Eroberer 3 - Die Rache
verzog das Gesicht, als er das Fernglas einschaltete und an die Augen hielt. Er war Bokamba bisher nur einmal begegnet, und zwar bei den parlamentarischen Anhörungen zu den Copperheads. Er wusste nicht, ob er den Mann nach den paar Jahren, die inzwischen verstrichen waren, überhaupt wiedererkennen würde.
Die drei Avuirli hatten bereits drei Viertel der Länge der Straße bewältigt und näherten sich dem Haus am Ende.
»Sie sind fast da«, sagte er Kolchin und regulierte die Restlichtverstärkung etwas. »Piltariab muss es wirklich eilig haben - er rennt ja fast.«
»Interessant«, sagte Kolchin nachdenklich. »Ich kann mich nicht erinnern, einen Avuire jemals rennen gesehen zu haben.«
Cavanagh runzelte die Stirn und strapazierte sein Gedächtnis. Wo Kolchin es erwähnte, vermochte er sich auch nicht an ein solches Vorkommnis zu erinnern. Avuirli waren für Kraftentfaltung ausgelegt, nicht für Geschwindigkeit. »Sie haben Recht«, pflichtete er ihm mit einem flauen Gefühl im Magen bei. »Was mag Bokamba ihm wohl gesagt haben, dass er so versessen darauf ist, wieder zu ihm zurückzukehren?«
Kolchin sollte ihm die Antwort darauf schuldig bleiben. Denn in diesem Moment ertönte hinter ihnen in der Gasse eine leise Stimme, die von den Geräuschen der nahen Geschäfte fast übertönt wurde. »Ganz langsam, ihr beiden.
Kolchin, lassen Sie die Waffe fallen.«
Cavanagh setzte das Fernglas ab und schaute über die Gasse hinweg auf Kolchin. Der junge Bodyguard hatte sich nicht bewegt, und sein Gesichtsausdruck hatte sich auch nicht verändert. Aber die Sehnen seiner Waffenhand zeichneten sich plötzlich deutlich durch die Haut ab. Er war für einen Überraschungsangriff bereit... »Nein«, murmelte Cavanagh eindringlich. »Nicht jetzt. Nicht hier.«
Für eine Weile glaubte er, dass Kolchin es trotzdem versuchen würde. Doch der andere stieß zu seiner Erleichterung mit einem erstickten Geräusch die Luft aus, nahm die Hand von der Mülltonne herunter und ließ die Nadelpistole auf den Boden fallen. Dann hob er die Hände auf Schulterhöhe und drehte sich langsam um. Cavanagh schluckte schwer und folgte seinem Beispiel.
Brigadier Pjotr Bronski stand allein etwa drei Meter entfernt mitten auf der Straße und hielt eine kleine Nadelpistole im Anschlag. Er schien entschlossen, sie auch zu benutzen. Die Waffe und seine volle Aufmerksamkeit waren auf Kolchin gerichtet. »Cleverer Bursche«, sagte Bronski anerkennend. »Du kennst die Routine: Hände über den Kopf, Finger verschränken. Sie auch, Cavanagh.«
»Dann war es also doch eine Falle«, sagte Kolchin, während er und Cavanagh den Anweisungen Folge leisteten.
»Nein, ich hatte nur aus dem Bauch heraus gehandelt«, sagte Bronski. »Ist aber gut zu wissen, dass mein Bauchgefühl noch immer funktioniert. Schieb die Waffe mit dem Fuß hier herüber.«
»Was hatte der Bauch Ihnen den gesagt?«, fragte Cavanagh, als Kolchin der Aufforderung folgte und seine Nadelpistole scheppernd über das Straßenpflaster auf Bronski zu kickte.
»Dass Sie auf Granparra gelandet seien«, sagte Bronski, trat einen Schritt vor und bückte sich, um die Waffe aufzuheben. Ein loser Pflasterstein bewegte sich unter seinen Füßen, als er sich wieder aufrichtete. »Es ist mir gelungen, die Nachricht, die Klyveress ci Yyatoor Ihrem Sohn Aric nach Edo geschickt hatte, zu finden und eine Kopie zu ziehen.«
Cavanagh runzelte die Stirn. »Sie hat Aric eine Nachricht geschickt? Was hat denn darin gestanden?«
»Sie wollte, dass er ein paar elektronische Module beschafft und sie ihr nach Phormbi bringt.« Bronski griff sich hinten unter die Jacke, brachte ein Paar Handschellen zum Vorschein und warf sie Cavanagh vor die Füße. »Legen Sie sie Kolchin an«, befahl er ihm. »Die Hände auf dem Rücken, klar.«
»Ich weiß nicht, was eine Nachricht von Klyveress in diesem Zusammenhang bedeuten soll«, sagte Cavanagh; seine Gedanken jagten sich, als er die Handschellen aufhob und zu Kolchin hinüberging. Bisher war noch keine Verstärkung erschienen - ob Bronski wirklich ganz allein hier war? Wenn ja, hätten sie vielleicht noch eine Chance, ihm zu entkommen.
Aber nur, solange er Kolchin noch nicht die Handschellen angelegt hatte. Danach würden ihre Chancen praktisch auf Null sinken. Irgendwie musste Cavanagh einen Weg finden, die Ausführung des Befehls zu verzögern.
Oder einen Weg finden, die Ausführung vorzutäuschen.
»Wie ich schon sagte, es war nur ein Gefühl«, sagte Bronski.
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