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ErosÄrger

ErosÄrger

Titel: ErosÄrger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Schreiner
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erinnerte, war stilvoll, aber völlig Fehl am Platze. Einzig die Wärme die mich im Eingangsbereich empfing und meine allzu menschlichen Gliedmaßen auftaute, hielt mich davon ab, auf der Stelle kehrt zu machen. Ich ignorierte den ansehnlichen Türsteher, der sich dekorativ im Schatten hielt und Mühe gab, inmitten der sonstigen Ausstattung nicht aufzufallen.
    In einem herzblutroten Anzug gekleidet hielt der Muskelmann weder mich noch den Golem auf, sodass das magisch belebte Tonwesen beinahe gegen mich gelaufen wäre, als ich stehen blieb, um die Inneneinrichtung des Liebestreffs zu genießen. Wenn es eine goldene Himbeere für schlechtes Ambiente gab, hätte ich ohne zu Zögern hier den ersten Preis vergeben – ohne mir vorher die anderen Optionen anzusehen. Mitten in dem einstigen Cafe gab es einen Springbrunnen und einen kleinen Flusslauf in dem sich Koikarpfen – Nishikigoi – tummelten. Sowohl die Beleuchtung des Brunnens, als auch die Farbe der Karpfen waren dem Thema des Abends angepasst. Das Brunnenlicht tauchte nicht nur alles in einen ungesund wirkenden Rotton, sondern ließ auch die restliche Ausstattung wie aus einem schlechten Film wirken.
    Einem sehr schlechten Film
, dachte ich, während mein Blick die digitalen Bilderrahmen an den Wänden sondierte. Beinahe in Lebensgröße wechselten sich dort im dreißig-Sekunden-Takt kitschige Bilder von glücklichen Paaren ab; ein einziger Werbefilm für den Veranstalter dieser Speed-Dating-Chose – oder ein Kaufargument für Kopfschmerztabletten.
    Trotzdem war es nicht überraschend, wie viele Leute in dem Café auf ihr Glück hofften. Durchschnittliche Menschen und übersinnlich-magische Wesen hofften hier insgeheim auf den Jackpot in Sachen Liebe. Ich schüttelte den Kopf über soviel Zynismus auf einem Haufen. Angeblich wollten all diese Wesen vermittelt werden, hielten sich für offen und romantisch genug, um diesen Weg zu beschreiten – aber in Wirklichkeit wollten sie nur ein Alibi, um hinterher sagen zu können, sie hätten wirklich alles probiert, um eine Beziehung zu finden. Eine Ausrede für den Rest der Welt.
    Ich schlängelte mich durch die Anzahl der Wartenden Richtung Bar. Hier waren trotz des Gedränges noch viele Plätze unbelegt. Leider fand ich auch rasch heraus, wieso. Drei leichenfressende Ghule hatten am Tresen Stellung bezogen. G
hule?
Ich überprüfte den ersten Eindruck, den die magische Kette mir übermittelt hatte. Er stimmte und augenblicklich ignorierte meine Lebenserfahrung die blinkenden, roten Herzen, die an einer Kette um den Hals der ansonsten unbekleideten Ghule hingen und sie als Partnersuchend klassifizierte.
Sind Leichen anwesend?
Ich griff mir an den Kopf. Anscheinend wurde meine Verwirrungstoleranz größer. Inzwischen wunderte ich mich nicht mehr über liebenssuchende Leichenfresser, sondern suchte rationale Gründe für ihre Anwesenheit an der Theke. Leider gab es tatsächlich einen: Eine Zombiefrau am anderen Ende des Tresens. Sie trug ebenfalls ein rotes Herz und schien sich der unmittelbaren Gefahr nicht bewusst zu sein.
Manchen Leuten kann man einfach nicht helfen!
Ich setzte mich zwischen Leiche und Leichenfresser.
    »Was darf ich Ihnen bringen, schöne Frau?« Der Kellner materialisierte sich auf der anderen Seite der Theke. Er war eine jüngere Version des Muskelmannes, der an der Tür Wache hielt. Auf seinem makellos perfekten Gesicht hatte er ein ebenso makellos perfektes Lächeln gezaubert. Es musste seinen Zahnarzt sehr stolz machen.
    »Ich hätte gerne …« Ich überlegte, während alles in mir nach Alkohol schrie. Dabei war ich doch Jahrelang ohne ausgekommen. Aber allein die Tatsache, dass der Rat vor Drogen und menschlichen Verfehlungen gewarnt hatte, reichte, um die vernünftigen Stimmen in meinem Hinterkopf zum Schweigen zu bringen. »… einen Weißwein!«, behauptete ich aus diesem Grunde.
    »Trocken, lieblich oder süß?«
    »Süß«, riet ich und legte all meine Gewissheit in das eine Wort.
    Nach dem ersten Schluck wusste ich, dass mich meine Gewissheit belogen hatte. Süß war eindeutig zu süß. Passte aber zum Kellner. »Nehmen sie an dem Dating teil?«
    Ich blinzelte. Begann der Alkohol bereits nach dem einen Schluck zu wirken, oder hatte sich gerade die Tonlage meines Weindealers verändert? Von dienstlich beflissen zu interessiert?
    »Ja, hatte ich vor.« Ich wühlte in meiner Jackentasche nach Geldbörse und Teilnehmerkarte, zahlte mit dem einen und tauschte das andere gegen ein

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