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Ernst Bienzle 14 - Bienzle und die lange Wut

Ernst Bienzle 14 - Bienzle und die lange Wut

Titel: Ernst Bienzle 14 - Bienzle und die lange Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Huby
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er abheben konnte, und meldete sich dann: »Hier ist Hauptkommissar Bienzle. Wir kennen uns. Ich war mit einem anderen Fall beschäftigt, aber jetzt haben Sie’s wieder mit mir zu tun. Ich habe das Geld!«
    Joes Stimme war zu hören: »Die Spielregeln bestimme ich.«
    Bienzle antwortete hart: »Ja, das glauben Sie! Aber wenn Sie an das Geld herankommen wollen, geht das nur mit mir.«
    Der andere lenkte ein. »Na gut, von mir aus. Sie kommen Punkt 22 Uhr in die U-Bahn-Haltestelle Klettpassage. Allein. Gehen Sie davon aus, daß wir ab jetzt jeden Ihrer Schritte beobachten... Und bringen Sie Ihr Handy mit. Geben Sie mir die Nummer.«
    Bienzle gab Joe die Nummer. Seine Stimme war ruhig, ohne jedes Anzeichen von Nervosität. Dann sagte er: »Ich tausche das Geld gegen den Jungen.«
    »Zug um Zug. Ganz klar!« Joe legte auf.
    »Haben Sie denn gar keine Angst?«, fragte Kerstin anschließend.
    »Doch und wie!«, sagte Bienzle.

34
    Punkt 22 Uhr betrat Bienzle die Klettpassage. Es war noch viel Betrieb, als er das Rollband von der Königstraße aus hinunterging. Er mußte einen Bogen um ein paar Trinker machen, die am Boden saßen.
    »Hast du mal ’ne Mark?«, fragte ihn einer.
    »Wenn Sie wüßten«, gab Bienzle zurück, hob die Tasche leicht an, griff mit der anderen Hand in seine Jackentasche und zog ein Fünfmarkstück heraus. Das reichte er dem Mann. Bienzle war das schon gewöhnt. Wo immer ein Bettler stand oder saß, schon aus hundert Metern Entfernung guckte er sich Bienzle aus. Ob einem die Gutmütigkeit so ins Gesicht geschrieben war?
    Jetzt sprach der Bettler einen anderen Mann an. »Hast du mal ’ne Mark?«
    »Ich hab selber nichts«, sagte der und ging schnell weiter.
    »Dann versuch’s doch mal mit Arbeit«, rief ihm der obdachlose Trinker nach.
    Bienzle hätte ihm dafür am liebsten noch mal fünf Mark gegeben. Er ging ohne Eile am Zeitungskiosk vorbei und warf dreißig Meter weiter einen sehnsüchtigen Blick in den Metzgerladen, der warmen Leberkäse und Fleischküchle anbot, die andernorts Buletten hießen.
    Aus den Augenwinkeln sah er den einen oder anderen Kollegen. Sie waren als normale Passanten getarnt oder schoben in den Läden als vermeintliche Verkäufer Dienst. Als Bienzle am Ende der Passage ankam, wo ein zweiter Zeitungskiosk und ein Blumenladen nebeneinander lagen, meldete sich endlich sein Handy.
    Er schaltete es so ein, daß jeder der in der Nähe versteckten Kollegen es sehen konnte. »Ja?«
    »Gehen Sie die Treppe hinunter!«
    Bienzle wendete sich der Treppe zu. Dort unten fuhren die Bahnen Richtung Degerloch und Sillenbuch ab. Ohne Eile stieg er hinab und erreichte schließlich die unterste Ebene.
    Eine Bahn verließ gerade die Station. Ein paar Buben kickten mit einer Coladose. Eine Frau auf einer Bank gab ihrem Baby das Fläschchen. Ein Betrunkener redete laut vor sich hin. Ein junges Paar knutschte hingebungsvoll.
    Bienzle hielt weiter das Handy ans Ohr. Er kam sich dabei seltsam vor, obwohl es doch inzwischen durchaus üblich war, daß Menschen im Gehen telefonierten. Aber er konnte das nicht. Er konnte überhaupt nicht mehrere Dinge auf einmal tun, wie Gächter zum Beispiel, der Zigaretten drehen, telefonieren und dabei noch Kaffee trinken konnte.
    Joes Stimme befahl: »Weiter zur Wand, noch weiter. Gehen Sie langsamer...«
    Bienzle befolgte die Anweisungen. Jetzt fiel sein Blick auf eine Eisentür, die flach in die Betonwand eingelassen war.
     
    Draußen im unteren Schloßgarten, dort, wo man über eine leichte Schräge aus der Klettpassage in den Park und zum Nordausgang des Bahnhofs gelangen konnte, stand als Einsatzzentrale ein Bus der Polizei. Der Präsident, Gollhofer und Gächter lauschten gespannt dem Dialog zwischen Joe und Bienzle. Bienzles Stimme war doppelt zu vernehmen – einmal aus dem Handy, das die Techniker angezapft hatten, und zum anderen über das Mikrofon, das er unter seinem Hemd direkt auf dem Körper trug.
    »Sind Sie allein?«, fragte Joes Stimme.
    »Das sehen Sie doch wohl, oder?«
    Der Präsident sah die anderen an. »Das macht er doch gut!«
     
    Bienzle war jetzt nur noch wenige Schritte von der Eisentür entfernt und ging weiter auf sie zu.
    »Halt!«
    Bienzle blieb stehen. Die Beamten in ihren Lauerstellungen machten sich startbereit. Bienzle sah, wie sich die Eisentür öffnete. Zunächst nur einen Fingerbreit. Dann eine Handbreit, so daß er jetzt hineinschauen konnte. Er sah Joe, der die Pistole an den Kopf von Patrick hielt. Bienzle zog den

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