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Ernst Bienzle 14 - Bienzle und die lange Wut

Ernst Bienzle 14 - Bienzle und die lange Wut

Titel: Ernst Bienzle 14 - Bienzle und die lange Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Huby
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hat doch g’sagt...«
    Kocher winkte geringschätzig ab. »Woher soll der das denn so genau wissen? Der Mann ist ein einfacher Landarzt, der kuriert die Leut bei Grippe, und wenn’s schlimmer wird, überweist er sie ins Krankenhaus oder an einen Spezialisten.«
    Bienzle ärgerte sich. Mußte Kocher so überheblich daherreden? »Klingt ziemlich arrogant«, sagte er dann auch.
    »Bei der Wahrheit ist das manchmal so.« Der Pathologe lächelte selbstzufrieden. Er freute sich, daß ihm die Replik eingefallen war.
    »Dann ist er also an seinem schwachen Herzen gestorben? Und der Schlag war nur der mittelbare Auslöser?«
    Kocher sah ihn überrascht an. »Ein schwaches Herz hat er gehabt, das stimmt.«
    »Und die perforierte Aorta...«, schob Bienzle nach und kostete nun seinerseits den kleinen Triumph aus.
    Kocher starrte ihn an wie das siebte Weltwunder.
    Bienzle setzte noch einen drauf: »...Und so nah am Herzen.«
    Der andere fing sich wieder. Bevor er Bienzle fragen würde, woher der das alles wußte, würde er sich lieber die Zunge abbeißen.
    Aber der Kommissar gab ganz von selber Auskunft: »Weiß ich alles von dem Landarzt, der seine Patienten meistens bloß ins Krankenhaus überweist.«
    Kocher überhörte das. Er dozierte weiter: »Es hat nichts mit dem Herzen zu tun. Der Herr Horrenried ist erstickt. Die Sägemehlpartikel sind tief in die Luftröhre und bis in die Lungenflügel eingedrungen. Das heißt, da hat er noch geatmet. Wenn auch nimmer lang!«
    Bienzle hörte dem Pathologen aufmerksam zu. »Jetzt langsam. Sie wollen sagen: Er ist niedergeschlagen und dann im Sägemehl erstickt worden?«
    »Ja. Vielleicht hat ihn auch einer einfach mit Sägemehl zugeschüttet.«
    »Könnte das auch eine Frau gewesen sein?«
    »Warum net?«
    »Und ist das alles kurz hintereinander passiert? Oder lag eine Zeit dazwischen?«
    »Ziemlich viel Zeit sogar. Mindestens zwei Stunden. Genau wissen wir es erst nach der Gefäßanalyse. Auch wir können nicht alles auf einmal...«
    »Ja, ich weiß: ›Scheißa, Kraut hacke ond em Pfarrer d’Hand gebe‹, wie der Schwabe sagt. Aber jetzt noch mal: Niedergeschlagen worden ist er wann?«
    »So gegen elf Uhr – eher etwas später...«
    »Erstickt wurde er demnach gegen ein Uhr, seh ich das richtig?«
    »Eins, halb zwei...«
    Der Kommissar nickte. »So viel zum Thema schnelle Fahndungserfolge.«

33
    Bienzle beschloß, erst am nächsten Morgen nach Heimerbach zurückzukehren. Er fuhr in seine neue Wohnung und kam gerade richtig, um Hannelore dabei zu helfen, die Arbeitsutensilien wegzupacken. Hannelore hatte ihr Atelier gestrichen und anschließend die Fenster geputzt. Der Raum war trotz des schlechten Wetters draußen ungewöhnlich hell – ein Vorbau, der an drei Seiten verglast war und dessen Decke im vorderen Drittel abgeschrägt und ebenfalls verglast war. Hannelore hatte schon ihre Staffelei aufgestellt. Sie war glücklich.
    In der Küche aßen sie zusammen und tranken ein Glas Wein. Draußen wurde es langsam dunkel. Der Nieselregen hatte aufgehört. Erste helle Streifen marmorierten das gleich bleibende Grau des Himmels.
    Bienzle erzählte, wie es Gächter ergangen war, und Hannelore war es dann, die sagte: »Du kannst ihn jetzt nicht alleine lassen. Er braucht dich doch.«
    Bienzle nickte. »Ich hab mir den heutigen Abend zwar anders vorgestellt, aber du hast natürlich recht.«
     
    Gächter hielt die Spannung kaum mehr aus. Er ging in seinem Wohnzimmer auf und ab. Die Sporttasche mit dem Geld stand in der Mitte des Raums. Jetzt ging er zum Fenster, blieb breitbeinig stehen und starrte hinaus in die Dunkelheit. So stand er da, als Kerstin seinen Freund und Kollegen hereinführte.
    Bienzle sagte: »Ich hab mit Gollhofer und dem Präsidenten telefoniert. Sie wären damit einverstanden, wenn ich die Geldübergabe mache.«
    Ohne sich umzudrehen, sagte Gächter. »Ihr traut mir das nicht zu? Oder bin ich schon suspendiert?«
    »Red keinen Blödsinn«, sagte Bienzle. »Aber du bist jetzt die ganze Zeit schon nervlich so angespannt, da macht man leicht einen Fehler.«
    »Ja, ja, Fehler hab ich schon genug gemacht, das willst du doch sagen, oder?« »Wenn du’s absolut hören willst: Ja. Aber die hätte jeder von uns gemacht in deiner Situation. Also hör auf, dich damit großzutun. Jetzt geht’s doch wirklich nur um eins – daß wir endlich das Kind freibekommen!«
    Die Diskussion wurde vom Telefon unterbrochen. Bienzle ging hin, wartete, bis die Kollegen das Zeichen gaben, daß

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