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ErosÄrger

ErosÄrger

Titel: ErosÄrger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Schreiner
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meine eigene Eintrittskarte am Schalter gelöst hatte und den Steg betrat. In dem Moment, in dem mein triumphierender Blick auf besagten Golem fiel, meldete sich mein Schuldgefühl. Es war wirklich ein Arsch!
    Der Tonmensch hätte nicht einmal etwas von meinem inneren Dilemma mitbekommen, wenn ich vor ihm auf und ab gehüpft wäre. Zu entrückt wirkte sein Blick, mit dem er das Boot und die Wesen darauf musterte, zu verzaubert seine Gesichtszüge. Dabei wirkte er traurig und verloren, da das Kramen in seiner Tasche offensichtlich kein Geld zu Tage gefördert hatte – oder nicht genug, um sich die Fahrt leisten zu können.
    »Scheiße!«, fluchte ich leise und ging unter den verwirrten Blicken von Gabriel und Johannes zurück zur Kasse. Immerhin schien ich mein Fluchen mittlerweile dressiert zu haben, so dass es sich auf die Standardwörter beschränkte.
    »Ich brauche noch ein Ticket für unseren Freund hier.«
    »Der ist nicht vermittelbar.« Die Kassiererin schüttelte den Kopf, überlegte es sich dann aber anders. »Aber wenn Sie bezahlen wollen … Ist ja ihr Geld.«
    Ihre Worte waren gerade laut genug geflüstert, dass es auch der letzte in der Warteschlange hören konnte. Inklusive des traurigen Tonwesens.
    Ruhig und sehr erwachsen legte ich meine abgezählten Scheine auf den Tresen und nahm die Karte entgegen. Erst dann warf ich den Friedensnobelpreis über Bord und meinte: »Sie sind ein herzloses Miststück. Ihnen würde ich so einen tollen Kerl nicht einmal für 10 000 Euro zu einem einzigen, gemeinsamen Abendessen schicken.«
    Hocherhobenen Hauptes hakte ich mich bei dem Golem, dessen grob menschlichen Züge plötzlich heiter wirkten, ein und ließ mich galant an Bord führen.
    »Ein wenig kindisch, nicht wahr?« Trotz der tadelnden Worte grinste Gabriel über beide Ohren.
    Johannes wirkte deutlich nachdenklicher, folgte uns aber schweigend auf das Hauptdeck. Dort lenkte eine hohle Rückseite meine Aufmerksamkeit auf sich. Einen Moment lang fragte ich mich, wie es Designer eigentlich schafften, für Wesen, denen man durch den nach innen gewölbten Rücken praktisch bis zum Bauch sehen konnte, Klamotten zu entwerfen, dann übersprang ich den Gedanken und kehrte zum Ausgangspunkt meiner Überlegung zurück.
    »Airielle?«
    Die Sylphe fuhr auf dem Absatz herum und wirkte so schuldbewusst, wie man nur wirken konnte.
    »Oh«, machte sie. Gleich dreimal. Man konnte förmlich zusehen, wie sie nach einer Ausrede suchte.
    »Magst du uns helfen für unseren tonigen Freund eine Freundin zu finden – oder suchst du selber?«, hörte ich mich sagen. Keine Ahnung, wie das kleine Teufelchen auf meiner Schulter auf diese Idee gekommen war. Oder ob es das Engelchen gewesen war.
    »Oh.« Die großen blauen Augen wurden noch ein wenig größer, während es hinter der makellosen Stirn immer noch angestrengt arbeitete. »Vielleicht können wir ja zusammen suchen?«, meinte die schlanke Sylphe schließlich. Es war offensichtlich, dass das »wir« und das »zusammen« Johannes, Gabriel und mich ausschloss.
    »Wenn du´nen Freund suchst, warum hast du nicht bei unseren Kunden angefangen?« Gabriel klang ein wenig beleidigt.
    »Weil nicht jeder im eigenen Revier wildert, du Vollproll!« Airielle hakte sich entschlossen bei meinem Golem ein und zog ihn genauso entschlossen von uns fort. Ein Unterfangen, das bei so einem schweren Klotz von Kerl zwecklos war.
    Ich staunte, als sich mein Verfolger unter dem Zug des zarten Persönchens in Bewegung setzte und keinen Blick mehr an mich – seine Arbeitsaufgabe – verschwendete. Einen Moment lang wusste ich nicht, was ich davon halten sollte. Dann entschied ich, dass das ganze nicht mein Problem war. War ja nicht so, als wenn mir mein Verfolger verlustig gehen würde. Nicht auf einem jetzt fahrenden Schiff.
    »Getränke?« Gabriel war der erste, der sich nach der Schrecksekunde wieder gefangen hatte. Johannes und ich nickten nur.
    »Hei, schöne Frau. Lust auf ein wenig Spaß?«
    Ich drehte mich um – und sah dann einen halben Meter nach unten.
    »Hallo.«
    »Von vorne genauso bezaubernd wie von hinten.« Das Lächeln unter der roten Zipfelmütze war so strahlend, dass man es benutzen konnte, um eine kleine Großstadt mit Energie zu versorgen.
    »Sie sind ein Zwerg?«, riet ich.
    »Mensch, sie gehen aber ganz schön ran.« Das Lachen wuchs in die Breite und offenbarte Zähne, die viel zu groß für den kleinen Mund zu sein schienen. »Ich bin ein Troll.«
    Ich konnte einfach nicht

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