EROBERT VON EINEM ITALIENISCHEN GRAFEN
doch nicht nötig! Oder ratsam, wenn man bedenkt, wer Sie sind. Nicht nur ein conte, sondern auch noch Direktor der Arleschi Bank.“
„Könnten Sie das nicht mal eine Weile vergessen?“, fragte er leise.
„Nein! Außerdem reise ich doch bald wieder ab.“
„Aber Sie vergessen, dass Sie ein Mitglied unserer Familie werden. Wenn Sie Paolo heiraten, bin ich Ihr Cousin!“
Einen Herzschlag lang schwieg sie. „Wenn es so weit ist, überlege ich mir das mit dem Vornamen.“ Nun lächelte sie strahlend. „Und da wir gerade von Paolo sprechen bringen Sie mich jetzt bitte wieder zu ihm? Er könnte mich brauchen.“
„Ach ja, kleine Heuchlerin, laufen Sie nur weg, solange Sie noch können.“ Alessio stand auf und neigte sich zu ihr. „Aber Sie können sich nicht ewig verstecken!“ Mit dem Zeigefinger strich er ihr sanft über die Wange bis zum Mundwinkel. Dann wandte er sich ab und verließ die Terrasse, während Laura ihm verstört nachblickte.
7. KAPITEL
Auf der Rückfahrt zur Villa schwiegen sie die meiste Zeit. Laura grübelte, Alessio ließ zufrieden den bisherigen Tagesverlauf Revue passieren.
Er dachte daran, wie er sie vormittags auf dem Platz hatte sitzen sehen. Laura war nicht so auffallend attraktiv wie etwa Vittoria, aber sie besaß einen ganz eigenen Charme, wie er ihm noch nie begegnet war. Wie Buchenlaub im Herbst hatte Lauras Haar in der Sonne geleuchtet, und plötzlich hatte er sich danach gesehnt, die Finger darüber gleiten zu lassen und den Duft einzuatmen … während ihr Kopf auf dem Kissen in seinem Bett ruhte.
Schon bald, versprach er sich, während er den Wagen auf die steile Straße zur Villa lenkte, werden meine Fantasien Wirklichkeit.
Eins war jedoch auch klar: Alessio wollte Laura nur verführen, wenn sie ihn ebenfalls begehrte. Dass er dazu förmlich erpresst worden war, sollte sie nie erfahren.
Und inzwischen fühlte er sich auch nicht mehr dazu gezwungen. Beinah vom ersten Augenblick an hatte er ein Verlangen nach Laura empfunden, das inzwischen immer stärker geworden war. Sie hingegen würde wohl noch etwas Zeit brauchen. Unauffällig blickte Alessio zu Laura und merkte, dass sie die Hände verkrampft im Schoß hielt.
„Macht die Straße Ihnen Angst – oder mein Fahrstil?“, fragte er scherzend.
„Die Straße – auch wenn ich versuche, mich daran zu gewöhnen.Aber ich stamme aus East Anglia und bin Abgründe nicht gewohnt.“
„Machen Sie sich keine unnötigen Sorgen, cara Laura. Ich habe großes Interesse daran, am Leben zu bleiben“, versicherte er ihr.
Kurz darauf entdeckte Alessio weiter vor ihnen einen rüstigen alten Mann mit weißem Haar, der auf der Straße stand, einen oben gebogenen Stock in der Hand.
„Ach, da ist ja Fredo“, bemerkte Alessio und hielt an. „Macht es Ihnen etwas aus, Laura, wenn ich kurz mit ihm spreche? Ich will noch mal versuchen, ihn zu überreden, in den Ort zu ziehen. In den letzten Tagen ist er mir aus dem Weg gegangen.“
Natürlich hatte Laura keine Einwände. Amüsiert beobachtete sie, wie der alte Mann, auf seinen Stock gestützt, ruhig dastand und nur ab und zu unnachgiebig den Kopf schüttelte, während Alessio auf ihn einredete.
Schließlich klopfte Fredo dem conte lächelnd auf die Schulter, sagte noch etwas und begann dann, den Hang neben der Straße auf einem schmalen Pfad zu erklimmen.
Stirnrunzelnd stieg Alessio ins Auto.
„Wieder kein Glück gehabt?“, vermutete Laura.
„Verglichen mit ihm wirken seine Ziegen vernünftig!“ Er startete den Motor und blickte finster drein. „Außerdem meint er, dass uns in den nächsten Tagen Unwetter bevorstehen.“
„Das kann ich mir nicht vorstellen bei dem wolkenlosen Himmel“, wandte sie ein.
„Fredo irrt sich selten mit seinen Prognosen. Aber wir haben noch ein oder zwei Tage schönes Wetter. Nutzen Sie den Sonnenschein, solange Sie noch können“, empfahl Alessio.
„Bisher habe ich das ja getan. Ich fürchte sogar, ich habe Sie davon abgehalten, selbst den Pool zu nutzen?“
„Nein, ich schwimme jeden Tag, allerdings schon vor dem Frühstück, wenn noch niemand sonst auf ist. Nicht, weil mir nichts an Ihrer Gesellschaft liegen würde, bella mia, sondernweil ich gern nackt schwimme.“
„Oh!“ Laura schluckte trocken. „Das verstehe ich. Natürlich.“
„Sie könnten sich mir trotzdem anschließen, wenn Sie möchten“, bot er an. „So früh am Morgen ist das Wasser herrlich.“
„Das glaube ich gern“, stimmte sie zu, während ihr
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