Eroberung unter Palmen
Wie soll ich meinen Eltern denn sonst zu einem Erben
verhelfen?" Domenic zögerte kurz, um die Wirkung seiner
Worte zu unterstreichen. "Du hast doch bestimmt nicht geglaubt,
dass ich so hingerissen bin von deinem sprühenden Charme?"
"Keine
Sekunde lang", erwiderte Opal. "Wenigstens sind wir uns in
diesem Punkt einig."
Er
ließ ihren Arm los, woraufhin sie ihm hastig die schmerzende
Hand entzog und sie mit der anderen massierte. Dann stand sie vom
Tisch auf.
"Wo
willst du hin?"
"Gehört
es etwa auch zu den Vertragsbedingungen, dich jedes Mal zu
informieren, wenn ich zur Toilette muss?" Anstatt zu antworten,
warf Domenic ihr einen wütenden Blick zu. "Nein? Du
überraschst mich." Sie wandte sich zum Gehen, hörte
ihn unterdrückt fluchen und dann vom Stuhl aufspringen.
Opals
Kopfschmerzen waren noch schlimmer geworden. Die Ellbogen auf die
Marmorablage gestützt, stand sie im Vorraum zur Damentoilette
und suchte in ihrer Handtasche nach einer Aspirin. Sie brauchte gar
nicht erst in den Spiegel zu schauen, um zu wissen, dass sie
schrecklich aussah. Und so fühlte sie sich auch.
Alles
tat ihr weh. Schultern und Nacken waren verspannt, und weil sie
nichts gegessen hatte, war ihr außerdem übel.
Sie
bewegte den Kopf nach allen Seiten, um das Spannungsgefühl
loszuwerden. Doch es half nicht.
Ihr
Atem ging schneller und flacher, und ihr Puls raste.
Wann
war es nur endlich vorbei?
Domenic
würde heute Nacht Sex wollen, also den Vollzug ihrer Ehe, und
sie hatte keine Chance, noch auszusteigen.
Zweifellos
hatte er reichlich sexuelle Erfahrung. Was würde er mit ihr
machen? Würde er sie im Bett noch weiter demütigen und die
Entscheidung bereuen, dass er sie Hals über Kopf geheiratet
hatte?
Opal
ging nervös auf und ab, während sie sich den verkrampften
Nacken massierte.
Dass
ausgerechnet ihr das passieren musste. Sie, die niemals hatte
heiraten oder einen festen Partner haben wollen. Sie hatte sich ganz
bewusst für das Singledasein entschieden, um in einer Beziehung
nicht enttäuscht oder verletzt zu werden.
Und
damit war sie immer gut gefahren. Wie hatte sie nur in eine solche
Situation geraten können?
Sie
hatte sich zu einer Heirat erpressen lassen, von einem Mann, der sich
nichts dabei dachte, seine Geliebte zur Hochzeitsfeier einzuladen.
Opal
atmete tief ein und stellte erleichtert fest, dass die Kopfschmerzen
und Verspannungen ein bisschen nachgelassen hatten. Das Aspirin
wirkte.
Nun,
die Sache ließ sich nicht ändern, und sie würde damit
leben müssen. Gut möglich, dass Domenic ärgerlich
wurde, wenn er herausfand, dass sie noch unschuldig war.
6.
Kapitel
Die
perfekt vorbereitete Hochzeitssuite ließ keinen Wunsch offen.
Das elegante Apartment war romantisch ausgestattet, Amorfiguren mit
Pfeil und Bogen schmückten die Nischen, üppig geraffte
Vorhänge rahmten die riesigen Wandfresken und Gemälde.
Gekühlter Champagner stand in einem Eiskübel neben zwei
Kristallkelchen auf einem Tablett, daneben ein Körbchen mit
Konfekt und frischen Erdbeeren.
Opal
hatte jedoch nur Augen für das riesige Himmelbett, das fast den
halben Raum einzunehmen schien. Die spitzengesäumte Tagesdecke
war bereits einladend zurückgeschlagen, auf jedem der beiden
Kopfkissen lag eine Orchidee. Irgendjemand hatte ihr Seidennachthemd
ausgepackt und über das Laken drapiert.
Opal
erschauerte. Sie mochte keinen Schritt weitergehen. Das Bett war so
breit, andererseits sollte sie es mit Domenic teilen. Von daher
konnte es gar nicht breit genug sein.
Widerstrebend
durchquerte sie den Raum. Domenic würde in einer halben Stunde
nachkommen. Sie war ihm dankbar, dass er wenigstens so viel
Entgegenkommen gezeigt hatte, ihr diesen kleinen Vorsprung zu lassen.
Andererseits vermutete Opal schon fast, dass er froh war, das
Wiedersehen mit seiner Geliebten, der blonden Schauspielerin, noch
ein bisschen auszudehnen.
Das
Neglige über dem Arm, betrat Opal das großzügige
Marmorbad mit dem riesigen Whirlpool und der geräumigen
Duschkabine. Auf der Ablage über den beiden Waschbecken standen
bereits fein säuberlich aufgereiht ihre Kosmetikund
Toilettenartikel, daneben befand sich Domenics kleinere Ausstattung.
Opal
warf einen Blick auf seine wenigen Sachen: ein Trockenrasierer mit
silbernem Griff, Deodorant, Zahnbürste und eine Flasche Eau de
Cologne. Es war nicht viel, verriet ihr aber mehr über ihn, als
sie in dem zurückliegenden Monat erfahren hatte. Was wusste sie
denn letztlich von dem Mann, den sie vor wenigen
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