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aber …«
»Aber vermutlich auch nicht willkürlich «, sagte Peter. »Wir bekämen wenigstens eine Vorstellung .«
Jetzt war es an Zula, sich wie ein Dummkopf zu fühlen, aber die Arbeit in einer Hightechfirma hatte sie gelehrt, dass es besser war, offen nachzufragen, als einfach weiterzumachen und so zu tun, als hätte man alles verstanden. »Wie werdet ihr an diese Information kommen?«, fragte sie.
»Pflaster treten«, sagte Peter mit Bestätigung suchendem Blick zu Csongor.
Zula konnte an Csongors Gesichtsausdruck erkennen, dass ihm diese Redensart nicht geläufig war. »Durch die Straßen gehen«, sagte sie, »und was tun?«
»Ich hab gehört, dass es dort überall Internetcafés gibt«, sagte Peter, »und wenn das stimmt, sollten wir imstande sein hineinzugehen, etwas Geld zu bezahlen, uns in einen Computer einzuloggen und dessen IP -Adresse nachzusehen. Wir schreiben sie auf und gehen weiter zum nächsten Internetcafé.«
»Wir könnten es auch mit Wardriving versuchen«, sagte Csongor.
Dieser Begriff kam Zula vage bekannt vor: Man fuhr mit einem Laptop herum und hielt nach ungesicherten Wi-Fi-Netzwerken Ausschau, in die man sich einloggen konnte.
»Hotelzimmer«, sagte Peter nickend.
»Ja, sogar Hotelfoyers.«
»Dann könnten wir einen Stadtplan erstellen, der uns ein Bild davon vermitteln würde, wie der Provider seine IP -Adressen über die Stadt verteilt hat. Und das sollte uns in die Lage versetzen, das Viertel einzukreisen, in dem der Troll wohnt. Wenn wir Glück haben, sogar ein Internetcafé ausfindig zu machen, das er besucht.«
Darüber dachte Zula nach. »Was mir daran gefällt«, sagte sie, »ist die irgendwie systematische und schrittweise Vorgehensart, die unserem Gastgeber beweisen sollte, dass wir fortwährend an dem Problem arbeiten und Ergebnisse erzielen.«
Das – Iwanow bei Laune und seine Paranoia unter Kontrolle zu halten – war ein Aspekt des Problems, den Peter und Csongor offensichtlich nicht sehr gründlich bedacht hatten, weshalb sie Zula jetzt mit offenem Mund anstarrten. Sie schüttelte einen Anflug von Verärgerung ab. »Im Managerjargon gesprochen, gibt es Kriterien, die wir verwenden können, um Erwartungen zu wecken und Fortschritte auf ein Ziel hin aufzuzeigen.«
Sie waren nicht sicher, ob sie einen Witz machte. Zula wusste es selbst nicht genau.
Warum war sie sauer auf die beiden?
Weil sie wirklich versuchten, das technische Problem der Lokalisierung des Trolls zu lösen. Was vielleicht Iwanows Problem war, aber nicht das von ihnen. Ihres war Iwanow.
Wenn es ihnen gelänge, den Troll zu finden, hätten sie ein größeres Problem: Sie wären Komplizen in einem Mordkomplott.
Sie machte jedoch keine weiteren Schwierigkeiten, denn der Plan der beiden hatte etwas, was ihr gefiel: Es würde sie auf die Straße hinausbringen, wo es ihnen womöglich gelang, um Hilfe zu bitten oder sogar zu entkommen. Ihr war nicht klar, was ihnen passieren würde, wenn sie zur Polizei gingen und zugaben, dass sie ohne Visa ins Land gekommen waren, aber schlimmer, als das, was Iwanow im Sinn hatte, konnte es kaum sein.
Währenddessen hatte sie Sokolow aus dem Augenwinkel beobachtet. Auf seinem Schoß lag immer noch ein Dokument, aber er hatte schon lange nicht mehr umgeblättert. Nach wie vor brachte er seinen Trupp immer wieder zum Schweigen, manchmal ungehalten. Er hörte ihnen zu, versuchte, ihrem Gespräch zu folgen.
»Glaubt ihr, sie werden uns einfach so erlauben, auf die Straße zu gehen?«
»Das ist die Frage«, räumte Csongor ein.
»Das müssen sie«, sagte Peter, »wenn sie den Troll finden wollen.«
»Dann werde ich mich bemühen, es so zu verkaufen«, sagte Zula. »Ich werde ihm begreiflich zu machen versuchen, dass das der einzige Weg ist.«
An Csongor hatte Zula begonnen etwas wiederzuerkennen, was sie auch an Peter gesehen hatte und was vermutlich sogar der Grund dafür gewesen war, dass sie sich überhaupt zu ihm hingezogen gefühlt hatte. Keiner der beiden hatte eine komplette Schulbildung genossen, da jeder von ihnen als Jugendlicher beschloss, einfach in die Welt hinauszugehen und irgendetwas zu machen. Und jeder hatte fortan seinen Weg gefunden, manchmal mit guten und manchmal mit schlechten Ergebnissen. In Sachen Geld oder Ansehen hatte folglich keiner von beiden viel vorzuweisen. Jeder war aber von einer Art Selbstvertrauen erfüllt, das man bei jungen Männern, die den empfohlenen Weg durch Highschool, Universitätsstudium und Weiterbildung gegangen
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