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Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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ein Produkt her und verkauften es auf dem Markt, sie mussten sich nicht mit Arschlöchern von Chefs oder gefährlichen Arbeitsbedingungen herumschlagen, und sie hielten immer Augen und Ohren nach neuen Möglichkeiten offen.
    Daher die Spaltung und der Umzug in eine andere Wohnung. Etwa zu dieser Zeit kam auch T’Rain auf den Markt. Sie stürzten sich darauf, denn ihnen gefiel die Tatsache, dass es weniger Risiko bedeutete; es war von dem Begründer von Aoba Jianghu geschaffen worden, es war, bei seinen tektonischen Platten angefangen, auf die Tätigkeit der Da G Shou, der G(old)macher, wie sie sich jetzt nannten, ausgelegt. Und eine Zeitlang waren sie mit T’Rain sehr zufrieden gewesen.
    Das geringere Risiko ging jedoch in gewisser Weise mit mehr Verwaltungsaufwand einher. Es war schwieriger für sie, einen großen Coup zu landen, wenn ihre Aktionen so minuziös von Zahlenakrobaten in Seattle beobachtet, analysiert und kontrolliert wurden.
    Entweder das oder sie waren mit der Illusion von Teenagern gestartet, dass sie irgendwie einen großen Coup landen könnten, und dann erwachsen geworden.
    Wie auch immer, nachdem die Da G Shou das ein paar Jahre lang gemacht hatten, hatten sie sich allmählich mit der Tatsache abgefunden, dass sie sich wohl bis ans Ende ihrer Tage so würden abrackern müssen, und einen Hang zu einer Ideologie des Hasses entwickelt. Clevere Chinesen hatten diese Goldfarming-Industrie geschaffen und gegen alle noch so entschlossenen Angriffe von Blizzard aufrechterhalten, während die T’Rain-Macher mit Nolan Xu als ihrem Lakaien die Goldfarmer vereinnahmt und in eine Ressourcenausbeutungskolonie verwandelt hatten.
    In der WoW-Zeit war es für Zhongguo Kuanggong an der Tagesordnung gewesen, Störangriffen – einer gnadenlosen Hetzjagd innerhalb der Spielwelt – durch sogenannte Griefer in Omei ausgesetzt zu sein, Spieler, die sich einen Spaß daraus machten, jeden Charakter, von dem sie argwöhnten, dass er einem chinesischen Spieler gehörte, bei Sichtkontakt sofort zu töten. Die Spielidentitäten dieser Griefer waren irgendwann allgemein bekannt. Damals hatten Marlon und einige seiner Kameraden eine rein chinesische Gilde gebildet, die »Boxer« hieß: eine mächtige, ja unschlagbare Bande von Aggressoren, die gemeinsam Jagd auf ihre Feinde machten und sie so lange schikanierten, bis diese ihre Charaktere liquidieren und unter Pseudonym neue Accounts erstellen mussten. Als alles zu T’Rain überwechselte, waren die Boxer in den Winterschlaf gegangen. Vor kurzem waren sie jedoch zu neuem Leben erwacht. Allerdings brauchten sie sich in ihrer neuen Inkarnation nicht damit zufriedenzugeben, umherzuziehen und die Griefer zu drangsalieren. Stattdessen schnitten sie sich ein großes Stück Territorium aus dem Gebiet des Torgai-Vorgebirges aus, das sie gegen alle, die kamen, verteidigten und allmählich ausdehnten und verbesserten. REAMDE war nur die letzte – allerdings bei weitem lukrativste – Maßnahme zur Gewinnerzielung, die sie von ihrer Rebellenenklave aus ergriffen hatten. Damit hatten sie mühelos genug Gold eingenommen, um eine größere Wohnung – vielleicht sogar eine ganze Büroflucht – zu mieten, aber zu einem derartigen Schritt konnte sich Marlon, der ergraute Veteran, der viele solcher Pläne hatte kommen und gehen sehen, nicht durchringen. Diese Wohnung war eine Bruchbude, aber eine billige, sie lag in Fußnähe zu einem w angba mit einem leicht zu bestechenden Polizisten, der Vermieter stellte keine Fragen und machte auch sonst keine Scherereien, es gab also keinen zwingenden Grund umzuziehen. Viele der anderen Mieter schienen das Haus genauso zu sehen.
    Bis die Schnellfeuersalven von oben in ihre Wohnung einzudringen begannen, hatte sich Marlon nie besondere Gedanken darüber gemacht, welche Nachteile es wohl haben konnte, wenn Nachbarn seine Ansicht über günstigen Wohnraum teilten. Er hatte den vagen Eindruck, dass die Wohnung über ihnen gedrängt voll war, aber das war in Häusern wie diesem häufig der Fall. Von Zeit zu Zeit, wenn sie zum Basketballspielen die Treppe aufs Dach hinaufstiegen, sahen sie Leute, die Waidiren – »Nicht-von-hier«-Typen, inländische Ausländer – und vielleicht sogar Waiguoren – Nicht-Chinesen – zu sein schienen. Je nach Windrichtung bekamen sie manchmal einen Hauch von chemischen Gerüchen mit, deren Ursprung jedoch schwer zu bestimmen war.
    Jetzt aber tröpfelten diese Chemikalien durch Einschusslöcher in ihre Wohnung herunter,

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