ErosÄrger
gab?
Man wartet bis der Zauber nachlässt … an einem sicheren Ort
. Doch wer konnte mir helfen, Sandro an einen sicheren Ort zu transportieren? Jemand, der die richtigen Fragen stellte und wusste was Liebe und Liebeszauber waren? Ich wählte und verfluchte mich selbst im Stillen, weil ich bei dem letzten Gespräch aufgelegt hatte. Die Kopfschmerzen, die während des Seminars sanft aber beharrlich an meinen Nerven genagt hatten, wurden langsam aber ebenso beharrlich penetranter.
»Hathor hier!« Die Stimme der ehemaligen ägyptischen Liebesgöttin klang verschlafen.
»Lilly Valentina!« Ich meldete mich mit meinem offiziellen Namen, während alle anderen Worte, die ich mir zurechtgelegt hatte, ins Nirvana verschwanden.
»Lilly! Alles klar?!« Hathor klang alarmiert.
»Nein, kein bisschen!« Ich prüfte mit mehreren Blicken die Verkehrssituation, bevor ich die Ampel überquerte. Selbst wenn der liebestrunkene Sandro die Grünphase nicht schaffte, sollte er doch nicht – blind vor Liebe – in einen Verkehrsunfall verwickelt werden.
»Ich habe hier …« Ich erschrak, als ich sah, dass nach Sandro noch jemand über die Straße ging. »Ich kann nicht offen sprechen … kannst du mich mit dem Auto an der Zeppelinallee abholen? Da wo der Fußgängerüberweg zwischen den Stadtgärten ist?«
»Du willst in den Park?«
Ich schnaubte und warf einen Blick zurück. Mein Liebesverfolger war noch da. Und auch der Unbekannte schien denselben Weg zu haben, wie ich. Um diese Uhrzeit kein Zufall.
Paranoid? Wer ich?
»Von wollen kann keine Rede sein!«
»Zehn Minuten!« Das Klimpern von Schlüsseln war zu hören.
»Fünfzehn, du musst noch die Käfigabsperrung in den Kombi bauen!« Ich wechselte die Handyhand und sah auf die Uhr. Das Schweigen am anderen Ende der Leitung sagte mir, dass die Liebesgöttin a. D. erst jetzt die gesamte Tragweite des Problems erfasste.
»Brauchen wir noch etwas?«
Ich warf einen Blick auf den SuperStier und den fremden …
Golem!?
Meine Kopfschmerzen erreichten eine neue Dimension. Soweit ich wusste, gab es in der ganzen Stadt nur ein menschlich geformtes Wesen aus Ton, welches von einem magischen Zettel belebt wurde – und der arbeitete laut des informativen Halbwahrheit-Textes der aktuellen »Foto« für die »Aufspürung und Verfolgung GmbH«. »Einen Stierfänger, einen Golemvertreiber, ein Entphrodisiakum und …« Das bewaffnete Pferd, welches eben noch an der Straßenbahnhaltestelle gewartet hatte, schlenderte harmlos auf der anderen Straßenseite entlang. »… hast du zufällig auch was gegen Einhörner im Haus?«
»Ein Entphrodisiakum?« Hathor fand den getarnten Hinweis (Man weiß schließlich nie, wann jemand heimlich zuhörte oder wann »die Wände« Ohren bekamen) und suchte nach einem Zusammenhang. »So wie in Aphrodisiakum, nur umgekehrt?«
»Jep!« Ich verließ den Fußgängerweg und bog am Krankenhaus in den Park, den schmalen Weg nach unten, Richtung Ententeich. Schlagartig schien es nicht nur dunkler zu werden, sondern auch kälter.
»Es gibt keine Liebeszauber!« Obwohl ich an Hathors schnaubendem Atem erkennen konnte, dass sie sich gerade mit der Käfigabsperrung abmühte, gelang es der ehemaligen Liebesgöttin, zu widersprechen.
»Ha!«
Die Stille in der Leitung war ohrenbetäubend.
»Sicher?«, fragte Hathor schließlich.
»Leider!«
»Scheiße!« Dem Fluch folgte kurze Stille – lang genug, um mir Angst zu machen.
»Ich bin in fünfzehn Minuten da!« Die ehemalige Liebesgöttin legte auf und ich vergab einen Pluspunkt an die kuhköpfige Ratsvertreterin.
Wenn ich in dem Tempo weiter Punkte verteile, stecke ich bald in der Bredouille: Entweder gehen mir die Punkte aus, oder die Leute werden sich bei der nächstmöglichen, unpassenden Gelegenheit erinnern
.
Am Teich angekommen sah ich nach rechts und links und entschied sich für links. Auf dieser Seite war die Chance gering, auf Menschen zu stoßen. Ich würde nur fünfzehn Minuten lang die Wege entlang schlendern müssen.
Erst ein Blick nach hinten verschlechterte meine Laune augenblicklich. Immer noch folgte mir Sandro – aber das taten auch Einhorn und Golem.
Das belebte, haarlose Lehmwesen mit den grob menschlichen Gesichtszügen hielt sich inzwischen – ganz Profi – einen Zettel vor die Brust auf dem
Aufspürung und Verfolgung GmbH
stand. Er hatte also tatsächlich die gesetzliche Erlaubnis hinter mir her zu laufen.
Aber warum?
Ich schüttelte den Kopf, als mir auf Anhieb keine gute Begründung
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