Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ernst Bienzle 14 - Bienzle und die lange Wut

Ernst Bienzle 14 - Bienzle und die lange Wut

Titel: Ernst Bienzle 14 - Bienzle und die lange Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Huby
Vom Netzwerk:
Zeugen.«
    »Den hab ich erfunden, um den Adler auf den Leim zu führen. Er ist auch drauf reingefallen. Er hat zugegeben, daß er auf dem Korridor war. Aber so was ist natürlich nicht gerichtsverwertbar.«
    Kerstin starrte den Kommissar ungläubig an: »Ihr habt keinen Zeugen...?«
    Gächter wand sich: »Wir können sagen: ›Auf Befragen hat der Verdächtige zugegeben, daß er noch mal auf dem Korridor war‹. Aber das zerreißt dir jeder Anwalt in der Luft. Der muß noch nicht einmal besonders gut sein!«
    »Ist dir eigentlich klar, in welche Schwierigkeiten du dich bringst?«
    »Jetzt ist nur wichtig, daß der Patrick wieder nach Hause kommt. Alles andere sehen wir dann...«
    Das Telefon schrillte. Gächter nahm ab und stellte auf Lautsprecher. »Ja, Gächter hier.«
    Joes Stimme erklang. »Ich wollt mich bei Ihnen bedanken, ohne Sie würd ich jetzt immer noch im Loch sitzen.«
    »Wo ist das Kind?«
    »Da gibt es noch eine kleine Verzögerung. Wir verlangen 250.000 Mark, in kleinen, vom Leben gezeichneten Scheinen.«
    Gächter versuchte, ruhig zu bleiben. »Wir haben ein Abkommen. Geben Sie mir mal Ihre Freundin...!«
    »Ohne das Geld läuft nichts.«
    »Sie waren es also doch! Sie haben Lohmann ermordet!«, sagte Gächter mit fast erstickter Stimme.
    »Wenn’s so wäre, wär’s schlecht für Sie, was, Kommissar? In 24 Stunden wollen wir das Geld.«
    Gächter schrie verzweifelt: »Wo soll ich denn so viel Geld hernehmen? Wissen Sie, was ein Polizist verdient?«
    »Das ist ihr Problem, veranstalten Sie eine Sammlung!«
     
    Joe schaltete das Handy ab, bevor ihn die Abhörtechniker lokalisieren konnten. »Ich hab ja immer gesagt, wir müssen uns nehmen, was wir brauchen. Geben tut dir niemand was. Und die, die was haben, teilen nicht!«, sagte er zu Mascha.
    »Joe, das kann nicht gut ausgehen.«
    Aber der junge Mann war schon wieder ganz euphorisch: »Das kann überhaupt nur gut ausgehen. Wir nehmen die Kohle und dann machen wir einen ungeheuer starken Abgang. Du wirst sehen, wir werden noch berühmt!«
    »Das werden wir auch so«, sagte Mascha niedergeschlagen. »Ab jetzt machen die doch Jagd auf uns mit allem, was sie haben. Die suchen uns sogar übers Fernsehen.«
    »Wir kommen ins Fernsehen? Echt? Hab ich noch gar nicht dran gedacht. Ist doch Klasse.« Er knuffte Patrick. »Was sagste dazu, Alter: Wir werden alle drei noch Fernsehstars, ey!«
    »Hier kann man ja nicht fernsehen«, sagte der Junge trocken.
    Joe blieb guter Laune. »Du hast recht, Kumpel, ich sollte uns einen Fernseher beschaffen... du, der Posträuber, Bricks oder Biggs oder so, der wurde auch ’n Fernsehstar... Na ja, jetzt ist er ein bißchen alt, aber damals hamse über den einen Film gemacht. War echt Spitze! Und dann ist der ab nach Argentinien oder Brasilien. Den hamse nie ausgeliefert...«
     
    In Gächters Wohnung herrschte verzweifeltes Schweigen. Die Beamten für die Mithöreinrichtung gingen auf Zehenspitzen herum, Kerstin hatte ihr Gesicht in den Händen verborgen. Gächter rauchte eine Zigarette nach der anderen.
    Schließlich sagte er: »Wenn ich nicht diesen Scheißberuf hätte...«
    Kerstin versuchte ihn zu trösten: »Du hast doch gesagt, dieser Joe sei ziemlich intelligent. Er wird schon einsehen, daß er sich so nur immer weiter reinreitet.«
    Der Kommissar schüttelte den Kopf. »Der hält sich doch für den Größten. Wer weiß, was dem noch alles einfällt...«
     
    Joe und Mascha hatten Patrick wieder eingeschlossen und waren auf den Neubau hinaufgestiegen. Joe balancierte dicht am Dachrand und sang: »Bonny and Clyde... «
    Mascha schrie: »Hör auf! Du hast den Film doch auch gesehen!«
    Aber ihr Freund war jetzt in einer geradezu hysterischen Euphorie. Er schrie: »He, ihr da unten, ihr Scheißer! Ihr habt geglaubt, jetzt hättet ihr uns am Arsch. Von euch lassen wir uns doch nicht ficken! Jetzt geht die Party richtig los, schallali, schallali, schallala!« Er verlor beinahe das Gleichgewicht.
    Mascha schrie entsetzt: »Joe, paß doch auf!«
    Aber er rief zurück: »Mir kann nichts passieren! Ich bin immun! Joe Keller ist unbesiegbar!«
    Mascha sagte nüchtern: »Wenn du runterfällst, bist du genauso tot wie jeder andere...«
    Joe sprang auf das Dach zurück. »Du hast recht. Wo doch unser Leben gerade erst anfängt!« Er nahm sie in die Arme, küßte sie und fing an, sie auszuziehen. »Jetzt und auf der Stelle will ich mit dir schlafen.«

29
    Der Himmel lag grau und schwer über dem kleinen Dorf. Aus dem

Weitere Kostenlose Bücher