Eroberer der Unendlichkeit
Ried. Wir könnten sie verfolgen. Ganz vorsichtig natürlich. Wir könnten uns vor der Stadt verstecken. Ich habe einen Plan …«
»Wie lange würde die Fahrt dauern?« Sie überlegte. »Drei Stunden vielleicht. Bei so einem Wind schaffen wir es schnell.«
»Drei Stunden. Ja, das ist gut. Zee, hör mir jetzt zu. Von Ried aus erreichen die Riesen höchstwahrscheinlich ihre eigene Welt. Sie nehmen Frannie und Leela mit. Verstehst du? Wenn wir es schaffen, bis Ried schaffen …« Er machte eine ausladende Handbewegung. »Zee, wenn diese Riesen sehr groß sind, dann müssen wir ihnen doch winzig vorkommen. Wir sind so klein, daß sie uns vielleicht nicht erkennen können.«
Er holte tief Atem.
»Zee, ich will in die Stadt, mich dort verstecken und einen Riesen suchen, dem wir die Tabletten stehlen können. Mit den Drogen …«
Sie zitterte vor Aufregung.
»Oh Martt, wenn wir nur an die Drogen herankämen! Und uns größer als die Riesen machen könnten.«
»Ja. Dann könnte ich gegen sie ankämpfen. Und Frannie und Leela retten. Was ist, Zee? Kommst du mit?«
»Ja.«
Martt dachte an seine Blitzröhre.
»Schade, daß ich die Waffe nicht bei mir habe.«
»Wo ist sie?«
»Im Transporter. Aber wir haben keine Zeit, um sie zu holen.«
»Ich glaube, sie würde dir nicht viel nützen.«
»Wahrscheinlich. Aber ich habe nur das da bei mir.«
Er holte ein Messer aus der Tasche, das man zusammenklappen konnte.
»Gut«, sagte sie.
Er steckte das Messer wieder ein, und sie bestiegen das Boot. Martt stieß es vom Ufer ab.
Nach kurzer Zeit hatten sie die ruhige Lagune hinter sich gelassen und steuerten hinaus auf den sternenerleuchteten See. Die Lichter der Insel wurden immer schwächer.
Als sie die Insel hinter sich gelassen hatten, blies der Wind kräftiger. Das Segel wölbte sich. Das löffelförmige Boot lag flach im Wasser und berührte kaum die weißen Schaumkronen der hohen Wellen. Zee lag auf den Planken, eine Hand auf das Lenkruder im Heck des Schiffes gelegt. Martt hatte die Knie angezogen und die Arme verschränkt, um möglichst wenig Platz wegzunehmen. Er starrte angespannt nach vorn.
Der See lag im Halbdüster des Sternenscheins da. Am Horizont sah man, daß er konkav war. Vor ihnen alles leer. Keine Boote. Der Riese war verschwunden, ebenso die Schwimmenden.
Da sie mit dem Wind segelten, schien die Nacht reglos und still. Nur die Wellen klatschten und brodelten an die Unterseite des Bootes. Martt war nicht zum Sprechen aufgelegt. Auch Zee schwieg. Sie war ganz damit beschäftigt, das Boot zu steuern … Eine ihrer langen Haarsträhnen flog ihm ins Gesicht. Er schob sie zur Seite.
»Zee?«
»Was ist, Martt?«
»Ich mußte daran denken, daß du wunderbar tanzen kannst.«
Sie wandte sich ihm zu und lächelte.
»Vater findet das gar nicht. Eine Kleinkrämerin, sagte er. Eine Kleinkrämerin von schnellen, ungestümen Bewegungen. Hast du das auch gedacht, Martt?«
»Nein«, beruhigte er sie. »Natürlich nicht. Ich bin der Meinung, daß du eine großartige Künstlerin bist. Erst durch deinen Tanz erkannte ich …«
Er schwieg. Er hatte sagen wollen: »… daß ich dich liebe.« Nun aber fuhr er fort: »… daß dein Vater nicht recht hatte. Auch bei Leela nicht.«
Bei der Erwähnung von Leela sah er, wie ein dunkler Schatten über Zees Gesicht huschte. Er preßte die Lippen zusammen und schob wütend das Kinn vor. Jetzt war wirklich nicht der richtige Augenblick, um an Liebe zu denken. Er erinnerte sich, daß er schon einmal in Ried gewesen war, und versuchte, sich die Lage der Stadt noch einmal vorzustellen. Er wußte noch nicht recht, was er nach seiner Ankunft anfangen sollte.
»Zee«, sagte er, »was ist mit den Flüssen von Ried, die in den Bergen verschwinden? Bis jetzt hat sie wohl noch niemand erforscht?«
»Nein.«
»Kann man an ihrem Ufer entlanggehen, auch da, wo sie unter den Bergen durchfließen?«
Sie nickte.
»An manchen Stellen sind schmale Grate neben dem Wasser. Aber niemand weiß, wie weit sie gehen.«
»Und gibt es in der Nähe von Ried Tunnel? Durchgangswege?«
»Ja. Man muß durch die Höhlen.«
»Ich glaube, daß der Weg durch die Höhlen in die Welt der Riesen führt. Und sie sind auf diese Weise zu uns gekommen. Meinst du, daß sie Leela und Frannie nach drüben bringen werden? Oder bleiben sie mit ihnen in Ried?«
»Das können wir einfach nicht wissen. Wir wissen nicht einmal, weshalb die Riesen überhaupt herkommen.«
Martt dachte daran, daß er mit Brett
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