Erobert von tausend Kuessen
Jeweils drei Stuhlreihen standen sich im Halbkreis gegenüber, in der Mitte fand die Vorführung statt.
Francesca musste zuerst hinaus. Sie blieb in der Mitte des Kreises stehen, drehte sich um ihre eigene Achse und ging im Kreis herum.
Sie entdeckte ihn, als sie sich dem Publikum zuwandte.
Dominic Andrea im Anzug, blauen Hemd und mit dunkelblauer Krawatte. Er schien sich sehr wohl zu fühlen. Offensichtlich machte es ihm nichts aus, nur einer von drei Männern unter einer Schar von Frauen zu sein.
Was, um alles in der Welt, will er hier? überlegte sie, ließ sich jedoch nichts anmerken, sondern lächelte in die Runde. In typischer Mannequinpose - Kopf hoch, Schultern zurück -
absolvierte sie ihr Routineprogramm.
Und doch war sie sich der Blicke des attraktiven dunkelhaarigen Mannes nur zu bewusst. Mit eiserner Disziplin kämpfte sie um ihre Selbstbeherrschung.
"Was ist los?"
Francesca warf Cassandra einen gehetzten Blick zu, während sie den Reißverschluss eines engen Rockes herunter-und das Kleidungsstück auszog. "Wieso? Was meinst du?" Sie knöpfte eine Bluse auf, streifte sie ab und griff nach einem eleganten Hosenanzug.
"In der Mitte der dritten Reihe sitzt ein Mann, der dich nicht aus den Augen lässt", erklärte Cassandra, die in eine enge Hose schlüpfte.
Je später es wurde, desto mehr wurde Francesca sich Dominics Anwesenheit bewusst - und seiner Aufmerksamkeit.
Sie verstand selbst nicht, warum sie sich so ausgeliefert vorkam, so entblößt und nervös. Dabei neigte sie überhaupt nicht zu Nervosität. Dafür war sie schon auf zu vielen Laufstegen gewesen, hatte an zu vielen Modeschauen teilgenommen. Niemals zuvor hatte sie Nerven gezeigt.
Vielleicht war nervös auch der falsche Ausdruck. Es war eher so, dass sie sich der Anwesenheit einer bestimmten Person nur zu bewusst war. Blicke spürte, ohne sie aufzufangen. Schauer liefen ihr über den Rücken, ihre Brustspitzen hatten sich vor Erregung aufgerichtet und zeichneten sich unter den dünnen Stoffen ab. Außerdem nahm sie ein Flattern im flachen Bauch wahr.
Und all dies, obwohl sie den Mann kaum kannte! Sie war ihm einige Male zufällig begegnet, hatte in Gegenwart von gemeinsamen Freunden mit ihm zu Abend gegessen und seinen flüchtigen Kuss auf die Schläfe empfangen. Es war verrückt!
Noch absurder war das Gefühl, in einer Einbahnstraße gelandet zu sein, aus der es keinen Ausweg gab.
So ein Unsinn, wies sie sich zurecht. Sie führte ein angenehmes Leben, konnte tun und lassen, was sie wollte, und ihr Herz war erfüllt von der Erinnerung an Mario. Was wollte sie mehr?
Leidenschaft, die sie mit jemandem teilen konnte. Einen warmen Körper, an den sie sich nachts anschmiegen konnte.
Woher kamen diese Phantasien schon wieder?
Am liebsten wäre Francesca vor diesen Gedanken
fortgelaufen und hätte sich irgendwo versteckt.
Doch sie widerstand diesem Impuls natürlich. Schließlich war sie hier, um Mode vorzuführen, nicht, um sich lächerlich zu machen. Sie hob den Kopf noch etwas höher, lächelte professionell und erledigte ihre Aufgabe mit Charme und Routine.
Eine sehr erfolgreiche Veranstaltung, dachte Francesca, als sie beobachtete, was alles verkauft wurde. Kleidung, Schuhe, Handtaschen - die wohlhabenden Gäste schienen gar nicht genug kaufen zu können. Die Verkäuferinnen verpackten alles sorgfältig in Seidenpapier und legten die Sachen in Margos elegante Tragetaschen.
Francesca zog einen eleganten Hosenanzug von Armani an, schlüpfte in hochhackige Pumps, legte ihren großen Kleiderbeutel über die Schulter und ging in den Verkaufsraum.
Es waren noch immer viele Gäste anwesend, darunter auch Dominic, der sich am anderen Ende des Raumes mit einer attraktiven Dame unterhielt.
Was will der denn noch hier? fragte Francesca sich und atmete tief durch.
Als hätte er ihren Blick gespürt, sah er auf und fing ihn auf, bevor er sich wieder der Dame an seiner Seite widmete.
Wieso bringt er mich nur derartig aus der Fassung? überlegte Francesca. Es ist unglaublich! Nur mit äußerster Selbstdisziplin war es ihr gelungen, das Programm zu bewältigen, ohne sich etwas anmerken zu lassen.
"Francesca."
Er hatte sich angeschlichen wie eine Raubkatze. Francesca drehte sich langsam um. "Dominic", antwortete sie ernst.
Er lächelte herzlich und amüsiert, dann nahm er ihre Hand und gab ihr einen formvollendeten Handkuss.
Die Berührung war flüchtig, und doch hatte Francesca das Gefühl, sie hätte sich verbrannt. Ihr wurde heiß
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