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Ersehnt

Ersehnt

Titel: Ersehnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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Murmeln. Also kein Bordell. Dann vielleicht ... eine Opiumhöhle? Gab es die überhaupt außerhalb von Asien?
    »Hier. Wenigstens verwässern sie nicht den Schnaps.« Katy drückte mir ein Glas in die Hand und ich kippte den ersten Schluck so gierig, dass mir Whisky und Soda fast den Hals verätzten.
    »Was machen die Leute da?«, fragte ich, obwohl ich nicht sicher war, dass ich es wirklich wissen wollte.
    Boz seufzte. »Es ist das, was Incy vermutlich auch in der Galerie getan hat. Es kommen Leute her, normale Leute, und die Unsterblichen - mir fällt kein besseres Wort ein - fressen sozusagen von ihnen.«
    »Es gibt kein besseres Wort dafür.« Katy klang angewidert und nahm einen großen Schluck von ihrem Gin Tonic. Ich sah Boz an. »Du machst Witze. Ein ganzer Raum nurdafür? Und die normalen Menschen kommen freiwillig her? Du hast gesagt, Incy wüsste nicht, wie man das macht.« »Das dachte ich zumindest«, sagte Boz. »Ich weiß, dass er gern hierher kommt, aber nach ein paarmal fand ich es ziemlich öde. Ich weiß nicht, wie man jemandem die Energie aussaugt - es ist ja nicht so, als würden hier Unterrichtsstunden angeboten. Ich weiß auch nicht, wer es Incy beigebracht hat.« Seine blauen Augen suchten den Raum ab und er lachte trocken auf. »Ich meine, einer Frau das Geld zu nehmen, ihrVermögen? Klar. Sogar ihre Unschuld. Sogar ihr Glück. Nenn mich einen Schmarotzer. Ich nehme anderen alles ab, was ich kriegen kann ... mit Ausnahme ihrer Energie. Ihres Willens.«
    »Als du das Mädchen in der Galerie erwähnt hast, dachte ich sofort: Oh Gott, Incy hat gelernt, wie es geht«, sagte Katy. Sie schüttelte den Kopf und trank.
    Das war die Antwort auf meine Fragen über Innocencio. »Hallo.« Ein Mädchen war vor uns aufgetaucht. Es sah jung aus, war aber hoffentlich über achtzehn. Wieder bekam ich den Eindruck, dass wir eine Zeitreise in die Vergangenheit gemacht hatten: Die Haare des Mädchens waren in sorgfältige Wellen gelegt und eine Haarspange mit weißem Blütenornament sorgte dafür, dass sie ihm nicht ins Gesicht fielen. Das Mädchen trug ein dunkelgrünes Samtkleid mit tiefem V-Ausschnitt und einem schwarzen, perlenbesetzten Gürtel. »Ich bin Tracy.«
    Boz musterte sie von oben bis unten und nippte an seinem Drink.
    »Hi«, sagte Katy knapp und schaute weg.
    Tracy sah mich an. »Du bist neu hier. Ich habe dich hier noch nie gesehen.«
    »Gut beobachtet«, sagte ich und nahm einen Schluck Whisky.
    Tracys süßes altmodisches Gesicht lächelte mich verständnisvoll an. »Ich bin nicht unsterblich.«
    Meine Augen weiteten sich. »Oh-kaaay?«
    »Aber du bist es.«
    Ich verschluckte mich an meinem Drink und musste husten. Wow. Doppelwow. »Oh mein Gott, du kannst mich sehen? Ich dachte, ich würde meinen Unsichtbarkeits-Umhang tragen.« War ich wieder schlagfertig.
    Tracy sah mich mit zärtlichem Bedauern an. »Du fühlst dich lebendig. Normale Leute haben das Gefühl, tot zu sein.«
    Oh, willkommen in Grusel-City. Hier ist Ihr Stadtplan. »Ich habe gerade neue Batterien drin.« Ich versuchte, einen Schluck von meinem Drink zu nehmen, aber mein Glas war leer und das Eis rutschte mir entgegen und stieß an meine Nase. So was passiert uns schlagfertigen Leuten. Ich wischte es mit dem Handrücken weg.
    Tracy nahm meine Hand. »Willst du mich?«
    Wieder machte ich große Augen und sah zu Boz und Katy. Aber sie waren nicht mehr da. Sie hatten mich mit diesem Mädchen, diesem willenlosen Automaten-Mädchen, allein gelassen.
    Tracys weiche Hand streichelte meinen Arm. Ihre Augen waren dunkelgrün, genau wie ihr Kleid. Ihr Haar glänzte seiden und duftete nach Vergissmeinnicht. Ihre Lippen waren weich und rosa und lächelten mich an. Sie war so ... so reizend. Und einfach so hatte sie mir angeboten, ihr Leben, ihre Energie zu nehmen, wenn ich es wollte.
    Sie zog mich zu einer freien Couch. Konnte sie wirklich so blöd sein? Klar, Boz hatte mir erzählt, was die Leute hier taten, aber es tatsächlich zu erleben, war ein Schock. Fast ohne es zu merken, sank ich auf eine weiche pfirsichfarbene Couch mit dick gepolsterten Armlehnen.
    Tracy zog ein Knie unter sich und lehnte sich gegen mich, hüllte mich mit ihrem Blumenduft ein. Ich hoffte nur, dass Katy mir nichts in den Drink getan hatte. Ich konnte Katy doch vertrauen, oder? Ha, ha, guter Scherz.
    »Was machst du?«, flüsterte ich Tracy ins Haar.
    »Nimm mich«, hauchte sie. »Ich will dein

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