ErosÄrger
letzten Moment davor zurück, wilde Muster auf meiner papierenen Schreibunterlage zu malen. Wer weiß, was die über meine Geisteszustand verraten hätten? Ich benötigte wirklich ein Telefon mit einer Schnur! Hoffentlich gab es für Schnurrverdrehen keine Deutungsanleitung.
»Heute standen – für mich vollkommen überraschend – 53 Bewerber vor der Matching-Myth. Ich kann mir gar nicht erklären, wie sie auf die Idee gekommen sind, ich bräuchte menschliche Angestellte … nach einer Halbseitigen Anzeige in der Zeitung!«, erklärte ich, nicht ohne meine echte Meinung durch die Worte schimmern zu lassen.
»Hei, kein Grund sarkastisch zu werden«, maulte der Dämon. »Hast du außer dem WerDrachen noch jemanden eingestellt?«
»Ja, drei Menschen.« Ich gönnte dem Ratsmitglied eine kleine Genugtuung, bevor ich warnte: »Und ab sofort sind meine Aufgaben wieder meine! Und meine Angelegenheiten gehen den Rat nichts mehr an! Ich will weder in den Rat, noch für den Rat arbeiten.«
»Abgemacht!« DeVils Antwort kam zu schnell, um mich nicht misstrauisch zu machen.
»Gibt es noch etwas, was ich wissen müsste?«
»Nein.« Wieder war die Antwort zu schnell – und wurde gefolgt von einer taktischen Ablenkung: »Es gibt die ersten Desastermeldungen. Das
Institut für übergreifende Liebe
hat versucht einen Feuergeist mit einem Menschen zu verkuppeln.«
»Autsch!«
»Das Ganze ging zum Glück schon beim Händchenhalten schief.«
Ich kicherte und ließ mich unwillkürlich von DeVils verteufelt guter Laune anstecken. Wenn ich doch nur seinen Plan durchschauen würde! Und was bezweckte der Rat? War er für oder gegen meine Konkurrenz? Offensichtlich gönnte DeVil der anderen Agentur den Verkupplungs-Misserfolg. Denn das war das Hauptproblem. Die meisten magischen Wesen konnte man einfach nicht mit Menschen zusammenbringen. Es war nicht so, als wenn es eine Frage des wollens oder nicht-wollens wäre. Aber offensichtlich verstanden die Behörden, die auf Gleichberechtigung und Gleichbehandlung beharrten, das nicht.
Dabei war es doch so einfach: Wenn ein unsterbliches Wesen ein Sterbliches liebte, endete das fast immer tragisch.
Nur in meinem Fall würde es immer tragisch enden – egal ob der andere unsterblich oder sterblich ist
.
»Deswegen habe ich eine Bitte!« Es gelang dem Ex-Dämon genügend Empathie zu heucheln. »Würdest du heute Abend nach deinem Seminar ein Vermittlungsangebot überprüfen? Speeddating?«
»Wenn du mir bitte verrätst was vor sich geht?«
»Eine Bitte für eine Bitte?« Sein Lachen wurde zu einem wesentlichen Bestandteil meiner Atemluft. Überlebensnotwendig wie der Sauerstoff. »Halte ich generell für fair …«
Er schwieg eine Weile, bevor er antwortete. »Ich kann es dir nicht sagen … nur, dass ich niemals etwas tun würde, um dir absichtlich zu schaden …« DeVil ließ das Schweigen wirken. »Außer ich wüsste, du kommst aus eigenen Kräften aus der Situation wieder heraus und es hätte für uns alle Vorteile.«
Hätte ich ein Telefonkabel gehabt, hätte ich den Dämon damit stranguliert. Seine Aussage mochte stimmen und war schmeichelhaft, ließ aber alle Optionen der Welt offen. »Wieso prüfst du nicht selbst dieses verdammte Extremdating?«
»Speed, nicht Extrem.«
»Was auf dasselbe hinausläuft.«
Dieses Mal konnte ich das verführerische Lachen des Dämons körperlich spüren, es wisperte um meinen Körper herum und versprach ungeahnte Möglichkeiten. »War das ein Angebot?«
»Bitte?«
»Heute Abend? Wir beide, Extremdating?«
»Idiot!«
Es klopfte an meiner Bürotür.
»Ah, die Paketpost«, meinte DeVil. Anscheinend hatte er die Fähigkeit durch Telefonleitungen sehen zu können, perfektioniert. Oder bezüglich der magischen Überwachung gelogen. Denn tatsächlich war es Krista, die ein Päckchen hereinbrachte. Sie legte das rote Subjekt auf meinem Schreibtisch ab, und verließ nach einem letzten, misstrauischen Blick auf diese Privatpost wieder das Büro. Mein Blick war ebenso misstrauisch. Nach den Hass-, Liebes- und Neidbriefen konnte ein Päckchen alle möglichen und unmöglichen magischen Überraschungen enthalten.
»Es ist ein Geschenk von mir«, gab DeVil zu.
»Vom Regen in die Traufe«, kommentierte ich. Wenn ich Geschenke von einem Dämon entgegennahm, was kam als nächstes? Eine Sauna in der Hölle?
»Mach es auf und viel Spaß heute Abend!«
Ich starrte den Hörer an. Er hatte aufgelegt! Einfach so! Ein plötzlicher Gesprächsabbruch machte
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