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Erskine, Barbara - Mitternacht ist eine einsame Stunde

Titel: Erskine, Barbara - Mitternacht ist eine einsame Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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nahm den in ein Stück Zeitungspapier gewickelten Dolch heraus. »Ich habe ihn im Sand gefunden«, sagte sie und reichte ihn Alison. »Ich habe ihn nur aufgehoben, weil die Flut kam. Sonst wäre er weggeschwemmt worden.«
    Alison zögerte einen Augenblick lang. Sie nahm das Paket aus Zeitungspapier mit offensichtlichem Widerwillen. »Danke.« Sie legte es hin, ohne es zu öffnen. »Ich hatte ihn in meinen Proviantsack getan. Er muß herausgefallen sein.«
    Kate zog die Augenbrauen hoch. »Willst du ihn denn nicht ansehen?«
    »Später.«
    »Was ist los, Allie? Schon das Interesse verloren?« Gregs Provokation ließ Alison das Blut in die Wangen schießen.
    »Natürlich nicht«, entgegnete sie zornig.
    »Du bist heute nicht hingegangen.«
    »Bin ich doch«, gab sie wutentbrannt zurück. »Du hast ja keine Ahnung. Sie hat mich gesehen. Haben Sie doch, oder?«
    »Stimmt«, bestätigte Kate.
    »Was halten Sie eigentlich von Allies Ausgrabung«, unterbrach Roger leise, daran gewöhnt, dazwischen zu gehen, wenn seine Kinder sich stritten.
    »Bemerkenswert.« Kate beugte sich vor. »Ich hoffe, Alison holt bald ein paar Experten hier rauf. Die Flut spült den Sand sehr schnell weg. Wenn sie nicht aufpaßt, ist das ganze Ding verschwunden, bevor es korrekt dokumentiert ist.«
    »Haben Sie daran gedacht, es zu photographieren?« Kate spürte, daß Alisons Frage weniger aus Interesse herrührte, als vielmehr aus dem Verlangen, sie beschuldigen zu können, ihr Versprechen gebrochen zu haben. Mit einiger Genugtuung nickte sie. Sie griff wieder in ihre Tasche und holte die Filmrolle hervor.
    »Ich fürchte, das Licht war nicht so gut, wie ich gehofft hatte. Kann sein, daß die Bilder nicht besonders geworden sind, aber es ist besser als nichts.«
    Alison nahm den Film und warf ihn auf den Tisch neben sich. »Danke«, sagte sie wieder.
    »Es war sehr nett von Ihnen, daß Sie die Bilder für sie gemacht haben«, warf Roger ein. Er hatte seine Tochter mit einem Stirnrunzeln beobachtet. »Alison, hast du schon jemandem von deinem Fund erzählt? Kate hat recht. Jemand, der sich mit solchen Sachen auskennt, sollte kommen und sich das Ganze ansehen.«
    »Sie macht das schon, wenn sie so weit ist«, mischte Diana sich von der Küche aus ein. »Laßt das Kind in Ruhe. Laßt sie erst einmal ungestört ihr Referat schreiben, wenn sie das so will.«
    Kate stützte sich mit dem Arm auf der Rückenlehne des Sofas auf und drehte sich um, so daß sie Diana sehen konnte, die gerade am Küchentisch Parmesan rieb. »Allmählich wird es aber wirklich dringend«, sagte sie fast entschuldigend. »Wenn die Flut noch ein paarmal kommt, ist der Grabhügel verschwunden.«
    »Das ist es also. Ein Grabhügel«, warf Greg ein. »Mir scheint, wir haben hier eine Expertin im Haus.«
    »Ich bin keine Expertin.« Kate drehte sich wieder zurück. Sie merkte, wie ihre offensichtliche Unfähigkeit, still zu sitzen, den Kater auf ihren Knien mehr und mehr irritierte. »Weit davon entfernt. Aber ich denke trotzdem, daß es wichtig sein könnte.«
    MARCUS!
    Die Stimme schien durch das Zimmer zu hallen. Der Kater grub die Krallen in ihr Knie, sprang mit einem großen Satz von ihrem Schoß und flitzte die Treppe hinauf. Die anderen sahen ihm voller Überraschung nach.
    »Entschuldigen Sie. Ich hoffe, er hat sie nicht gekratzt«, sagte Roger mit einem verblüfften Lächeln. »Ich weiß gar nicht, wieso er das getan hat. Er schien Sie zu mögen.«
    »Wahrscheinlich ist es der Geruch von Mums Essen«, warf Patrick ein.
    Hatte es außer der Katze wirklich keiner von ihnen gehört? Der Schmerz in der Stimme, die durch das Zimmer zu hallen schien, hatte ihr doch so laut in den Ohren geklungen. Die Qual. Die Furcht.
    Völlig orientierungslos bemerkte Kate, daß Greg sie aufmerksam beobachtete. »Vielleicht mögen Sie Katzen nicht wirklich«, sagte er leise. »Oft setzen sie sich aus reiner Perversität gerade auf Leute, die sie nicht mögen.«
    »Natürlich mag ich Katzen«, schnauzte sie ihn an und umklammerte mit beiden Händen ihr leeres Glas.
    Als Roger das bemerkte, erhob er sich. »Ich hole Ihnen noch was, Kate. Denken Sie nicht mehr an den ollen Kater. Er ist eine verdammte Nervensäge.« Seine Stimme klang beschwichtigend. »Sie haben uns noch gar nicht erzählt, ob es Ihnen in Redall Cottage gefällt.«
    »Haben Sie letzte Nacht wieder den Geist gesehen?« Gregs Frage unterbrach die Unterhaltung, bevor sie Zeit hatte, Roger eine Antwort zu geben.
    »Was für ein

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