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ErosÄrger

ErosÄrger

Titel: ErosÄrger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Schreiner
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erwecken wollten.
    Wer tat so etwas?
    Ich trat einen Schritt vor und folgte dann der Spur der Zerstörung ins Schlafzimmer. Mein Bruder. Ganz klarer Fall.
    Zitternd ging ich in die Knie und betrachtete die malträtierte Matratze und das verrutschte Bett. Obwohl alle Schubladen aus den Schränken gezogen worden waren, war ich mir sehr sicher, dass hier auf ein Pentagramm geprüft worden war. Gut, dass ich pingelig bin und Kreidespurenfetischist. Also eigentlich Kreidespurenantifetischist, oder im Volksmund auch: mit einem Putzfimmel gesegnet. Wer hätte gedacht, dass mir das mal das Leben retten würde?
    Das Schrillen des Telefons ließ mich zusammen zucken. Wie um mich zu verhöhnen, klingelte es ein zweites Mal. Beim dritten Mal war ich vorbereitet und nahm mit wild klopfendem Herzen ab. »Ja?«
    »Hei, Lilly.« Balthasar schwieg gerade lange genug, um mich den neuen Schock verarbeiten zu lassen. »Hast du Lust, mit mir essen zu gehen?«
    Kein
»Wie geht es dir?
«, kein
»Wie war dein Tag?
«, nur eine einzige, vollkommen ungewöhnliche Frage. Ich schnaubte, als mein Verstand mir einen neuen Hauptverdächtigen suggerierte.
    Zufälle? Ich glaubte nicht an Zufälle.
    »Nein, ich habe keine Zeit.«
    »Und Lust?«
    »Auch nicht.«
    »Soll ich vorbeikommen?«
    Hätte ich an Zufälle geglaubt, hätte ich spätestens jetzt aufgehört.
    Balthasar würde ein Schwäche ausnutzen und mir notfalls auch Angst machen, um mich zu bekommen. Kein netter Charakterzug, aber immerhin zielstrebig. Ich hasste ihn dafür.
    Würde ich ihm aber nicht sagen. Auf keinen Fall. Ich bin ja nicht irre. Nicht ganz zumindest.
    Apropos irre: War der Vampir irre genug, um mit Liebeszaubern rumzuspielen?
    Natürlich nur ganz zufällig, wenn ich in einer Situation war, in der ich mich nicht gegen eine Beeinflussung oder gegen Anschuldigungen wehren konnte?
    »Ich muss Schluss machen, habe noch einen Haufen Arbeit vor mir«, behauptete ich, während sich in meinem Kopf schon ein Plan formte. Ohne eine Antwort – vermutlich eh nur der übliche Schmuh – abzuwarten, legte ich auf und hatte die Wohnung in Weltrekordtempo verlassen. Fühlte sich zumindest so an, als ich aus der Wohnung stürmte, eine kurze Notiz für Herrn Staats – Spion im Namen von Gott weiß wem – auf seine Fußmatte legte und aus der Haustür sprintete. Direkt in den Regenschauer hinein und beinahe gegen das lauernde Einhorn. Dem einbeinigen schwarzen Regenvogel gelang es gerade noch rechtzeitig, aus dem Weg zu hopsen. Schade eigentlich.
    Fluchend sprintete ich zurück. Wenn das so weiter ging, würde ich mir ein wasserdichtes Handy zulegen müssen. Halbherzig wischte ich mein Wunderwerk der Touchscreen-Technik an meiner trockenen Hose (naja, genau genommen an einer der wenigen trockenen Stellen der eigentlich sehr nassen Hose) ab und hätte es beinahe fallen gelassen, als plötzlich und vollkommen unerwartet genau die Person an den Apparat ging, deren Nummer ich auch vor dem Abwischen gewählt hatte.
    »Hi, Engel. Wo war Balthasar heute Abend?«
    »Auf der Ratssitzung«, meinte Daria, ein wenig überrumpelt. »Da du ja keinen Sitz im Rat haben willst, mussten wir ja den zweiten Kandidaten vertrösten.«
    »Den zweiten Kandidaten?«, horchte ich auf. Also meinen persönlichen Hauptverdächtigen. Naja, eigentlich meine Nummer zwei, aber das lag eigentlich nicht an den Fakten, sondern an meinen bisher gemachten Balthasar-Erfahrungen.
    »Ja«, bestätigte Daria, ohne Informationen preis zu geben.
    »Also Dorian von der Aufspürung und Verfolgung GmbH?«
    Daria schnaubte, antwortete aber nicht. Als Engel durfte sie nicht direkt lügen, was eigentlich schon Antwort genug war. Dorian war definitiv der zweite Ratskandidat! Danke, lieber Engel! Ich wechselte zum ursprünglichen Thema zurück. »Und Balthasars Assistent?«
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Ergab sich das nicht schon aus meiner Anrede?«
    »Was ist los und was ist eigentlich aus dem guten alten
»Wie geht es dir?
« geworden?«
    »Ist von einem Einbrecher gestohlen worden«, meinte ich und widerstand der Versuchung, gegen das unschuldig behornte und sehr neugierig dreinblickende Fabelwesen zu treten. (Neue Regel Nummer eins: Leg dich nie mit einem Lebewesen an, das stärker bewaffnet ist als du.)
    »Was?«
    »Jemand ist in meine Wohnung eingebrochen.«
    »Jemand? Jemand, wie in »Balthasar«?«
    »Woher soll ich das wissen? Bin ich ein Engel, oder was?«
    Das Schweigen am anderen Ende der Leitung war gerade lange genug,

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