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Erntemord

Erntemord

Titel: Erntemord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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danach beginnt die Ernte. So war es jedenfalls lange Zeit. Inzwischen hat sie meist schon angefangen. Heute geht es nur noch um Spaß, aber ich glaube, früher war das von größerer Bedeutung.“
    „Es ist Teil eines heidnischen Rituals“, sagte Eve.
    „Da ist nichts Heidnisches dran“, protestierte Daniel. „Doch, das ist es“, beharrte Eve. „Es ist eine Art, sich für die Ernte zu bedanken. Nach dem heidnischen Glauben war die Erntekönigin wie die Gottheit Mutter Erde, die ihre Gaben mit allen teilt.“
    „Nun, was auch immer es bedeutet hat, heute geht es einfach nur um den Spaß“, mischte sich Rowenna ein, um den Streit zu beenden. „Die örtlichen Farmer – und auch die Leute, die entlang der Route wohnen – bauen Fruchtstände auf, servieren heißen Cider, und abends findet an einem der Colleges ein Dinner mit anschließendem Tanz statt. Es wird dir gefallen“, versicherte sie Jeremy.
    Er lächelte, war davon jedoch nicht so überzeugt, wie er vorgab. Alles, was mit dem Wort Ernte zu tun hatte, schien in diesen Tagen verdächtig, als ob allein das Wort eine Aura des Bösen verbreitete.
    „Und es gibt keinen Erntekönig?“, fragte er.
    „Der Erntekönig wird beim Dinner gewählt“, klärte Eve ihn auf. „Stellen Sie sich Rowenna als Königin Elizabeth I. vor, die ihren König unter ihren Höflingen auswählt. Und das Dinner wird wirklich großartig, das verspreche ich. Ich gehöre zum Dekorationskomitee.“
    „Bin ich eingeladen?“, fragte Jeremy. „Selbstverständlich. Jeder kann kommen.“ Rowenna lächelte, als wollte sie sagen, dass er sowieso eingeladen wäre.
    Jeremy blickte auf die Uhr und erhob sich. „Ich hole dichdann beim Museum ab“, sagte er zu Rowenna. „Ich muss jetzt los.“
    Sie nickte. „Klingt gut.“
    Als er zur Tür ging, sah er, wie die Kellnerin Eve ihre Außer-Haus-Bestellung brachte. Er fragte sich erneut, worüber sie und Adam gestritten hatten. Verheiratete Paare zanken sich, sagte er sich. So war das Leben. Dennoch war etwas Seltsames daran, wie sie ihren Streit zu verbergen suchten. Vielleicht steckte ihre Ehe in ernsthaften Schwierigkeiten, und sie wollten nicht, dass jemand davon erfuhr.
    Er bezahlte die Rechnung und eilte hinaus.
    Jeremy war sicher, dass Joe ihn anrufen würde, sobald er etwas zu berichten hätte, doch in der Zwischenzeit wollte er ein paar Besuche machen und konnte es kaum erwarten.
    Zum Beispiel wollte er den MacElroys einen Besuch abstatten. In dem Farmhaus beim Maisfeld.
    Die MacElroys waren Rowennas nächste Nachbarn – auch wenn „nächste“ hier auf dem Land etwas anderes bedeutete als in der Stadt –, und ihnen gehörte das Maisfeld, auf dem man die Leiche gefunden hatte. Die Polizei hatte sie zweifellos schon benachrichtigt und alle möglichen Fragen gestellt.
    Doch er wollte selber ein paar Antworten hören.
    Allerdings hatte er nun einen neuen Plan. Er wollte Eric Rolfe finden.
    Er war erst ein paar Schritte auf dem Gehsteig, als er jemanden seinen Namen rufen hörte. Er wandte sich um und sah Rowenna aus dem Restaurant auf ihn zulaufen.
    Sie blieb beklommen vor ihm stehen, mit einem zaghaften Lächeln im Gesicht.
    „Was ist?“, fragte er. „Stimmt etwas nicht?“
    Er bemerkte, dass er sie bei den Schultern gepackt hielt, und lockerte seinen Griff.
    Sie schüttelte den Kopf. Ihr Lächeln wurde breiter, ihre Augen schillerten.
    „Nein, ich machte mir nur Sorgen um dich“, sagte sie. „Um mich? Warum?“
    „Ich … ich wollte mich nur vergewissern, dass du okay bist. Letzte Nacht … letzte Nacht schienst du ein bisschen ruhelos“, sagte sie. „Und dann bist du heute Morgen zu der Autopsie dieser armen Frau gegangen.“
    „Es war nicht meine erste Autopsie“, sagte er.
    „Ich bin sicher, dass es furchtbar gewesen sein muss.“
    „Es war furchtbar. Mord ist immer furchtbar. Und aus diesem Grund muss der Kerl aufgehalten werden.“ Er schauderte. „Und deshalb muss Mary gefunden werden.“
    „Du glaubst, dass derselbe Täter sie entführt hat“, sagte Rowenna und meinte das nicht als Frage.
    „Ich will es nicht glauben, aber … ja. Er muss gefunden werden. Und aufgehalten.“
    Er lockerte seinen Griff um ihre Schultern erneut. Er wusste nicht, warum, aber er hatte das Gefühl, dass die Angst ihn selbst fest im Griff hatte.
    „Bitte, sei vorsichtig da draußen. Bleib immer mit Freunden zusammen und spaziere nicht im Dunkeln herum“, sagte er. „Versprich es mir.“
    „Ich verspreche es“, versicherte

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