Error
aufgestellt worden war, dass Jones die meiste Zeit an einem Ort festsitzen musste. Ein großer dunkelhäutiger Mann konnte einfach nicht in einer chinesischen Stadt umherspazieren, ohne überall Aufmerksamkeit zu erregen. Irgendwo musste er ein sicheres Haus haben, in dem er buchstäblich seine gesamte Zeit verbrachte, während seine Kommunikation über Handy lief. Das alles war jedem, der sich einmal in China oder auch nur in Chinatown aufgehalten hatte, vollkommen klar, hatte sich inzwischen aber wohl auch als nützliche Erkenntnis bei ein paar MI 6-Leuten eingestellt, die davon ausgegangen waren, dass Abdallah Jones sich in Xiamen, immerhin eine große internationale Hafenstadt, genauso bewegen konnte wie er es in Paris oder Berlin getan hätte.
Jedenfalls hatten die Signalaufklärungsfreaks dank dieser technischen Mittel Jones’ Standort auf knapp einen Quadratkilometer eingegrenzt, ehe der Mann so gescheit war, seine Handys wegzuschmeißen und gegen neue auszutauschen.
Am Tag, nachdem die alten Geräte aus dem Netz verschwunden waren, hatte man Olivia in ein Flugzeug nach Singapur gesetzt.
Da sie dort keine speziellen Anweisungen erwarteten, wanderte sie nur ein paar Tage in Chinatown umher, um sich zu vergewissern, dass sie wirklich als Chinesin durchgehen konnte.
Dann war sie, in dem unvermittelten und mysteriösen Stil, an den sie sich langsam gewöhnte, nach Sydney geflogen worden, und von dort zu einem Flughafen auf einer Insel namens Hamilton Island, wo sie von John empfangen wurde, einem sonnenverbrannten Briten, ehemals Mitglied des Special Boat Service, einer Spezialeinheit der Royal Marines, der jetzt als Lehrer für Freizeitgerätetauchen arbeitete, oder vorgab, dies zu tun. Vom Flughafen aus gingen John und Olivia (die zum ersten Mal in ihrem Leben einen Flughafen zu Fuß verließ) zu einem nur ein paar hundert Meter entfernten Ankerplatz, wo ein Boot mit Taucherausrüstungen auf sie wartete. Während Olivia sich in der Kabine häuslich einrichtete, nahm John Kurs auf eine kleinere Insel in wenigen Kilometern Entfernung.
Innerhalb von drei Tagen brachte John Olivia alles über das Gerätetauchen bei, was er konnte.
Danach fuhr er sie wieder zum Flughafen zurück, verabschiedete sich mit einer kräftigen salzig-sandigen Umarmung von ihr und setzte sie in eine weitere Maschine. Sie war traurig, ihn zu verlassen, aber auch ein wenig erleichtert. Keine zwölf Stunden, nachdem sie an Bord seines Bootes gekommen war, hatten Olivia und John angefangen, miteinander Geschlechtsverkehr zu haben, und erst zehn Minuten vor dem Spaziergang zum Flughafen damit aufgehört. Das war bei weitem die kürzeste Zeit, die Olivia je gebraucht hatte, um mit einem Mann von null auf hundert zu kommen, was sie ebenso erregend, wie schockierend und beschämend fand, und ihr war klar, dass die ganze Situation, wenn sie noch einen einzigen Tag länger auf dem Boot zugebracht hätte, allmählich gekippt und womöglich sogar ihre ganze Karriere den Bach hinuntergegangen wäre.
Nachdem sie, Johns Handabdrücke an ihrem Körper beinahe noch spürbar, in Singapur gelandet war, folgte sie der Anweisung, zum Abendessen in ein bestimmtes Restaurant zu gehen. Dort traf sie einen Mann namens Stan, dessen Bemühungen, sich wie ein Tourist zu kleiden, kaum die Tatsache zu verbergen vermochten, dass er Lieutenant-Commander der US -Navy war. Stan und Olivia aßen zusammen Nudeln und fuhren dann mit einem Taxi zu den Sembawang Wharves, wo Olivia in einem langen Regenmantel mit aufgesetzter Kapuze, einen großen Regenschirm in der Hand, einen amerikanischen Zerstörer bestieg. Es regnete nicht.
Die Crew des Zerstörers schien ungeduldig auf ihre Ankunft zu warten und machte bereits, als sie zu ihrer Kabine gebracht wurde, die Leinen los, um Kurs auf hohe See zu nehmen. Einigermaßen erleichtert stellte Olivia fest, dass sie keinen impulsiven Sex mit Stan oder irgendwelchen anderen Besatzungsmitgliedern des Zerstörers hatte.
Anderthalb Tage später wurde sie unter wolkenverhangenem Himmel kurz vor Tagesanbruch einem U-Boot der Royal Navy überstellt, das mitten im Nirgendwo auf sie gewartet hatte. Hier war ihre Unterkunft denkbar klein, und alle möglichen Indizien sprachen dafür, dass Männer und Ausrüstung hastig und widerwillig für sie beiseitegeräumt worden waren. Ein wasserfester Sack erwartete sie. Er enthielt ein billiges, aber halbwegs präsentables Kostüm von einem Schneider in Shanghai, dem man offensichtlich ihre Maße
Weitere Kostenlose Bücher