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Erntedank

Erntedank

Titel: Erntedank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Michael; Klüpfel Kobr
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den Kommissar. »Das ist ganz wichtig«, schrie der gerade regelrecht in sein Handy und zuckte zusammen, als er die Anwesenheit seines Gastgebers bemerkte. Hastig und abrupt beendete er den Anruf: »Ja, ich komme sofort ins Büro. Ich fahre sofort los. Bis gleich dann.«
    Langhammer streckte Kluftinger nun sein Telefon hin.
    »Ihr Bü-ro-ho, Herr Kluftinger«, flüsterte er.
    Kluftingers Wangen röteten sich schlagartig.
    »Ja, gut … danke, ja, Herr … « war alles, was er herausbrachte.
    »Was gibt’s denn noch?«, fragte er nun wesentlich leiser, fast im Flüsterton in den Hörer.
    Sandy Henske am anderen Ende war irritiert. »Ich wollte Ihnen doch nur sagen, dass … «, fing sie an, wurde aber von Kluftinger unterbrochen. »Ich hab doch gesagt, dass ich gleich komme.« Sandy verstand die Welt nicht mehr. Eigentlich hatte sie sich gefreut, dass sie diejenige war, die ihrem Chef eine sensationelle Miteilung mache durfte: Man hatte Gernot Sutters Auto gefunden. Es stand verlassen in der Nähe des Bachtelweihers.
    »Na ja, wenn Sie gleich kommen, kann ich es Ihnen ja auch im Büro sagen«, antwortete Sandy kleinlaut und es tat dem Kommissar leid, dass er ausgerechnet seine Sekretärin in seine Scharade einbeziehen musste. Er würde ihr später alles erklären. Zum zweiten Mal schloss Kluftinger mit den Worten, dass er gleich da sein würde. Und schob noch extra laut und deutlich nach, dass es auch die beiden Frauen in der Küche hören konnten: »Ach, und Sandy, wenn Sie mir bitte noch zwei Leberkässemmeln und ein Nusshörnle holen würden, bis ich ins Büro komme, ja? Und eine schöne Tasse Kaffee. Ich habe heute noch gar nichts gefrühstückt … « Sandy sagte überhaupt nichts mehr. Sie machte jeden Tag Kaffee und stellte immer etwas zum Essen bereit, das wusste der Kommissar.
    Der wiederum war ob der Tatsache, dass er sich doch noch so elegant aus der Affäre gezogen hatte, geradezu beschwingt. Er wäre noch fröhlicher gewesen, hätte er seine Sekretärin zu Wort kommen lassen und erfahren, was sie ihm hatte sagen wollen.
    Dr. Langhammer war die ganze Zeit über im Hausgang geblieben und hatte das Gespräch neugierig mitverfolgt. Derartige Indiskretionen konnte Kluftinger überhaupt nicht leiden. Aber er sah darüber hinweg: sein kleiner Gegenschlag hatte ihm sein Selbstbewusstsein zurückgegeben.
    »Ich muss weg. Dringend. Habe die Ehre! Ich ruf dich nachher daheim an, Erika«, rief er in die Küche und schnappte sich seine Jacke. Vom Gang aus fügte er noch an: »Danke fürs Wohnen, gell … « und schlug die Tür zu.
    ***
    Kluftinger fühlte sich erleichtert, als er im Büro ankam. Und das war angesichts der Umstände nicht zu erwarten gewesen. Er war Langhammer, den er in Gedanken nur noch abschätzig »den Doktor« nannte, deswegen fast ein bisschen dankbar. Vielleicht war es auch ein wenig ungerecht von ihm, sein Unbehagen allein auf Langhammer zu schieben. Denn eigentlich fühlte er sich immer unwohl, wenn er in einem anderen Bett schlafen, in einer anderen Küche essen und – vor allem – auf ein anderes Klo gehen musste. Jede zu Hause absolut selbstverständliche Handlung musste hinterfragt werden: Welches der Handtücher neben dem Waschbecken kann man nehmen? Hat sich damit gerade jemand den Intimbereich getrocknet? Spritzt es zu Hause beim Pinkeln auch so? Wie kann ich geräuschlos mein Geschäft verrichten? Kann ich mich ins Wohnzimmer setzen und einfach nur was lesen oder muss ich mich mit den Gastgebern unterhalten?
    All das waren Fragen, die ihm dann durch den Kopf schossen und ihn vorsichtig und alles andere als souverän durch die fremde Wohnung staksen ließen. Ganz zu schweigen von dem fremden Bett, das immer zu weich ist.
    Als er die Tür zum Büro-Vorzimmer öffnete, konnte ihm seine Sekretärin endlich berichten, dass man Sutters BMW gefunden hatte. Dann wies er sie an, ihm die Post gleich sortiert und geöffnet auf den Schreibtisch zu legen, und verschwand erst einmal eine Viertelstunde auf der Toilette.
    Als er zurückkam, warteten bereits seine drei Mitarbeiter auf ihn. Er sah ihnen an, dass sie von ihm nun irgendeine Information erwarteten, die die verworrene Lage etwas klarer erscheinen lassen würde. Kluftinger war froh, dass er eine solche Information zu bieten hatte.
    »Gut, dass ihr schon da seid«, sagte er. »Der Wagen unseres Mordopfers ist gefunden worden.« Ihre Mienen hellten sich merklich auf.
    »Der Eugen und ich werden gleich mal hinfahren.« Strobl

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