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Erntedank

Erntedank

Titel: Erntedank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Michael; Klüpfel Kobr
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Kluftinger ihn aber fragend ansah, pflichtete er ihm schnell bei: »Ja ja, bei mir auch. Da hapert es gern mal. Ich glaub das liegt am … Desktop.« Beim letzten Wort verzerrte er unsicher das Gesicht.
    Kluftinger wollte gerade etwas antworten, da registrierte er mit Erleichterung, dass die Tür geöffnet wurde.
    »Möchten Sie vielleicht einen Kaffee? Es ist noch was in der Maschine«, rief Sandy in den Raum. Ihre Stimme klang in Kluftingers Ohren wie Musik.
    »Ach, Frau Henske, gut, dass Sie grad da sind«, sagte er und seine Sekretärin war erstaunt über die Freude, die in seiner Stimme mitschwang und die ihr angesichts ihres Kaffee-Angebots reichlich übertrieben vorkam. »Kommen Sie doch mal schnell rein, der Desktop bringt das Attaschmoo nicht auf.« Mit einem Blick holte er sich ein bestätigendes Kopfnicken von Hefele ein.
    Sandy hatte bisher nur den Kopf ins Zimmer gesteckt und blieb noch ein paar Sekunden so stehen. Ihr Blick wirkte wie ein einziges Fragezeichen. Dann seufzte sie, gesellte sich zu den beiden Männern, legte mit einem »Isch probier’s mal« ihre Hand auf die Maus und klickte ein paar Mal auf ihr herum.
    Sofort öffnete sich das erste Bild, das Böhm ihm geschickt hatte, und füllte allmählich den ganzen Bildschirm aus. Ohne ein weiteres Wort, aber mit einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen, stöckelte Sandy wieder nach draußen. Bevor sie die Tür hinter sich zuzog, steckte sie noch einmal den Kopf ins Zimmer und sagte: »Übrigens sollten Sie vielleicht einmal die eine oder andere Ihrer 127 ungeöffneten Emails lesen.«
    Der Kommissar bekam einen roten Kopf, weswegen er es vermied, seinen Kollegen anzusehen. »Da muss wohl irgendwo ein Wackelkontakt sein. Die Festplatte vielleicht«, presste er mürrisch hervor, bevor er seine Aufmerksamkeit dem Bild auf seinem Schirm zuwandte. Es zeigte das kleine Stück Papier, das Kluftinger bei der Leiche entdeckt hatte. Deutlich waren nun Buchstaben zu erkennen, dennoch konnte sich der Kommissar keinen Reim darauf machen.
    » … tedan … tedan«, murmelte Kluftinger ratlos vor sich hin.
    Aber noch bevor er Hefele fragen konnte, ob ihm dazu etwas einfalle, meldete sich dieser schon zu Wort: »Sense.«
    Der Kommissar verstand nicht. »Sense?«, wiederholte er.
    »Sense«, sagte Hefele und nickte. Als er merkte, dass Kluftinger noch immer nicht begriff, fügte er an: »Das ist ein Aufkleber, der auf Sensen drauf ist. Ich hab selber so eine. ›Erntedank-Sensen. Damit machen Sie immer Ihren Schnitt.‹«
    Kluftinger blickte seinen Kollegen entsetzt an.
    »So heißt ihr Werbespruch«, verteidigte sich Hefele.
    Kluftinger schüttelte den Kopf. ›Immer Ihren Schnitt … ‹ Die Worte hallten in seinem Kopf nach. Dann sagte er ganz leise: »Meinst du, das bedeutet … « Er wagte nicht, seinen Gedanken zu Ende zu führen. Sein Kollege übernahm das für ihn.
    » … dass er mit einer Sense umgebracht worden ist? Sieht ganz so aus.«
    Hefele ging langsam zur Sitzgruppe und ließ sich in einen Sessel fallen. Die Gesichter der beiden Polizeibeamten waren bleich. Kluftinger stierte auf seinen Bildschirm, Hefele zwirbelte gedankenverloren seinen Bart. Plötzlich griff Kluftinger zum Telefonhörer und wählte.
    »Ja, Georg? Ich bin’s. Ich wollte dich fragen … wie? Ach, bist schon unterwegs, ja? Wunderbar … schau doch bitte doch mal bei mir rein, ist wichtig.«
    Dann legte er den Telefonhörer wieder auf und stierte weiter auf den Bildschirm. Zunächst sagte keiner der beiden ein Wort, bis Kluftinger schließlich vorschlug, eine Kaffeepause zu machen, bis Böhm aus Memmingen käme.
    Der betrat kurze Zeit später das Büro. Besorgt blickte er Kluftinger und Hefele an. »Was gibt’s denn?«
    »Wir wissen, woher der Aufkleber kommt«, antwortete Kluftinger.
    Böhm fragte nicht nach und Kluftinger fuhr fort: »Von einer Sense!«
    Böhm zog die Augenbrauen nach oben. Er schien überrascht, sagte nach einer kurzen Denkpause aber: »Ja, das könnte hinkommen. Es ist zwar grausig, aber es könnte hinkommen.« Er dachte laut nach: »Die Schnittform … die Wunde … ja, das passt. Eine Sense also.«
    Böhm blickte seine Kollegen erwartungsvoll an. »Und was macht ihr jetzt?«
    »Jetzt … jetzt will ich eine Aufstellung aller Geschäfte, die diese Sense verkaufen«, sagte der Kommissar und die Tatsache, dass er nun wieder einen Punkt hatte, an dem er einhaken konnte, half ihm, die Gedanken an das makabre Mordwerkzeug zu

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