Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ernteopfer

Ernteopfer

Titel: Ernteopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
Vom Netzwerk:
Tat waffe erwähnt hatte.
    Vom anderen Ende der Halle rief jemand:
    »Hannah, die Ersatzmaschine ist da, kannst du mal rauskommen?«
    »Ich komme sofort«, rief Frau Weiß zurück.
    »Entschuldigen Sie mich bitte kurz, meine Herren. Ich muss mich darum kümmern, dass der Rettich so schnell wie möglich aus der Halle kommt. Sie können sich in der Zwischenzeit gerne mit meinem Vorarbeiter, Herrn Knoll, unterhalten. Das ist der Mann mit der Zigarre in der Hand da drüben.«
    Da ging sie hin, die Hannah, und ich musste zurück bleiben.
    Irgendwie musste Herr Knoll gehört haben, was Frau Weiß zu uns sagte. Er stand zwar einige Meter von uns entfernt in der nicht gerade leisen Halle, vielleicht war es aber Intuition oder er konnte von den Lippen ablesen.
    »Tach, die Herren«, führte er sich ein. »Scheiße, was hier gelaufen ist, wa? Immer das Gleiche mit diesem Volk hier. Man müsste denen von morgens bis abends in den Arsch treten.«

Er zog geräuschvoll die Nase hoch und zeigte uns dann, dass er ein richtiger Mann war. Er rauchte seine braune Phalluszigarre über Lunge.
    »Als der Henry noch gelebt hat, gab es solche Schwei nereien nicht. Der hat noch durchgegriffen. Wenn da mal was nicht stimmte, dann hat der …«
    »Palzki ist mein Name«, unterbrach ich ihn möglichst schroff. Solchen Typen musste man möglichst sofort die Luft rauslassen und arrogant und autoritär auftreten, da mit sie einen ernst nahmen und respektierten. Siehe da, er stand fast stramm vor mir. Also auch so ein kleiner feiger Obrigkeitshöriger, der nur gegen Schwächere sein Maul aufriss.
    »Bitte erzählen Sie uns in einer kurzen Zusammenfas sung, was sich hier heute Morgen zugetragen hat.«
    »Machen wir doch, wa? Also, dieser kleine Arsch von …«
    »Herr Knoll, so geht das nicht«, wies ich ihn zurecht.
    »Bitte geben Sie einen neutralen Bericht ab, wenn mög lich, ohne die Fäkalsprache zu benutzen.«
    Er war sichtlich beeindruckt von mir. Gerhard grinste vor sich hin.
    »Ich kam gerade aus dem Klo dahinten.«
    Er deutete auf eine Baustellentoilette, die in der hin tersten Ecke der Halle stand.
    »Da hörte ich, wie der Marek den Antoni anschrie. Auf Polnisch natürlich, ich konnte also nicht verstehen, um was es ging. Der Antoni lief dann zu dem Palettenlager da vorne und der Marek ihm nach. Ich schrie sie an, doch die haben überhaupt nicht reagiert. Dann ist der Antoni auf die Paletten geklettert und hat eine runtergeworfen. Die hat den Marek am Schienbein getroffen. Ist aber nichts weiter passiert. Während der Marek hochkletterte, sprang der Antoni plötzlich runter und rannte in Richtung Ga belstapler. Der Marek schnappte sich den Prügel, der da vorne steht, und jagte ihm nach. Ich stellte mich in den Weg, doch er rannte mich einfach um. Dann hat er dem Antoni mit dem Brett eins übergezogen. Nachdem der sich nicht mehr bewegt hat, schaute Marek nach und bückte sich über ihn. In dem Moment kam Frau Weiß dazu und befahl, sofort die Polente zu rufen.«
    »Aha, es geht doch. Vielen Dank für die Beschreibung des Tathergangs.«
    »Keine Ursache, Chef. Wenn der Henry noch da wäre, bräuchten wir keine Bullen. Das hätte der direkt gere gelt.«
    Schon wieder dieser Henry.
    »Dieser Henry, war das der Mann von Hannah – äh von Frau Weiß?«
    Knoll wurde auf einmal im Tonfall um einiges leiser.
    »Er hätte sie nie heiraten dürfen. Die macht den ganzen Hof kaputt. Betriebswirtschaftliche Berater hat sie enga giert. Bullshit. Henry brauchte so was nicht, der hatte es im Urin, wie man Geschäfte macht.«
    »Woran ist dieser Henry denn gestorben?«, wollte ich jetzt doch noch von ihm wissen.
    »Gestorben? Ein Henry Weiß stirbt nicht so einfach. Er wurde ermordet!«
    »Wie bitte? Wann soll das gewesen sein und wo?«
    »Hier auf diesem Hof ist es passiert, am Heiligen Abend.«
    Ich schaute Gerhard an, doch der zuckte nur mit der Schulter. Er wusste von nichts.
    »Am Heiligen Abend?«
    »Ja. Offiziell soll es Selbstmord gewesen sein. Doch welcher Trottel nimmt freiwillig E 605?«
    »Können Sie das bitte näher erläutern? Herr Weiß hat sich mit einem Pflanzenschutzmittel umgebracht?«
    »Er wurde umgebracht, Chef. Kurz vor Mitternacht soll er mit der Flasche auf den Hof gerannt und sich das Zeug übergeschüttet haben. So hats seine Frau geschildert.«
    »Hat er davon getrunken?«
    »Davon wurde nichts festgestellt. Nur dass er mehr als zwei Promille Alkohol getankt hatte.«
    Im Prinzip klang das logisch. E 605 ist seit Jahren

Weitere Kostenlose Bücher