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Ernst Bienzle 14 - Bienzle und die lange Wut

Ernst Bienzle 14 - Bienzle und die lange Wut

Titel: Ernst Bienzle 14 - Bienzle und die lange Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Huby
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Steinachtal stiegen Nebelwolken auf und blieben in den dicht stehenden Tannen am Hang über dem Flüßchen hängen. Die hoch gewachsenen Kiefern auf dem Kamm des Hügels waren nur schemenhaft zu sehen. Ein leichter Nieselregen ging nieder.
    Bienzle hatte den Hut tief in die Stirn gezogen und den Mantelkragen hochgeschlagen. Ein Gefühl der Einsamkeit hatte ihn gepackt. Am Morgen war Hannelore nach Stuttgart zurückgefahren. Er fühlte sich einsam, so, als wäre er in die Welt hinausgeworfen worden.
    Martin Horrenried wurde von zwei uniformierten Polizisten aus dem Haus gebracht. Er trug einen schäbigen Koffer in der Hand. Vielleicht war es ja auch das Schicksal dieses Mannes, das Bienzles Gedanken so verdüsterte.
    Winfried Horrenried kam seinem Vater nach und brachte ihm eine Strickweste. »Da, Vater. Im Knast ist es kalt.«
    Martin Horrenried trat zu Bienzle. »Ich hab nicht gedacht, daß ich ihn umgebracht hätte. Als er mich gesehen hat, ist er mir doch gleich an die Gurgel gegangen. Er hätt mich umgebracht... ich hab mich doch wehren müssen. Der Albert hat rot gesehen!«
    Schildknecht blaffte: »Ach ja... die bekannte Notwehrtheorie!«
    »Ach, seien Sie doch still!«, herrschte Bienzle den jungen Kollegen an.
    »Und von so einem läppischen Schlag stirbt man doch auch gar nicht«, sagte Martin Horrenried.
    »Spricht aber einiges dafür«, antwortete Bienzle.
    »Das war kein harter Schlag, bestimmt nicht. Ich bin ja auch körperlich gar nicht so gut beieinander.«
    »Warum waren Sie überhaupt dort?«
    »Ich hab ihn um Geld bitten wollen. Für meinen Sohn...«
    »Ja, abends um sechs, das wissen wir. Aber Sie sind ja in der Nacht noch mal da gewesen.«
    Martin Horrenried nickte. »Ja«, sagte er zerknirscht.
    Schildknecht meldete sich wieder. So leicht ließ er sich den Mund nicht verbieten. Immerhin hatte er, im Unterschied zu Bienzle, studiert und war Volljurist. Jetzt sagte er: »Und Sie sind noch mal in der festen Absicht hingegangen, Ihren Bruder umzubringen?«
    Martin schrie verzweifelt: »Nein! Einen Denkzettel hab ich ihm verpassen wollen – einen Denkzettel, mehr nicht!«
    Sein Sohn legte die Hand auf den Arm des Vaters. »Du redest erst wieder, wenn du einen Rechtsanwalt hast.«
    »Ja, vielleicht hast du recht...«
    Bienzle resümierte trotzdem: »Sie wollten seine Maschinen kaputtmachen, er ist dazugekommen, und da wußten Sie sich nicht anders zu helfen.«
    Aber Martin unterbrach ihn: »Er ist doch auf mich losgegangen! Ich hab mich nur gewehrt!«
    »Ich hol dich da ganz schnell wieder raus«, sagte Winfried. »Wir nehmen die besten Anwälte.«
    Doch sein Vater schüttelte nur trostlos den Kopf. »Ach, Bub, und von was willst du die bezahlen?«
    Bienzle sagte: »Steigen Sie bitte ein, Herr Horrenried!«
    Resignierend setzte sich Martin Horrenried in den Polizeiwagen.
    Als er davonfuhr, sagte Schildknecht zu Bienzle: »So was nennt man einen schnellen Fahndungserfolg.«
    »Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben«, gab der Kommissar zurück. »Ich fahr nach Stuttgart. Den Rest können Sie ja wohl alleine erledigen.«
    Und so kam es, daß er zwei Stunden später an Gächters Wohnungstür klingelte. Die beiden Männer nahmen sich wortlos in die Arme. Und erst als Bienzle Kerstin begrüßte, fand er die Sprache wieder.
    »Das ist eine furchtbare Sache«, sagte er.
    Unterwegs hatte er über Funk den neuesten Stand erfahren.

30
    Ein Motorrad fuhr in Schlangenlinien über ein schmales Sträßchen auf der Albhochfläche. Am Lenker Joe Keller, auf dem Soziussitz Mascha, dazwischen Patrick.
    Es war nicht schwierig gewesen, die Maschine vom Parkplatz der Turn- und Festhalle eines größeren Dorfes nicht weit von Backnang zu schieben. Sie hatten sich nicht einmal den Namen des Dorfes gemerkt. Joe hatte die Zündung kurzgeschlossen. Es war ein älteres Modell, bei dem das ohne Schwierigkeiten zu machen war. Die Helme hatten sie von verschiedenen Lenkern anderer Motorräder abgemacht. Es gab noch immer Motorradfahrer, denen es zu mühsam war, ihren Helm überall mit hinzutragen.
    Joe genoß die Fahrt, obwohl auch hier die Wolken fast auf den Feldern lagen und die Spitzen der Bäume verhüllten. Vor ihm erschien nun die Silhouette eines kleinen Bauerndorfes. Plakate an Telegrafenmasten und Straßenbäumen hatten schon Kilometer zuvor angekündigt, daß dort das Herbstfest der Musikkapelle stattfand. Es war Freitag. Und wahrscheinlich feierten die Dörfler schon.
    Ein kleines Riesenrad, ein Bierzelt, eine

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