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Erntedank

Erntedank

Titel: Erntedank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Michael; Klüpfel Kobr
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vielleicht?«
    Keine Antwort.
    »Ich muss Ihnen nicht darlegen, wie wichtig nun das kleinste Detail sein kann.«
    »Weißt du denn wirklich nischt? Es geht doch um Horst!«, hakte auch Sandy nach.
    Mit starrem Blick saß der Staatsanwalt da. Ihm schien die Tragweite seiner nun folgenden Worte bewusst zu werden. Er schüttelte den Kopf. »Aber die Schlüsse, die Sie daraus ziehen werden … Ich meine, es kann nicht sein, dass … «
    »Kümmern Sie sich nicht um die Schlüsse! Die werden wir später ziehen. Erst müssen Sie einmal erzählen.«
    Zaghafter als zuvor, setzte der Staatsanwalt erneut an.
    »Nun … es war ein Vertrauensbruch an meinem Bruder. Aber wie gesagt, er fragte mich um juristischen Rat. Also habe ich irgendwann auch jemanden um Rat gefragt. Was sollte ich denn tun? Auch mir ließ es keine Ruhe, verstehen Sie? Ich kannte ja so viele gute, erfahrene Juristen. Trotzdem gab es für mich nur eine Person, an die ich mich wenden konnte: meinen damaligen Mentor am Gericht. Er war der beschlagenste Jurist und gleichzeitig der Mensch mit dem ausgeprägtesten Gerechtigkeitssinn. Und ich darf sagen, er war für mich so etwas wie ein väterlicher Freund. Jedenfalls sagte er, dass sich Horst unbedingt stellen müsse. Nur so könne er mit der Sache abschließen. Auch für sich. Er legte aber auch völlig klar, dass ihm ohne eine Aussage bei der Polizei nie etwas passieren könnte. Dennoch bohrte er immer wieder nach. Eines Tages wollte er sogar selbst mit meinem Bruder sprechen, um ihn zu einer Selbstanzeige zu überreden.«
    Kluftingers Mund war trocken geworden bei den letzten Sätzen. Er hatte eine furchtbare Ahnung. Aber konnte das wirklich sein? Er brauchte jetzt einen Namen.
    »Der Name, Herr Möbius. Der Name!«
    Noch einmal zögerte der Staatsanwalt. »Hören Sie, Herr Kluftinger. Ziehen Sie nicht die falschen Schlüsse daraus. Ich halte es für unmöglich, dass … «
    »Herrgottnochmal, der Name!«, rief Kluftinger, sprang dabei auf und schlug mit seinen Handflächen auf den Tisch.
    »Es war … Richter Hartmann.«
    Kluftinger durchfuhr es wie ein Blitz: Obwohl er es geahnt hatte, wurde ihm für einen kurzen Moment ganz schlecht, und er setzte sich wieder. Das musste es sein. Alles passte zusammen. Hartmann kannte alle Opfer – und er kannte ihre Geschichten. Hatte er sich als Racheengel aufgespielt? Kluftinger sträubte sich dagegen, diese Tatsache zu akzeptieren. Er wollte nicht glauben, dass ein Richter, ein Mann der Gerechtigkeit, zu so etwas fähig war. Andererseits …
    Doch die wichtigste Frage, die es nun zu klären galt, war, wo sich Möbius’ Bruder befand. Lebte er noch oder hatte ihn der Mörder, also vielleicht Hartmann, bereits auf dieselbe bestialische Weise gerichtet wie Sutter und Heiligenfeld? Immerhin – es gab noch eine kleine Chance, Horst Möbius lebend zu finden. Aber die Zeit drängte. Möglicherweise ging es um Sekunden. Der Kommissar sprang auf und ging zur Tür, die sich in diesem Moment öffnete. Beinahe hätte Kluftinger sie ins Gesicht bekommen, so schwungvoll hatte Willi Renn sie aufgestoßen. Der hatte einen roten Kopf. Er war völlig außer Atem. Kluftinger ließ ihn gar nicht erst zu Wort kommen.
    »Willi, jetzt nicht, ich hab’s eilig. Es geht um Leben und Tod!«
    »Bei mir auch, bei mir auch. Stell dir vor! Wir haben gute Chancen, euren Täter anhand der Faserspuren zu überführen.«
    »Willi, wir haben ihn, glaub ich, schon gefunden.«
    »Ach so!«
    Willi klang beinahe enttäuscht.
    »Jetzt hab ich gedacht, ich hab eine Sensation. Und? Arbeitet er bei der LVA oder ist er da nur Kunde?«
    »Wer?«, fragte Kluftinger hastig.
    »Na, der Mörder. Die Fasern, die ich gefunden habe, führen schnurstracks zur Landwirtschaftlichen Vertriebsgenossenschaft. Es handelt sich um Mikrofasern mit einem speziellen Kevlarkern und Teflonbeschichtung. Und die wiederum stammen von Arbeitsbekleidung einer kleinen Firma aus der Schweiz, die es in Deutschland bisher nur bei der LVA gibt. Exklusivvertrieb. Und die LVA hat Arbeitskleidung aus genau diesem Material. In Rot. Mir hat das keine Ruhe gelassen, mit der Faser. Das war echte Detektivarbeit, die hat mich ein paar Nächte gekostet, das kannst du mir glauben. Na, wie bin ich?«
    »Sensationell, Willi. Du musst mir unbedingt einmal erzählen, wie du das herausgefunden hast. Aber er arbeitet nicht bei der LVA. Er ist Jurist.«
    »Jurist? Aber wie gesagt, die Fasern … «
    »Also die Leute, die ich bei der LVA

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