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Ermorden Sie ihn unauffällig

Ermorden Sie ihn unauffällig

Titel: Ermorden Sie ihn unauffällig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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begeistert, während er mit dem Ärmel ein paar
Aufregungstropfen von seinem Kinn wischte. »He! Zehn Prozent davon wären ja —
fünfzigtausend Flöhe, nicht wahr?«
    »Fünfzig Mille!« Der
strohblonde Junge namens Bill, der so eine Art technischer Wunderknabe war,
sagte mit zitternder Stimme: »Auf einem wunderbaren großen Haufen.«
    »Vergessen Sie nicht, daß wir
ihn noch nicht haben, Bill«, sagte Max eisig. »Das Geld fällt keinem von uns in
den Schoß. Wir haben einen exakten und komplizierten Fahrplan aufgestellt, denn
nur so läßt sich der Job überhaupt ausführen. Wenn nur einer sich nicht nach
diesem Programm richtet, dann platzt automatisch die ganze Sache. Daran muß
jeder jederzeit denken.«
    »Das tu’ ich gern, Mr.
Summers«, sagte der Junge nervös.
    »Johnny?« Max widmete mir
vorübergehend seine ungeteilte Aufmerksamkeit. »Wie können Sie mit einer .70er
Winchester umgehen?«
    Ich fiel beinahe von der Couch,
dann beruhigte ich mich mit der Tatsache, daß er unmöglich etwas von Louis und
dessen Schießgewehr wissen konnte.
    »Wenn ich an welchem Ende davon
stehe, Max?« fragte ich.
    »Sehr witzig«, schnappte er.
»Jetzt...«
    »Aus der Übung«, erklärte ich
ihm. »Sie meinen natürlich so ein Ding mit Zielfernrohr?«
    »Gewiß«, sagte er. »Es ist kein
Problem, Johnny. Wir werden dafür sorgen, daß Sie in der nächsten Woche
ausreichend trainieren können. Larry wird Sie über die Einzelheiten informieren.«
Eine Sekunde danach hatte er meine Existenz offenbar völlig vergessen. »Sam?
Ich möchte mit Ihnen und Bill noch heute abend ein ganz spezielles Detail
besprechen, das mir im Moment noch Sorge macht. Ich brauche erst Ihre Hilfe,
damit ich dann Duke seine Sonderaufgabe stellen kann.« Er lächelte. »Manchmal
ist das Leben halt kompliziert.«
    Er erhob sich geschmeidig, die
Diplomatentasche in der rechten Hand. Jetzt sah er wieder wie ein
Generaldirektor aus. Ich schloß einen Moment die Augen und versuchte mir
auszumalen, wie er mit Midnight in ihrem Haremszimmer — aber es ging nicht, so
viel Vorstellungskraft besaß ich nicht.
    »Well«, sagte Max
draufgängerisch. »Das wäre wohl im Augenblick alles. Larry wird während der
ganzen Zeit mit jedem in Verbindung bleiben, darüber braucht sich niemand den
Kopf zu zerbrechen. Oder hat noch einer einen besonderen Wunsch?«
    »Yeah.« Duke grinste finster.
»Wie soll ich es anstellen, daß ich in diesem Kuhdorf nicht den Verstand
verliere? Macht es etwas, wenn man uns zusammen sieht? Ich meine, wenn wir mal
einen trinken gehen und so?«
    Max zögerte einen Augenblick,
dann schüttelte er den Kopf. »Ich glaube nicht, Duke. Warum auch? Ich brauche
wohl nicht zu betonen, daß Swinburn, Iowa, ganz bestimmt nicht die Stadt ist,
die wir aufs Korn nehmen werden. Wir benutzen sie nur als eine Art
Trainingscamp.«
    Duke wandte sich mir zu, wobei
er sich mit seinen gepflegten langen Fingern emsig den Kopf kratzte.
    »Wie war’s, Johnny?« schlug er
vor. »Wir könnten uns ein paar genehmigen.«
    »Hört sich gut an,« erwiderte
ich.
    »Okay, let’s go,« knurrte er.
»Ich hab’ schon Bauchweh von all dem vornehmen Gerede. Weißt du, daß man einen
erhöhten Blutdruck davon kriegen kann?«
    Und dies war der Anfang einer
wahren Freundschaft.
     
     
     

6
     
    Die vernünftigste Bar im ganzen
Nest entdeckten wir erst am dritten Abend, in einer schmalen Seitenstraße am
südlichen Ende der Main Street. Besitzer und Barmann in einer Person war ein
Kerl namens Donavan, der von einem leidenschaftlichen und überwältigenden Haß
gegen die gesamte Menschheit erfüllt war. Er war überzeugt, daß er der
unglücklichste Mann der ganzen Welt war. Nur einmal schien er Glück gehabt zu
haben — das war vor zwanzig Jahren, als seine Frau mit einem Handlungsreisenden
durchging, wie er uns erzählte. Aber ein paar Tage danach entdeckte er, daß die
beiden sein Bankkonto abgehoben und außerdem das Beste von seinen
Schnapsvorräten mitgenommen hatten.
    Er war eine lebende
Bohnenstange mit flackerndem Blick, und auf seinem nußbraunen,
sommersprossenbesäten Schädel wuchsen vereinzelte Büschel grauer Haare. Er
hielt von Zahnärzten ebensowenig wie von künstlichen Zähnen, und so war es ein
gar schrecklicher Anblick, ihn lächeln zu sehen — wenn er seine sechs einsamen
Beißerchen enthüllte. Sein Gesicht hätte von Rechts wegen im Interesse der
Nachwelt gleich bei seiner Geburt abgeschafft werden sollen.
    Wir hatten seither jeden Abend
in seiner

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