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Erntemord

Erntemord

Titel: Erntemord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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Detektiv?“, fragte Joe. Wie die meisten Copsmochte er keine Privatdetektive. Er hielt sie für Nervensägen, die die offiziellen Ermittlungen bei jedem Fall behinderten, in den sie sich einmischten.
    „Ja.“
    Joes Schweigen drückte aus, was er dachte.
    „Er ist ein anständiger Kerl, Joe.“
    „Ja, ja. Großartig. Nun, wir sehen uns morgen. Ach warte, du hast mich angerufen. Was ist los?“
    „Der Johnstone-Fall“, sagte sie trocken.
    „Wenn du die Zeitung gelesen hast, weißt du, was ich weiß.“
    „Aber …“
    „Du kommst ja nach Hause. Ruf mich an, sobald du da bist, und wir sprechen darüber.“
    „Sicher.“
    Sie legte auf. Da ihre eigenen Eltern tot waren und sie keine Geschwister hatte, war Joe der Mensch, den sie am ehesten als ihre Familie betrachtete. Er hatte seine Frau vor zehn Jahren durch Krebs verloren, und ihr einziger Sohn, Rowennas verstorbener Verlobter, war in Übersee bei einem Militäreinsatz ums Leben gekommen.
    Obwohl er Jonathans Vater war, hatte er ihr als Erster gesagt, dass sie ihr Leben weiterleben müsse. Er hatte einmal davon gesprochen, wie dankbar er sei, dass sie ihn nicht vergessen und nicht zu bald neu angefangen hatte. Doch sein Sohn sei tot und begraben und der Grabstein setze sogar Moos an, wenn er ihn nicht rechtzeitig putze. Zeit für sie, sich ein neues Leben aufzubauen.
    Außerdem war er Detective im Landkreis. Ihre „Karriere“ mit ihm hatte an einem kalten Winterabend begonnen, als er von einem kürzlich geschehenen Mord erzählte. Sie bat ihn, ihr den Tatort zu zeigen, und auf dem Weg dahin erzählte er ihr, was er über das Opfer wusste. Sunny Shoemaker, vierunddreißig, deprimiert, nachdem man sie bei ihrer Immobilien-Agentur gefeuert hatte, war mit ein paar mitfühlenden Kolleginnen in eine Bar gegangen. Nach ein paar Drinks ging sie nach Hause und versicherte ihren Freundinnen, dass es ihr gut ginge. Sie wurde mit einem Messer im Rücken neben dem hohen Zaun des alten Gefängnisses gefunden. Ihre Handtasche war fort, weshalb man Raub als Tatmotiv annahm. Der Gerichtsmediziner hatte ein Haar gefunden, doch das würde ihnen nichts nützen, solange sie keinen Verdächtigen hatten, mit dem sie es abgleichen konnten, und bislang gab es niemanden.
    Als Rowenna dort stand und die Augen schloss, konnte sie sich vorstellen, wie es Sunny ergangen war. Sie hatte die Schritte ihres Angreifers nicht gehört, sich also auch nicht umgedreht. Und sie hatte nicht um ihre Handtasche gekämpft. Aber hätte ein Zufallsdieb nicht zuerst versucht, ihr die Handtasche zu entwinden? Handtaschenräuber stachen ihren Opfern normalerweise nicht in den Rücken, um ihnen dann die Tasche abzunehmen.
    Rowenna war die Nähe zur Bar aufgefallen, einem Ort, wo die Einheimischen nach der Arbeit herumsaßen. Einer Ahnung folgend ging sie am nächsten Abend hin.
    Sie wählte denselben Stuhl, auf dem laut Barkeeper auch Sunny gesessen hatte. Während sie dort saß und an einem Glas Wein nippte, beobachtete sie die Menschen um sich herum, hörte zu und versuchte erneut, sich in Sunny hineinzuversetzen. In ihrem Geist erlaubte sie einem Teil ihrer selbst, zu Sunny zu werden. Ein Manager-Typ, der mit einem anderen Mann am Tisch saß, kam zur Bar und nahm den Stuhl neben ihr. Während der Barkeeper seinen Drink mixte, witzelten sie darüber, dass er seinen Stammplatz einfach nicht aufgeben konnte und ihn sofort wieder einnehmen würde, sobald sein Kunde gegangen war. Der Mann ließ ein leeres Glas an der Bar zurück. Als der Barkeeper sich umdrehte, steckte Rowenna es rasch ein. Noch am gleichen Abend übergab sie es Joe, undso führte eine Sache zur anderen, bis Joe einen Verdächtigen hatte.
    Es stellte sich heraus, dass es sich bei dem Mann um einen Broker aus Sunnys Firma handelte, der seine Partner um Geld betrogen hatte. Sunny hatte nichts davon gewusst, doch er fürchtete, dass sie etwas wusste, und war derjenige gewesen, der sie feuern ließ. Wütend hatte sie ihm an der Bar gedroht und ihm glaubhaft vorgespielt, zu wissen, was er vorhabe. Er war in Panik verfallen, hatte sich ein Messer geschnappt, das der Barkeeper nach dem Zitronenschneiden hatte liegen lassen, und war ihr gefolgt.
    Danach hatte Joe entschieden, dass Rowenna eine hellseherische Gabe hätte. Das stimmte nicht, doch sie konnte ihn nicht davon überzeugen. Sie hatte ein Talent, sich in andere Menschen hineinzuversetzen, das gab sie zu, doch daran war nichts Übernatürliches. Nach dieser Sache bat er sie oftbei

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