Ermorden Sie ihn unauffällig
eine schnelle Runde um uns, wobei er Bestellungen für drei Bourbons und
einen Scotch entgegennahm.
»Sagen wir — zwei Scotch«,
fügte der große Herr leutselig hinzu, als Larry wie ein Wirbelwind an ihm
vorüberhuschte. Dann ließ er seine Blicke ohne Hast über die
Konferenzteilnehmer schweifen. Er war der Käpt’n, das wußte er genau, und wir
waren die Besatzung, und das war ihm ebenfalls völlig klar.
»Ich bin Max Summers, meine
Herren«, verkündete er, dann marschierte er zu dem frei gebliebenen Sessel,
ließ sich elegant darin nieder und legte seine Diplomatentasche mit peinlicher
Akkuratesse vor sich auf die Knie.
Er war höchstens vierzig,
schätzte ich. Wie er aussah, hätte er leicht ein Vermögen verdienen können,
indem er sich in der Madison Avenue als Fotomodell für jene Moden verdingte,
die Generaldirektoren kaufen, und solche, die es werden wollen. Er war ein
Mann, der sich zu kleiden verstand, er wirkte männlich, ohne irgendwie plump zu
sein. Ein intellektueller Zug um die entschlossenen Lippen verwischte jegliche
unangenehme Härte. Kurz: ein Mann, bei dem ein Blick zur Überzeugung genügte,
daß er zu der in Inseraten so gern zitierten Führungsschicht zählte und
kultiviert im weitesten Sinn des Wortes war. Bestimmt trieb er Sport — entweder
Segeln oder Polo —, ebenso sicher verstand er etwas von Kunst, und zweifellos
war er der erklärte Liebling aller Frauen. Fast überflüssig zu erwähnen, daß er
gewiß fließend arabisch sprach.
So sah Max Summers aus. Mein
Urteil darüber, welcher Charakter hinter dieser imposanten Fassade steckte, hob
ich mir für später auf.
Er zündete seine Zigarette mit
einem Luxusfeuerzeug aus Platin an, dann lehnte er sich selbstgefällig zurück.
Offenbar wartete er auf etwas — und das hastete denn auch ein paar Sekunden
später ins Zimmer, mit einem Tablett, auf dem die Drinks standen.
Als Larry die Gläser verteilt
hatte, blickte er Summers fragend an. Der schnalzte mit den Fingern, worauf der
Mausewicht prompt verschwand.
»Nun wollen wir über Geschäfte
reden.« Summers richtete sich wieder auf. »Zunächst einmal möchte ich Ihnen,
meine Herren, danken, daß Sie gekommen sind. Ich bin, ehrlich gesagt, sehr
stolz, wenn ich bedenke, daß vier Spitzenkräfte ihres jeweiligen Fachs mir so
viel Vertrauen schenken, um allein auf guten Glauben hin die weite Reise zu
unternehmen. Ich glaube nicht, daß jemand von Ihnen dies bereuen wird.«
»Fein«, sagte der Hüne neben
mir. »Aber damit wissen wir noch immer nicht das geringste, stimmt’s? Ich bin
seit drei Tagen in diesem Nest, und es kommt mir schon vor, als seien das drei
Wochen zu viel.«
»Sie haben natürlich völlig
recht«, sagte Summers und nickte. »Ich komme sofort auf Tatsachen zu sprechen.
Ich möchte nur, daß Sie sich zuvor kennenlernen — und im Laufe der nächsten
beiden Wochen auch einander näherkommen. Was uns bevorsteht, ist Teamarbeit,
und es ist unbedingt erforderlich, daß wir eine Atmosphäre gegenseitigen
Vertrauens und kollegialer Achtung schaffen. Lassen Sie mich die Vorstellung
übernehmen, Gentlemen — selbstverständlich mit der nötigen Diskretion.«
Er sah meinen Nachbarn an. »Wie
Ihnen bekannt ist, habe ich jeden von Ihnen mit einem falschen Namen bedacht,
den Sie während Ihres hiesigen Aufenthalts bitte beibehalten wollen. Im übrigen
ist es wohl am besten, wenn wir uns mit Vornamen begnügen. Sie, meine Herren,
wurden sorgfältig aus vier verschiedenen Ecken der Staaten ausgewählt. Niemand
von Ihnen kennt einen anderen ans diesem Kreis, und Sie werden wahrscheinlich
darin mit mir übereinstimmen, daß niemand Sehnsucht nach einem Wiedersehen
empfinden wird, sobald unser Plan in die Tat umgesetzt ist. Und nun«, er wies auf
den Hünen, »möchte ich Sie mit Duke bekanntmachen.«
»Tag«, sagte mein Nachbar
trocken.
»Duke ist ein wahrer Künstler —
als Büchsenöffner«, erklärte Summers gewichtig. »Wenn ich mich nicht irre, sind
Sie wahrscheinlich der einzige Mensch auf dieser Welt, der eine Pfirsichdose
voll Nitroglyzerin geöffnet hat — auf Grund einer Wette. Stimmt es, Duke?«
»Ich hab’ verloren.«
Duke hob die linke Hand und
grinste breit — und jeder sah, daß ihm Mittel- und Ringfinger fehlten.
»Und das ist Johnny.« Summers’
Finger wies auf mich. »Auch er ist ein Künstler auf seinem Gebiet. Er hat
einmal am hellichten Tag mitten in der Stadt einen Auftrag erledigt, wobei er
unmittelbar neben einem Polizisten stand. Und
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