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Erskine, Barbara - Mitternacht ist eine einsame Stunde

Titel: Erskine, Barbara - Mitternacht ist eine einsame Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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Geist?« fragte Diana. »Es gibt da keinen Geist, Kate. Hören Sie gar nicht erst auf meinen Sohn. Er versucht nur, Sie aufzuziehen.«
    »Tue ich das?« Greg lächelte. »Natürlich gibt es dort einen Geist. Kate und ich haben über die unangenehme Atmosphäre im Cottage gesprochen, als ich gestern bei ihr oben war. Oder etwa nicht? Und sie hat mir erzählt, daß sie ihn gesehen hat. Wir glauben beide, daß es was mit diesem Grab am Strand zu tun hat.«
    Alison war leichenblaß geworden. »Halt den Mund, Greg.«
    Ihr Bruder sah sie an. Als sich ihre Blicke trafen, zog er ganz leicht eine Augenbraue hoch. Alison blickte schuldbewußt in eine andere Richtung. Vor einer Stunde, als sie ihn wegen der Angelegenheit zur Rede stellte, hatte er ihr alles erklärt; wie er Lady Muck aus dem Cottage vertreiben wollte; wie sie schon nervös wurde, ganz allein dort draußen; daß es nur noch ein oder zwei unbedeutende Dinge brauchte œ Geräusche vielleicht, oder seltsame Geschehnisse im Cottage -, um sie schreiend in die Nacht zu jagen. Aber das Grab hatte er nicht erwähnt.
    Kate musterte Greg aufmerksam. Er war ein gutaussehender Mann mit einem, jedenfalls auf den ersten Blick, ehrlichen Gesicht und Augen ohne Tücke. Sie hatte bemerkt, wie er ihrem Blick standhalten konnte, ohne mit der Wimper zu zucken, wie Witz und Herausforderung zugleich unter der Maske bebten. Aber es war eine Maske. Er spielte mit ihr.
    »Wenn es ein Geist ist, dann ist es ein liebenswerter.« Sie lächelte ihn an. »Und er hat ein schönes Parfüm aufgelegt.«
    Alison fuhr dazwischen. »Hört auf, darüber Witze zu machen. Das ist blöd.« Ihre Stimme war voller Panik. »Wann ist endlich das Essen fertig? Ich komme um vor Hunger.«
    Am anderen Ende des Zimmers sah Diana, die dort den Küchentisch deckte, auf und lächelte. Sie hatte dem Wortwechsel zugehört und konnte sich denken, was Greg vorhatte. »Schon fertig. Komm und hilf mir, Allie. Dann können wir essen. Greg, schenk den Wein ein. Roger und Patrick, ihr könnt sitzenbleiben, bis ich euch rufe. Ich kenne euch. Sowie ihr glaubt, daß ich gleich zu Tisch bitte, verschwindet ihr, um etwas Dringendes zu erledigen, und ich sehe euch erst nach Stunden wieder.« Sie ging an die Spüle, um die Nudeln abzugießen.
    Das Zimmer war warm und voller Leben. Kate nippte wieder an ihrem Whisky. Allmählich stieg ihr der Alkohol zu Kopf. Hatte es keiner von ihnen gehört? Oder war die Stimme irgendwie von Greg gekommen?
    Plötzlich bemerkte sie, daß er vor ihr stand. Er streckte die Hand nach ihrem Glas aus. »Kommen Sie«, sagte er, indem er ihr den Arm reichte.
    Sie rappelte sich auf. »Danke.« Er hatte ungefähr ihre Größe und eine breite, kräftige Statur. Sie konnte sein Rasierwasser riechen. Mit einem Gefühl des Erschreckens bemerkte sie, daß er ein sehr attraktiver Mann war. Auch war sie sich der kräftigen Berührung seiner Hand unter ihrem Ellbogen seltsam bewußt, als sie von ihm zum Tisch geleitet wurde.
    »Wenn es denn Geister sind, dann aber mindestens zwei.« Kate amüsierte sich. »Und es sind Römer«, fügte sie hinzu, als Diana einen Teller mit Pate vor ihr auf den Tisch stellte. »Einer davon könnte Ihr Marcus Severus Secundus sein, und der andere, von dem ich glaube, daß ich ihn gesehen habe, vielleicht œ Augusta, dessen Frau.«
    Roger lachte. Er grub sein Messer in die Butter und schnitt sich eine unmodern große Ecke ab. »Gott im Himmel! Wie um alles in der Welt sind Sie denn zu diesem Schluß gekommen?«
    Kate wandte sich an Greg. »Sie haben mir erzählt, daß Marcus in Redall Cottage herumspukt«, sagte sie. »Und ich war im Museum und habe mir angesehen, was dort von ihm und seiner Frau ausgestellt ist. Daher weiß ich auch, wie sie hieß.«
    Greg grinste. Er nahm ebenfalls von der Butter. »Ich glaube, zu ihrer Zeit muß dort eine wunderschöne Villa gestanden haben. Eigenartig. Wenn Sie von ihm sprechen, dann wirkt es fast so, als könne man noch mit ihm reden. Ich kann nicht behaupten, daß ich ihn je beim Vornamen genannt hätte. Ich glaube, er war alles andere als ein angenehmer Zeitgenosse.«
    »Warum sagen Sie das?« Kate hatte den Blick nicht von Gregs Miene abgewandt und versuchte, in seinen Gesichtszügen zu lesen.
    »Greg.« Diana rügte ihren Sohn vom Ende des Tisches aus.
    »Tut mir leid, Ma, aber ich finde, man sollte Kate warnen. Immerhin ist sie gewissermaßen Marcus‘ Gast. Und wenn er und seine Frau sich ihr vorgestellt haben, dann darf man annehmen, daß

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