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Ermorden Sie ihn unauffällig

Ermorden Sie ihn unauffällig

Titel: Ermorden Sie ihn unauffällig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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dann hat er dem Polizisten
eingeredet, daß der Schuß entweder von einem Pfarrer oder von einer netten
alten Dame abgegeben worden sein mußte, die beide etwa zehn Meter dahinter
standen.«
    »Für wen von den beiden hat
sich der Bulle entschieden?« fragte Duke.
    »Das habe ich nicht
abgewartet«, erklärte ich ihm.
    Der Finger wanderte weiter
»Dies ist Sam«, sagte Summers.
    Sam war ein bißchen älter, ein
Fünfziger, mit schimmernder Glatze und wasserhellen Froschaugen. Er war wohl
seit Jahren ständig geschrumpft, denn seine lederne Haut hatte im Gesicht und
auf den Handrücken tiefe Falten geschlagen. Das verlieh ihm Ähnlichkeit mit
einem Reptil, und der franselige Mund mit den Gummilippen machte ihn auch nicht
gerade schöner.
    »Sam und Johnny besitzen die
gleiche Gabe.« Summers lächelte uns freundlich zu. »Vielleicht hat Sam sich ein
bißchen mehr auf ausgefallene Sachen spezialisiert?«
    Sam hatte eine hohe, krähende
Stimme — jedesmal, wenn er zu sprechen anhub, schien über dem Hühnerstall die
Sonne aufzugehen. »Mein bester Fall war wohl jener Kerl, der sich sein ganzes
albernes Leben lang Gedanken machte, damit auch alles aufs I-Tüpfelchen
stimmte. Der Wecker mußte eine Minute vor sieben klingeln, und haargenau um
sieben stand er auf — fünfzig Jahre lang, jeden Morgen. Er aß auch fünfzig
Jahre lang dasselbe zum Frühstück, in der Küche hatte er eine Eieruhr, damit
die Eier genau drei Minuten kochten — keine Sekunde mehr und keine weniger.
Jeden Morgen nahm er den gleichen Weg ins Büro, und wenn er dazu drei Schritte
mehr als durchschnittlich brauchte, suchte er sofort einen Arzt auf.«
    »Na und?« sagte Duke kühl.
    »Und deshalb sagte ich mir, ein
so exakter Mensch soll auch exakt aus diesem Leben scheiden«, krähte Sam stolz.
»Ich habe eine Zeitbombe in seinen Herd montiert und so eingestellt, daß der
alte Strolch auch bestimmt ihr Feuerwerk mitbekommen mußte. Und als die Eieruhr
gerade die letzte Sekunde abzählte, da ist er in die Luft geflogen.«
    »Last, but not least«, sagte
Summers, um die Vorstellung abzuschließen, »dies ist Bill.«
    Bill war der Jüngste,
vielleicht 26 oder 27. Er war ein beängstigend dürrer Junge mit strohblondem
Haar, das sich schon lichtete. Seine Augen besaßen die gleiche Farbe und
keinerlei Ausdruck. Seine Füße schabten unruhig über den Teppich, als die
anderen ihn ausführlich musterten, dann schob er beide Hände tief in die Hosentaschen
wie ein Schuljunge, den der Papa beim Rauchen erwischt hat.
    »Bill versteht sich auf
Systeme«, sagte Summers.
    »Worauf?« Sams feuchte Lippen
ließen vor Überraschung ein paar Tröpfchen fallen.
    »Wenn man etwas berechnet haben
möchte, vielleicht auf eine tausendstel Sekunde genau«, erklärte ihm Summers,
»dann ist Bill der richtige Mann. Zum Beispiel, wenn ein Tonbandgerät so
eingestellt werden soll, daß es alle drei Stunden fünf Minuten lang aufnimmt.
Ober wenn der Motor eines Lastwagens defekt werden soll, sobald er dreihundert
Meilen gelaufen ist. Das alles besorgt Bill.«
    »Oh, yeah.« Sam nickte eifrig.
»Jetzt kapier’ ich’s.«
    »Bliebe ich«, sagte Summers
ohne jede falsche Bescheidenheit. »Ich bin der Planer, Organisator und
Finanzier des gesamten Unternehmens, meine Herren. Es ist die größte Sache, die
ich je in meiner Laufbahn angepackt habe, und ich bin so frei zu behaupten, daß
Sie der gleichen Ansicht sein werden, sobald Ihnen sämtliche Einzelheiten
bekannt sind. Wir brauchen dazu Leute — eine ganze Menge, soweit ich es im
Augenblick übersehe, etwa fünfzehn. Vor allem aber sind die vereinten
Verstandeskräfte, Talente und fachlichen Erfahrungen nötig, die von Ihnen,
meine Herren, heute abend hier repräsentiert werden.«
    Er hielt einen Augenblick inne,
dann sah er einen nach dem anderen ausgiebig an. »Die Arbeit, die von jedem
einzelnen von Ihnen verlangt wird, ist anspruchsvoll und gefährlich. Ich
erachte es als ein Gebot der Fairneß, Ihnen dies von Anfang an klarzumachen.
Immerhin — Sie werden für Ihr Risiko geziemend entschädigt. Ich habe vor,
sechzig Prozent der Gesamtbeute des Unternehmens für mich zu behalten, die
restlichen vierzig Prozent sollen Sie in gleichen Teilen untereinander
aufteilen — pro Mann also zehn Prozent. Hat jemand Einwände?«
    Es folgte ein piepsendes
Geräusch, als jemand in der Tür sich plötzlich räusperte. Ich wandte den Kopf
und erblickte Larry, der dort mit gequältem Gesichtsausdruck stand.
    »Ah, natürlich.«

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