Erobert von tausend Kuessen
Avocado und Mango lagen. Die Salatsauce war himmlisch, und Francesca ließ es sich schmecken.
Als sie beim Hauptgang waren, spürte Francesca plötzlich ein Prickeln im Nacken, als würde sie beobachtet.
Nun hatte sie sich inzwischen daran gewöhnt, in der Öffentlichkeit erkannt zu werden, und nahm es gelassen hin, weil der Beruf es mit sich brachte. Aber dies war anders.
Normalerweise reagierte sie weit weniger heftig, wenn sie sich beobachtet fühlte. Dieses Mal war sie plötzlich richtig aufgewühlt.
Langsam und so unauffällig wie möglich drehte sie sich um und ließ den Blick über die anderen Gäste im Restaurant gleiten.
Und dann entdeckte sie Dominic Andrea, der mit zwei Männern nur wenige Meter von ihrem Tisch entfernt saß.
In diesem Moment sah er auf und ihr direkt in die Augen -
forschend und durchdringend. Als er zu lächeln begann, nickte Francesca kühl, bevor sie sich umdrehte und sich wieder dem Essen auf ihrem Teller zuwandte.
Der Appetit war ihr allerdings vergangen. Ein Dessert lehnte sie dankend ab, ließ sich jedoch zu einer Tasse Kaffee überreden.
"Francesca?"
Sie sah auf, als sie ihren Namen hörte, und wurde sich bewusst, dass sie ihrem Vater überhaupt nicht zugehört hatte.
"Entschuldige. Was sagtest du gerade?" fragte sie schuldbewusst:
"Gibt es einen Grund dafür, dass du plötzlich so abwesend bist, Francesca?"
Sie schnitt ein Gesicht und seufzte tragikomisch. "Ja, einen sehr unwillkommenen."
Ihr Vater lachte amüsiert. "Aha. Da ich nun wieder deine Aufmerksamkeit für mich habe, kann ich dich ja noch einmal fragen. Madeline möchte gern, dass du zum Abendessen zu uns kommst. Würde dir Mittwoch passen?"
"Natürlich. Ich komme gern."
Der Ober räumte den Tisch ab und brachte Kaffee.
Francesca war sich nur zu bewusst, dass sie noch immer versteckt von einem ganz bestimmten Mann beobachtet wurde.
Sie ließ sich jedoch nicht anmerken, wie sehr Dominics Anwesenheit sie belastete oder wie sehr sie sich danach sehnte, das Restaurant endlich zu verlassen.
"Möchtest du noch eine Tasse Kaffee?"
"Nein, danke." Sie lächelte ihrem Vater herzlich zu. "Vielen Dank, es war sehr schön." Sie sah zu, wie er dem Ober einen Wink gab, damit der die Rechnung brachte.
"Hallo, Rick. Wie geht es dir?"
Selbst wenn sie durch das exklusive Eau de Cologne mit der ausgeprägt männlichen Note nicht vorgewarnt worden wäre, das aufgeregte Flattern in ihrem Magen sprach für sich.
Dominic Andrea. Ein geheimnisvolles Lächeln umspielte seinen sinnlichen Mund.
"Francesca." Seine vertraut wirkende Anrede irritierte sie so sehr, dass sie die Begrüßung betont kühl erwiderte.
Dominic beugte sich vor und küsste sie leicht auf die Schläfe.
Es war nur eine ganz kurze, flüchtige Berührung, und doch lange genug, ihr Blut in Wallung zu bringen. Ihr war, als hätte sie einen elektrischen Schlag bekommen.
Verflixt! Ich könnte ihn umbringen, dachte sie zornig. Und genau das würde sie bei ihrer nächsten Begegnung tun. Falls sie sich wiedersehen würden, hieß es. Was fiel ihm ein; eine Vertrautheit vorzuspiegeln, die überhaupt nicht existierte? Und die es nie geben würde!
"Kennt ihr euch?" fragte Rick, der interessiert die Miene seiner Tochter beobachtete, die verschiedene Empfindungen widerspiegelte.
"Wir haben vor einigen Tagen zusammen zu Abend gegessen", erklärte Dominic ruhig.
Verflixt! dachte Francesca wieder. Sie wusste nur zu genau, was er mit diesem vielsagenden Unterton beabsichtigte.
"Tatsächlich?" Rick schien sich zu fragen, was er davon halten sollte. "Trinkst du deinen Kaffee mit uns?" .
"Das geht leider nicht, weil meine beiden Kollegen auf mich warten. Vielleicht ein anderes Mal." Er ließ den Blick zu Francesca gleiten, die Dominic gleichgültig ansah. "Entschuldigt mich, bitte."
Er erinnerte sie an einen ruhenden Tiger. Hinter der Fassade der Gelassenheit schienen sich raubtierähnliche Kräfte zu verbergen.
Francesca sah zu, wie er sich einen Weg zwischen den Tischen hindurch bahnte und zu seinen Kollegen zurückkehrte.
"Ich wusste ja gar nicht, dass du Dominic Andrea so gut kennst", sagte Rick. "Eins seiner Bilder hängt bei uns."
Sie sah ihren Vater verblüfft an. Dominic Andreas abstrakte, farbenprächtige Gemälde, die sie in Leons Galerie gesehen hatte, trafen doch eigentlich gar nicht Ricks Geschmack. In Gedanken ging sie alle Bilder durch, die im Haus ihres Vaters hingen, und schüttelte ratlos den Kopf.
"Die Vase mit Rosen im Esszimmer", erklärte
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