EROBERT VON EINEM ITALIENISCHEN GRAFEN
und ließ den Mund langsam und sehr sinnlich über die Handfläche gleiten.
„Bitte … nicht“, sagte Laura leise.
Er hob den Kopf und lächelte sie an. „Darf ich Ihrer Kunstfertigkeit keine Anerkennung zollen? Sie hat ja sogar das Unwetter besänftigt!“
Tatsächlich blitzte es nur noch schwach, der Donner war nur noch ein fernes Grummeln.
„Ja, es scheint sich verzogen zu haben.“ Sie versuchte, die Hand zurückzuziehen, aber er ließ es nicht zu. „Vielleicht gibt es jetzt bald wieder Strom.“
„Gefällt Ihnen das Kerzenlicht nicht?“
„Doch … aber … zum Lesen ist es nicht hell genug, und ich hätte gern mein Buch bis morgen ausgelesen“, erklärte sie in beinah zu munterem Tonfall.
Sanft streichelte Alessio ihre Finger, und ein erregendes Prickeln überlief sie. „Wie wäre es mit einem Zeitvertreib, der die Augen nicht so strapaziert?“ Bewusst legte er eine längere Pause ein, bevor er fragte: „Spielen Sie Karten?“
„Ja, die üblichen Spiele schon.“
„Auch Poker?“
„Nicht wirklich.“
„Ich könnte es Ihnen beibringen“, bot er an.
„Muss man dazu nicht zu viert sein?“, wandte Laura ein. „Außerdem habe ich nicht genug Geld, um es zu verspielen.“
„Aber anderes, oder? Manchmal macht es sogar mehr Spaß, nicht um Bares zu spielen.“ Geschickt löste er den einen ihrer silbernen Ohrringe und legte ihn auf die Tasten. „Da wäre schon ein Einsatz.“
Ach, du meine Güte, er will Strip-Poker mit mir spielen, dachte Laura entsetzt und zog heftig ihre Hand aus seinem Griff.
„Ja, so gesehen habe ich viel zu verlieren. Ihre Lektionen, signore, kommen mich teuer zu stehen, das habe ich schonlängst gemerkt.“
Ungerührt lächelte Alessio sie an. „Wie können Sie denn den Preis einer neuen Erfahrung einschätzen?“
„Sie haben auf alles eine kluge Antwort – oder glauben es zumindest“, entgegnete Laura. „Warum quälen Sie mich so?“
„Tue ich das?“ Er legte ihr eine Hand um den Nacken und strich mit dem Daumen über ihren Hals. „Warum verleugnen Sie weiterhin hartnäckig Ihre Wünsche? Die auch meine sind.“
Heißes Begehren durchflutete Laura so plötzlich, dass sie erschrak.
„Das würde ich nicht behaupten“, sagte sie mit bebender Stimme, „denn ich will nur noch weg hier. Aus Ihrem Haus und fort aus Italien!“ Herausfordernd hob sie das Kinn. „Und da das Gewitter jetzt vorbei ist, funktioniert das Telefon vielleicht wieder. Wären Sie so nett, das herauszufinden? Ich will unbedingt wissen, wann ich morgen zurück nach London fliegen kann.“
Als gut erzogener Gastgeber konnte er ihr die Bitte nicht abschlagen. Gleich würde er den Salon verlassen. Dann hätte Laura Gelegenheit, sich in ihr Zimmer zu flüchten und einzuschließen.
Sie traute sich nicht zu, dass sie länger in seiner Nähe bleiben und sich beherrschen könnte. Das Verlangen, sich in seine Arme zu schmiegen und ihn hingebungsvoll zu küssen, war inzwischen übermächtig. Dieses Gefühl kannte sie nicht – und hätte sich nie so etwas träumen lassen.
Alessio durfte ihr nicht mehr nahe kommen! Weil die leiseste Berührung sie schier in Flammen zu setzen schien.
Laura blickte ihm nach, als er den Salon verließ, hörte seine Schritte in der Halle, seinen Ruf nach Guillermo.
Jetzt! Laura lief zur Fenstertür zum Garten und öffnete sie gerade so weit, dass sie nach draußen schlüpfen konnte. Den Weg zu ihrem Zimmer kannte sie auswendig, denn sie war ihn dutzende Male gegangen.
Allerdings nie bei Nacht – und schon gar nicht, wenn weder die Lampen im Garten noch die Sterne am Himmel Licht spendeten. Das Gewitter war zwar vorüber, nicht aber der Regen. Er fiel wie ein Wasserfall vom Himmel, und nach wenigen Metern war Laura bis auf die Haut nass. Das Kleid klebte ihr wie eine zweite Haut am Körper, die Haare hingen ihr triefend ums Gesicht.
Angestrengt spähte sie durch die Dunkelheit, um sich zurechtzufinden, doch sie war wie blind. Zu laufen traute sie sich nicht mehr, denn das nasse Gras war rutschig wie eine Eisfläche. Jetzt zu fallen wäre fatal, dachte Laura.
Und dann merkte sie, dass sie verfolgt wurde. Nicht von einem Wolf aus den angrenzenden Wäldern, nein, schlimmer: von Alessio Ramontella.
Verzweifelt stolperte Laura weiter, das Herz schlug ihr bis zum Hals.
Es nutzte alles nichts, sie wurde eingeholt. Alessio packte sie an der Hand und zog sie im Weiterlaufen mit sich.
„Lassen Sie mich los“, keuchte Laura.
„Nein, Sie Närrin! Und
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