit weiterkommen konnten.
»Aber stimmt es oder nicht?«
Roland fingerte an seinem Bart herum. Er konnte sie schließlich nicht rundweg anlügen.
»Es stimmt«, sagte er und sah Safets Gesicht vor sich, wenn er die Zeitung aufschlug oder am nächstgelegenen Kiosk vorbeiging.
Verdammt nochmal. Die Grausamkeit dieses Verbrechens war sicher ein gefundenes Fressen für die Klatschpresse. Für den Bruchteil einer Sekunde schloss Roland die Augen, und die Bilder der zerstückelten Leiche tanzten erneut vor seinem inneren Blick herum. Er konnte sich an keinen früheren Fall mit zerstückelten Opfern erinnern, bei dem die abgetrennten Leichenteile nicht in eine Tasche, einen Sack oder einen Koffer gepackt worden waren. Warum die Leiche zerstückeln, wenn alle Teile doch am gleichen Ort enden? Das hatte nichts damit zu tun, dass der Täter sein Verbrechen verbergen wollte. Womit aber dann? Genuss? Wut?
»Wie lange war er tot, als er gefunden wurde?«, fragte einer der Journalisten.
Roland antwortete, dass sie das nicht wussten, und hatte plötzlich das Gefühl, mitten in der Jagdsaison auf freier Flur zu sitzen.
»Und die Todesursache?«
»Die kennen wir auch noch nicht.«
»Aber Sie haben doch wohl einige Theorien, die Sie verfolgen?«
»Sie wissen doch ganz genau, dass wir unsere Theorien nicht mit der Öffentlichkeit teilen, wir geben ausschließlich Fakten preis.«
»Was hat die Durchsuchung seines Hauses ergeben?«
»Das Material wird derzeit untersucht.«
»Ist es denkbar, dass er an einem anderen Ort getötet und dann in dem Haus auf dem Übungsgelände vergraben wurde, oder gehen Sie davon aus, dass er in dem Nahkampfhaus selbst ermordet wurde?«
»Wir arbeiten mit der ersten Theorie.«
»Also, dass er an einem anderen Ort ermordet wurde?«
»Ja.«
»Wo?«
»Das wissen wir noch nicht.«
»Der Tote ist Moslem, ein Flüchtling aus Bosnien, haben wir es mit einem rassistisch motivierten Mord zu tun?«
»Kein Kommentar.«
»Kann es sich um ein sexuelles Motiv handeln?«
»Das möchte ich auch nicht
Weitere Kostenlose Bücher