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Ersehnt

Ersehnt

Titel: Ersehnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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und andere magische Symbole in die Luft. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, aber endlich fielen alle Bücher da zu Boden, wo sie gerade waren, alle gleichzeitig. Das machte einen ungeheuren Lärm, aber in der Stille danach hörten wir, wie draußen jemand angerannt kam. Solis sprang auf, rannte zum Kamin, riss die Bücher aus den Flammen und wickelte sie hastig in den Kaminvorleger, um das Feuer zu ersticken.
    »Was zum Teufel hast du gemacht?«, brüllte Jess mich aus nur zwanzig Zentimetern Entfernung an.
    »Gar nichts!«, schrie ich zurück. »Du hast doch gesehen, wie ich die Beschwörung gemacht habe!«
    Die Tür wurde aufgerissen. Asher und Brynne erschienen, die Augen weit aufgerissen. Sie sahen sich im Raum um: die Regale nahezu leer, überall auf dem Boden Bücher, das Fenster zerschlagen. Alles, was irgendwo gestanden hatte, war heruntergefegt oder umgekippt worden; kleine Töpfe und Fläschchen mit Ölen und Essenzen waren auf dem Boden zerplatzt. Solis kniete auf der Erde und untersuchte die an;gebrannten Bücher auf Schäden.
    »Was um alles in der Welt ist hier passiert?«, fragte Asher. »Seid ihr okay?«
    Ein eisiger Windstoß brauste durch das zerbrochene Fenster herein und verwehte den intensiven Geruch von Blüten;essenzen undKräuterölen.
    Noch mehr Leute kamen: Charles, River, Anne.
    Ich stand langsam auf. Ich hatte das getan. Ich war die Ur;sache dafür.
    »Was ist passiert?«, fragte River.
    Wir drei schwiegen. Mein altes Ich hätte sofort Solis die Schuld gegeben, weil er mich falsch unterrichtet hatte, oder Jess, weil er mich abgelenkt hatte, oder dem Leben im All;gemeinen, weil es nicht so lief, wie ich es wollte. Was hier ganz offensichtlich der Fall war - aber das tat nichts zur Sache.
    »Ich war das«, sagte ich und berührte mein geschwollenes Auge. »Ich weiß wirklich nicht, was passiert ist. Wir haben an einem Heilungszauber gearbeitet. Ich dachte, ich hätte alles richtig gemacht.«

    »Das hast du«, sagte Solis und erhob sich. Er sah River an. »Jess hat es zuerst getan und Nastasja sofort nach ihm. Ich war da und habe genau aufgepasst und zugehört. Sie hat es perfekt gemacht und alles war gut, bis die Wirkung der Be;schwörung eintreten sollte. Da fingen die Bücher plötzlich an, von den Regalen zu fliegen.«
    »Wie in Der Exorzist«, bemerkte Brynne wenig hilfreich. »Nur, dass wir nicht an den Teufel glauben«, ergänzteCharles und betrachtete das Ausmaß der Verwüstungen. »Hast du Beschränkungen ausgesprochen?«, erkundigte sich River.
    »Natürlich«, sagte ich.
    Solis nickte. »Hat sie - sie hat alle notwendigen Beschränkungen bedacht. Ich habe wirklich keine Ahnung, wie das passiert ist.« Er warf mir einen nachdenklichen Blick zu und mein Atem stockte: Es sei denn, ich bin hoffnungslos dunkel. Dieser Gedanke tauchte fix und fertig in meinem Kopf auf und umklammerte mein Herz wie eine eiskalte Faust. River schritt über die Verwüstungen hinweg. »Also, normaler Zauber, alles prima, dann segeln die Bücher aus den Regalen, fliegen überallhin und machen alles kaputt.« Ich zitterte und schlang die Arme um mich. »Genau.« Komischerweise war die einzige Person, die ich jetzt sehen wollte, Reyn. Ich stellte mir vor, wie er mich in die Arme nahm und wie unlogisch sicher ich mich bei ihm fühlte. Ich wusste nicht, wieso, aber es war so.
    »Ich räume hier auf«, sagte ich, obwohl das klar war. »Ich helfe dir«, erklärte Solis.
    »Lasst uns zuerst eine Holzplatte finden, mit der wir das Fenster vernageln können«, forderte River uns auf.
    »Das übernehme ich«, bot Jess an.
    Ich sah mich in dem verwüsteten Raum um und dachte, dass mir das neue Jahr bisher nur in den Hintern getreten hatte.

12
    Obwohl Solis mir dabei half, brauchte ich acht Stunden, um das Zimmer aufzuräumen. Während wir arbeiteten, ging er mit mir noch einmal alle Schritte der Beschwörung durch und wir betrachteten sie aus jedem Blickwinkel, um herauszufinden, was schiefgegangen war. Wir kamen zu kei— nem Ergebnis.
    Es sei denn, meine Vermutung stimmte und die Magie, die ich von meinen Eltern geerbt hatte, war wirklich durch und durch dunkel. Es sei denn, dass ich gar nicht die Entschei— dung treffen konnte, nicht länger auf der dunklen Seite zu stehen.
    Noch vor einer Woche war ich so hoffnungsvoll gewesen. Ich hatte Fortschritte gesehen. Und jetzt gelang mir einfach nichts mehr. Über meinem Kopf hing eine dunkle Terävä- Wolke und verfolgte

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