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Ersehnt

Ersehnt

Titel: Ersehnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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zerbrochenen Fenster, die hoch oben in die Wand eingelassen waren. Es war eiskalt hier, genauso kalt wie draußen. Die Luft war unrein. Dieser Ort war beschmutzt und verdorben und erfüllte mich bei jedem Atemzug mit Ekel. Incy kannte dieses Gebäude. Was hatte er hier schon getan?
    Denk nach, Nastasja, denk nach. Du hast solche Kraft - zeig es uns. Denk an einen Zauber, irgendeine Beschwörung, die helfen könnte. Oh, River, hilf mir. Es tut mir leid. Es tut mir so leid!
    Incy zog mich mit sich wie ein unhandliches Gepäckstück. Unsere Füße wirbelten Staub auf, der mir erneut in Mund und Nase drang, und ich hätte viel dafür gegeben, ausspucken und niesen zu können. Vor uns flackerten Kerzen, und als wir näher kamen, sah ich Boz und Katy im Abstand von etwa zwei Metern zusammengesunken auf dem Boden knien, die Hände hinter sich an zwei grobe Holzpfeiler gekettet. Ich taumelte, als ich ihre grauen Gesichter und die schweißnassen Haare sah. Sie atmeten schnell und keuchend. Beide schauten nicht auf oder reagierten irgendwie darauf, dass wir da waren. Mir schossen Bilder der beiden durch den Kopf, wie sie früher gewesen waren. Boz in einem weißen Leinenanzug, lachend und Champagner trinkend; Katy, vonKopf bis Fuß in Schwarz gekleidet, die einen Finger an ihre Lippen hält, während sie mir hilft, einen Wandsafe aufzubrechen. Das strahlende, wolfsähnliche Grinsen von Boz, das er immer aufsetzte, wenn er ein neues Opfer entdeckte; das Funkeln in Katys braunen Augen, wenn sie beim Tanzen ihre Röcke um sich herumwirbeln ließ.
    »Hier. Gesell dich zu deinen Freunden. Ihr drei könnt hier sitzen und darüber nachdenken, was für Heuchler ihr seid.« Incy zerrte mich grob zu einem Pfeiler ihnen gegenüber und stieß mich dagegen. Meine verletzte Schulter prallte gegen das Holz und der Schmerz, der mir vom Schlüsselbein in den Rücken fuhr, ließ mich erstickt aufkeuchen. Ich fiel hin und landete mit dem Gesicht voran auf dem schmutzigen Holzboden. Boz versuchte, mich anzusehen, ließ den Kopf aber einen Moment später wieder sinken.
    »Du hast das getan, nicht ich«, sagte Incy, als würde er von einem Fleck auf seiner Kleidung reden. Er zog eine Kette heran, packte mich an den Schultern und lehnte mich gegen den Pfeiler, der etwa zwanzig mal zwanzig Zentimeter dick, grob behauen, mit alten Nägeln und Klammern übersät und voller Splitter war. Die Kette berührte kaum meine Haut, als ich auch schon zusammenzuckte wie unter einem elektrischen Schlag. Die Kette war verzaubert. Es war Anti-Magie, Anti-Leben. Ich hatte nicht gewusst, dass es so etwas überhauptgab.
    Incy schlang die Kette mehrmals um meine Handgelenke und dann hörte ich ein Schloss klicken. Ich fühlte mich total benommen und schwindelig und die kalte Kette brannte auf meiner Haut. Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. Ich sah, was um mich herum geschah, hörte Incy reden, hörte die gedämpften Würgelaute von Boz und Katy. Aber das alles kam mir so unecht vor, als würde ich mir einen Horrorfilm aus dem Augenwinkel ansehen. In meiner Schulter pochte der Schmerz und jetzt spürte ich auch die schmerzhaftgezerrten Muskeln, angefangen bei den Ellbogen, sowie das splittrige Holz des Pfeilers, das an meinen Handgelenken rieb.
    »Nichts von dem hier musste geschehen.« Incy deutete mit einer Handbewegung auf das Lagerhaus und beugte sich zu mir herunter. Trotz des Nebels in meinem Kopf sah ich in der Schwärze seiner Augen ein gelbes Funkeln. Wieso hatte ich das gestern nicht gesehen? Vorgestern? Letzten Sommer? »Hier ist deine Chance«, sagte Incy. »Gib mir deine Kraft und das alles hört sofort auf. Du benutzt sie doch nicht. Wenn du sie mir gibst, lasse ich Boz und Katy gehen.« Er sah mich an. Ich hätte ihm zu gern den Stinkefinger gezeigt. Ichwünschte, es gäbe eine Beschwörung, die es mir erlaubte, einen Finger einer Hand zu kontrollieren.
    Ich schluckte und erstickte beinahe an diesem simplen Vorgang. »Leck mich«, würgte ich hervor.
    Sein Gesicht verwandelte sich wieder und dann fing er an zu wüten, zu brüllen und mit den Füßen aufzustampfen, was Wolken unbeschreiblich juckenden Staubs um uns aufwirbeln ließ. Er schwang eine dicke Kette so dicht an meinem Kopf vorbei, dass ich spürte, wie sie meine Haare streifte. Aber alles, was ich tun konnte, war blinzeln.
    »Ich hasse dich dafür, dass du mich dazu zwingst!«, kreischte er, nur Zentimeter von meiner Nase

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