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Erntedank

Erntedank

Titel: Erntedank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Michael; Klüpfel Kobr
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finanziell unter die Arme gegriffen?«
    »Gehen Sie doch ran, Herr Hauptkommissar, vielleicht ist es wichtig.«
    Mit einer gemurmelten Entschuldigung nahm Kluftinger ab.
    »Ja, Kluftinger? Maier, ja Kruzitürken, was … «
    Auf diese Worte trat eine längere Stille ein und Frau Sutter konnte beobachten, wie Kluftingers Gesichtsausdruck immer verkniffener wurde.
    »Jetzt grad? … Wieder? … Mein Gott! … Und wo? … Bei Weitnau? … Ja, ich komm mit.«
    Während des letzten Teils des Gesprächs wurden die Pausen, in denen Kluftinger nichts mehr von sich gab, immer länger. Sophie Sutter sah, dass ihn das Telefonat schockiert hatte. Mit einem Schlag war alle Wut, alle Aggression aus seiner Stimme verschwunden und jegliche Farbe aus seinem Gesicht gewichen. Seine eben noch rosigen Wangen waren nun fahl, seine Nasenflügel weiteten sich, seine Kiefermuskulatur begann zu arbeiten und er atmete schwer. Langsam legte er den Hörer auf, sah Frau Sutter abwesend an und gab ihr zu verstehen, dass er dringend weg müsse und dass er sie auf dem Laufenden halte. Sie fragte noch, ob das Telefonat etwas mit ihrem Fall zu tun hätte, bekam aber keine Auskunft mehr. Mit einem hektischen »Auf Wiedersehen« blieb sie allein im Zimmer zurück. Etwas Schreckliches musste passiert sein.
    ***
    Die Fahrt nach Waltrams bei Weitnau dauerte nur etwa fünfundzwanzig Minuten. Fünfundzwanzig Minuten, in denen keiner der drei Kemptener Kommissare auch nur ein Wort sagte. Vielleicht kam ihnen die Zeit bis zu ihrer Ankunft deswegen so lange vor. Kluftinger hatte sogar das Magnetblaulicht auf dem Dach seines Wagens befestigt, was er eigentlich sehr ungern machte, da er sich normalerweise lieber unauffällig durch die Straßen bewegte. Erst als sie von der Hauptstraße abbogen und auf einer kurvigen Straße auf ein Wäldchen hinter der kleinen Ortschaft zufuhren, durchbrach Maier mit einem »Das sind sie« das Schweigen im Auto. Sein ausgestreckter Zeigefinger wies auf die beiden Beamten, die dort standen, wo ein schmaler Feldweg im Wald verschwand. Ein Mann in Zivil stand bei ihnen.
    Sonst war noch niemand zu sehen, sie waren offenbar schneller als die anderen alarmierten Kollegen gewesen. Als sie aus dem Wagen gestiegen waren und die kleine Gruppe am Fuß des bewaldeten Hügels erreicht hatten, begann einer der Beamten, den Kluftinger nicht kannte, grußlos und hastig zu sprechen: »Das ist Herr Preising. Er hat sie gefunden und uns angerufen. Offenbar beim Pilzesuchen. Als wir gekommen sind, haben wir gleich gesehen, was los war. Deswegen haben wir Sie auch sofort verständigt.«
    Der Polizist schaute Kluftinger gespannt an, ganz, als erwarte er eine Anerkennung für sein Handeln oder zumindest eine Bestätigung, alles richtig gemacht zu haben.
    »Was angefasst?«, brummte Kluftinger.
    »Was … ich, ich hab Sie nicht verstanden«, antwortete der Polizist unsicher. Diese Unsicherheit verstärkte sich noch, als Maier ihm ein Tonbandgerät direkt unter die Nase hielt. Zwar waren die Beamten seit einiger Zeit gehalten, wichtige Einzelheiten auf Tonband zu konservieren; dass man aber Äußerungen von Kollegen aufzeichnete, war nicht nur unüblich, sondern galt geradezu als unhöflich. Maier lieferte damit den Lästereien vor allem der uniformierten Polizisten, bei denen er nicht viele Freunde hatte, neue Nahrung. Aber seit er sich auch noch selbst ein teures Digital-Gerät angeschafft hatte, machte seine Aufzeichnungswut vor niemandem mehr halt.
    »Ob Sie was an-ge-fasst haben!«
    »Nein, na ja, also nicht mehr als nötig. Dann haben wir uns sofort entfernt und alles so liegen gelassen, wie es war. Seitdem ist auch niemand mehr vorbeigekommen.«
    Kluftinger wollte sich schon wegdrehen, da deutete ihm Strobl an, dass er doch noch etwas Versöhnliches zu den Männern sagen solle.
    »Gut gemacht«, setzte er deswegen kaum hörbar hinzu.
    Dann wandte er sich an den Mann, der ihm eben mit dem Namen Preising vorgestellt worden war.
    »Was wollten Sie denn hier draußen?«, fragte er ihn, ohne sich vorzustellen. Im Augenwinkel nahm er wahr, dass sich Maiers Hand mit dem Diktiergerät über seine rechte Schulter schob.
    »Ich bin Pilzsucher, müssen Sie wissen«, antwortete der Mann, ein unauffälliger Typ mit roter Regenjacke. Kluftinger wunderte sich, dass er so gefasst klang. Bevor er nachhaken konnte, fuhr er fort: »Ich bin da runtergestiegen, weil ich da eine gute Steinpilz-Stelle kenne. Und späte Heidelbeeren gibt’s hier

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