Erntemord
Rowenna am unheimlichsten. Sie wirkten wie dunkle Figuren, die die Fantasie in den natürlichen Astlöchern von Bäumen sah.
„Fantastisch, nicht wahr?“
Sie wirbelte herum. Adam stand hinter ihnen und schien mit sich ebenso zufrieden wie mit den Masken.
Eve verzog das Gesicht.
„Hey, das hier ist ein Geschäft, und wir haben soeben mit der einen Maske einen guten Profit gemacht“, verteidigte sich Adam. Als Eve nichts erwiderte, wandte er sich Daniel zu. „Was denkst du?“, fragte er.
„Ich finde sie bemerkenswert.“
„Rowenna?“, fragte Adam.
„Sie sind … nun, sie sind Kunst“, sagte sie lau.
„Hey, Rowenna“, sagte Eve, „komm mal mit ins Hinterzimmer. Ich habe gerade tolle Seidenblusen bekommen, die ich dir zeigen will.“
Rowenna blickte Adam an, der die Augen verdrehte. Sie lächelte schwach und folgte Eve.
Rowenna zeigte sich gebührend begeistert von den Blusen und entschied, zwei zu kaufen, doch das war offenbar nicht der Grund, warum Eve sie zur Seite genommen hatte.
„Ro, ich habe wirklich Angst“, sagte sie.
„Du musst nur vorsichtig sein“, erwiderte Rowenna.
Eve schüttelte den Kopf. „Das ist es nicht. Es ist Adam!“
„Adam?“
„Er hat diesen schrecklichen Fimmel. Vor einem Monat oder so war ein Typ hier, der sich darüber ausließ, dass er es nicht verstehen könne, wie ein Mann Wiccaner sein wollte, wenn bei denen doch Frauen in allen Dingen das Sagen hätten und die Männer zu Schoßhündchen degradiert würden. Er war dumm – der Typ wusste überhaupt nichts über den Glauben der Wiccaner und ihre Gebräuche. Doch danach bestand Adam darauf, dass wir unseren Horizont erweitern. Womit ich einverstanden bin – wirklich. Aber dann fing er an, sich mit Satanismus zu beschäftigen. Als ob wir nicht schon die ganze Zeit gegen das Missverständnis ankämpfen, dass Wicca und Satanismus eine Sache sind … Ich hasse es einfach, waser tut. Es ist, als ob er plötzlich beweisen müsste, dass er ein Mann ist. Und er macht sich ständig aus dem Laden davon – deshalb habe ich mich heute entschieden, ohne ihn zum Lunch zu gehen. Rowenna, kann er eine Midlife-Crisis haben, obwohl er noch nicht einmal dreißig ist?“
Rowenna kämpfte gegen die Versuchung an zu lachen. Ihre Freundin war so ernst.
„Ich bin sicher, dass er das überwindet, Eve. Ehrlich“, sagte sie.
„Er macht mir Sorgen“, sagte Eve.
„Warum? Ist da noch etwas?“, fragte Rowenna.
Einen Moment lang hatte sie das Gefühl, dass Eve noch etwas sagen wollte, doch dann schüttelte ihre Freundin nur unglücklich den Kopf.
„Komm schon, ihr zwei seid schon jahrelang zusammen. Das wird sich einrenken“, sagte Rowenna.
„Ich nehme es an. Ich meine, ich bin nicht so weit, einen Anwalt oder so was anzurufen, aber …“ Ihre Worte versandeten, und plötzlich umarmte sie Rowenna. „Danke. Danke, dass du zurück bist, dass du niemals urteilst und dass du meine Freundin bist.“
„Natürlich bin ich deine Freundin.“
„Hey, Ro!“, rief Daniel. „Bist du so weit, zurück ins Museum zu gehen?“
„Ich komme“, sagte sie und grinste Eve an. „Bist du bereit, der Welt wieder entgegenzutreten?“
Eve nickte und ging dann vor Rowenna hinaus in den Laden. „Wie ist das Essen?“, fragte sie Adam, der hinter dem Tresen stand und das Essen vor sich ausgebreitet hatte.
„Köstlich, danke“, sagte er.
Rowennas Handy klingelte, und als sie es aus der Handtasche nahm, erkannte sie die Nummer. Die Privatnummer von Joe Brentwood.
„Hallo, Joe“, begrüßte sie ihn.
„Hallo. Was machst du?“, fragte er.
„Ich bin gerade im Geschäft der Llewellyns“, sagte sie.
„Ich wollte rüber ins Geschichtsmuseum. Dan und ich haben dort ein paar interessante Dinge gefunden.“
„Großartig. Dann sehe ich dich da in Kürze.“
„Okay“, sagte sie und wollte gerade auflegen, als er weitersprach.
„Wir haben die Frau aus dem Maisfeld identifiziert“, sagte er.
„Ach?“
„Dinah Green aus Boston.“ Er hielt einen Moment inne. „Ich habe es Jeremy gesagt. In Kürze werden wir Bilder haben zum Herumzeigen. Wir müssen Zeugen finden, die sie hier in der Gegend gesehen haben.“
„Ja, sicher.“
„Wir sehen uns gleich.“
Sie klappte ihr Handy zu und bemerkte, dass Adam, Eve und Daniel sie alle gespannt anstarrten. „Sie haben die Frau aus dem Maisfeld identifiziert“, sagte sie.
Sie warteten.
„Bitte sag, dass wir sie nicht kannten“, sagte Eve.
Rowenna schüttelte den Kopf. „Ich
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