Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ersehnt

Ersehnt

Titel: Ersehnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
Vom Netzwerk:
sich nicht richtig an. Irgendwie verdächtig. Meine Haut kribbelte und mir war plötzlich kalt. Das war blöd - ich kannte diese Leute nicht, sie kannten mich nicht, es gab keinen Grund. Aber trotzdem.
    »Allergie-Medizin«, sagte die Frau. Sie hatte einen schwachen britischen Akzent.
    »Erster Gang in der Mitte«, sagte ich, ohne zu lächeln. »Danke.«
    Ich hielt Abstand, als sie im Gang mit den Erkältungs-und Allergiemitteln standen und die Etiketten lasen. Sie redeten im Flüsterton miteinander und ich hatte das Gefühl, dass sie nur vorgaben, die Etiketten zu studieren. Als wollten sie bloß die Zeit totschlagen. Als warteten sie auf jemanden. Konnten sie ... Freunde von Incy sein? Kannte ich sie vielleicht sogar? Ich ballte unwillkürlich die Fäuste und blieb so stehen, dass ich im Notfall sofort wegrennen konnte. Es war unangenehm und vermutlich total verrückt, aber ich kam mir vor wie eine Gazelle, die von zwei Geparden beobachtet wird. Ich atmete nur flach und mein Herz schlug wie verrückt. Ich bewegtemich unauffällig nach hinten und sah Old Mac, der damit beschäftigt war, eine Arzthandschrift zu entziffern.
    Ich schlich ans Ende des Gangs, als würde ich ganz zufällig in den vorderen Teil des Ladens wandern, und als ich aufschaute, sahen sie mich an. Mein Herzschlag beschleunigte sich noch mehr.
    »Hier gibt es so viele verschiedene Mittel«, sagte die Frau und hielt eine Packung Benedryl hoch.
    »Ja«, sagte ich, ohne näher an sie heranzugehen. »Manche machen einen müde, andere nicht. Andere wirken besonders schnell, aber man muss sie jeden Tag einnehmen, damit die Wirkung anhält. Das hängt davon ab, was Sie brauchen.« Mir wurde klar, dass ich so viel plapperte, weil ich nervös war.
    Die Frau nickte. Sie und der Mann fingen wieder an zu murmeln. Ich habe ein sehr gutes Gehör, fast wie ein Beagle, aber ich verstand kein einziges Wort. Sprachen sie eine fremde Sprache? Ich erkannte nicht einmal die grundlegenden Muster oder den Rhythmus - und ich habe in meinem Leben schon viele Sprachen gehört.
    »Wir möchten das Mittel, das einen schläfrig macht«, sagte die Frau und ich fragte mich hysterisch, ob sie ein Opfer be;täuben wollten. Mit Benedryl. Eher unwahrscheinlich, oder?
    »Dann ist Benedryl das Richtige«, krächzte ich. Ich hustete und steuerte die Kasse an. Meine Hände zitterten und waren schweißfeucht. So heftig hatte ich noch nie auf jemanden reagiert und es machte mich fertig. Ich konnte nicht einmal sagen, ob sie unsterblich waren oder nicht.
    Die Frau legte die Schachtel auf den Tresen. Normalerweise muss man jemandem in die Augen sehen oder ihn berühren, um zu spüren, ob er ein Unsterblicher war. Aber ich konnte mich nicht dazu durchringen, ihr in die Augen zu sehen. Ich war mit den Nerven am Ende.
    Ich tippte den Preis ein, die Frau bezahlte, ich gab ihr das Wechselgeld und sie verschwanden.
    Obwohl ich sie in ihr Auto steigen und wegfahren sah, blieb ich stehen und starrte panisch die Ladentür an, alskönnten sie plötzlich wieder auftauchen. Nach ein paar Mi;nuten rannte ich nach hinten aufs Klo und verriegelte die Tür hinter mir. Hier entspannte ich mich endlich ein wenig, als würde mein Körper jetzt keine Gefahr mehr spüren. Das war echt gruselig gewesen. Ich hatte keine magischen Wellen von ihnen aufnehmen können, keinen Funken des Wiedererkennens. Aber die beiden waren die unheimlichsten Leute gewesen, denen ich seit Langem begegnet war. Ich schüttelte den Kopf über meine vermutlich total überzogenePanikreaktion und suchte mir etwas zu tun.
    Der Tag verging. Ich war schon ziemlich erledigt und gelang;weilt, als Dray hereinkam. Noch eine Chance, aktiv zu werden, etwas in Ordnung zu bringen! Hey, super! »Hi«, sagte ich. Würde ich meinen Vorsatz bei Dray in die Tat umsetzen können? Sie nicht verurteilen?
    Sie nickte mir zu und begann, die Reihen abzulaufen. Wenn sie gekommen war, um etwas zu klauen, würde ich ernsthaft sauer werden. Was natürlich auch eine Form der Verurteilung war. Ich lungerte in ihrer Nähe herum, die Arme vor der Brust verschränkt. Sie bedachte mich gelegentlich mit einem abschätzigen Blick.
    »Wie läuft's so?«, fragte ich schließlich in einem Anfall von Aktivität.
    Sie sah mich wieder an und las dann weiter das Kleingedruckte auf einer Packung Heftpflaster.
    »Alles in Ordnung?«
    Da verengten sich ihre Augen ein wenig. »Was geht dich das an?«, murmelte sie

Weitere Kostenlose Bücher