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Erskine, Barbara - Mitternacht ist eine einsame Stunde

Titel: Erskine, Barbara - Mitternacht ist eine einsame Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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sicher die Oberhand. »Roger, tu doch etwas!« schrie Diana, die vergessen hatte, wie schwach ihr Mann war. Aber es war Kate, die das zusammengefaltete Tischtuch auf der Anrichte packte und es Alison über den Kopf warf. Im selben Moment entwand sich Patrick dem Griff seiner Schwester. Er stellte seinen Fuß auf ihr Handgelenk und drückte es fest auf den Boden, während er ihr das Messer entriß. Erst danach merkten sie, daß Greg auf einen Gehstock gestützt ins Zimmer gehumpelt war, das Gesicht bleich vor Schmerz.
    »Hier.« Er gab seiner Mutter eine Schachtel. »Schnell. Es ist Dads Beruhigungsmittel.« Mit sichtbar zitternden Händen öffnete Diana die Schachtel und holte eine Spritze heraus. Sie warf einen Blick auf Roger, füllte dann die Spritze und näherte sich ihrer sich windenden Tochter. Sie schob das Nachthemd hoch und stach die Nadel in eine von Alisons Pobacken. Das Mädchen stieß einen Wutschrei aus, der durch das Tischtuch kaum gedämpft wurde, das ihr Kate um den Kopf hielt. Auf ihn folgte ein Schwall von Flüchen, die nur ganz langsam abklangen. Es dauerte mehrere Minuten, bevor sich ihre geballten Fäuste lösten und sie auf den Boden sank. Kate entfernte vorsichtig das Tischtuch und schaute hinunter. Alisons Gesicht, gerötet vom Kampf, hatte sich entspannt; sie atmete schnell und leicht, ihre Haare waren über den Boden gebreitet. Patrick bückte sich langsam und zog das Nachthemd seiner Schwester nach unten, um ihren Hintern zu bedecken, dann drehte er sich um und nahm ein Geschirrtuch von der Spüle, um die Blutung an seinem Arm zu stillen.
    »Nicht, Patrick. Das ist nicht sauber.« Dianas Bemerkung kam ganz automatisch; ihre Augen waren immer noch auf Alisons Gesicht gerichtet.
    »Habt ihr gehört, was sie geschrien hat?« Greg ließ sich auf einen Stuhl fallen. In seinem Kopf drehte sich noch alles von der Anstrengung, mit der er sich aus dem Arbeitszimmer geschleppt hatte.
    »Es war irgendeine fremde Sprache«, sagte Roger nach einem Moment des Zögerns.
    »Nicht irgendeine fremde Sprache.« Greg sah Kate an. »Los. Sag ihnen, was es war.«
    Kate schüttelte den Kopf. »Ich bin mir nicht sicher -«
    »Natürlich bist du dir sicher. Du hast gehört, was sie gesagt hat. Es war irgendwas auf Lateinisch. Los, gib‘s zu. Du hast es gehört.« Er starrte in die Runde. »Ihr habt es alle gehört. Es war Lateinisch!«
    Patrick bückte sich, um das Messer aufzuheben. Er starrte es einen Augenblick lang an, als könne er nicht glauben, daß er es in der Hand hielt. »Allie hätte das nie getan; sie hätte das nicht tun können. Kein Mädchen hat so viel Kraft.«
    Diana hob den zerrissenen Gürtel auf. Er war an zwei Stellen gesprengt worden. Sie starrten ihn alle an. »Wie lange hält die Spritze vor?« fragte Roger leise und sah seine Frau an.
    »Nicht lange. Ich hatte nicht erwartet, daß es so schnell wirken würde.« Sie sah hinunter auf Alisons zusammengesunkenen Körper. »Oh, Roger, was sollen wir nur mit ihr machen?« Ihre Stimme war tränenerstickt.
    Roger legte den Arm um ihre Schultern. »Ich weiß es nicht.« Sem Körper war in sich zusammengesunken, ein Bild der Niederlage.
    »Es gibt da etwas, das ihr wissen solltet.« Greg sah von einem zum anderen, und dann zu Kate. Sein Gesicht war voller Mitgefühl. »Bevor er starb, hat Bill uns gesagt, daß es Alison war, die ihn angegriffen hat.«
    »Nein!« Dianas Protest war halb Schrei, halb Stöhnen.
    »Doch, das hat er gesagt«, bestätigte Kate. »Aber es war nicht Alison, oder? Wir alle wissen das doch. Diese Augen sind nicht die von Alison.«
    »Was wollen Sie damit sagen?« fuhr Diana sie an.
    »Du weißt, was sie sagen will«, sagte Greg. Er starrte hinunter auf seine Schwester. »Sie ist besessen.«
    »Nein.«
    »Wie willst du es sonst nennen?« Er streckte die Hand nach seiner Mutter aus, aber sie wich zurück. Er zuckte mit den Schultern. »Das war nicht Alison, die da gesprochen hat; Alison würde auch nicht solche Dinge tun. Kate hat recht. Es sind nicht einmal ihre Augen.«
    Diana brach in Tränen aus. »Was sollen wir nur tun?«
    Greg sah zuerst Kate an und dann seinen Vater, der sich auf den Stuhl am Kopfende des Tisches hatte sinken lassen, das Gesicht grau vor Erschöpfung. »Wir müssen einen Arzt holen.«
    »Nein!« Diana war dagegen. »Wir holen keinen Arzt, und auch keine Polizei. Ich lasse nicht zu, daß Allie von hier weggebracht wird -«
    »Und was ist mit meinem Fuß?« Gregs Stimme war sanft. »Und was ist mit Dad?

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