Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Erskine, Barbara - Mitternacht ist eine einsame Stunde

Titel: Erskine, Barbara - Mitternacht ist eine einsame Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
Vom Netzwerk:
tut mir wirklich leid, daß er sich so kindisch verhält. Ich habe dafür gesorgt, daß er auszieht, und das kann er mir nicht verzeihen. Mit Ihnen hat das nichts zu tun. Ich bin es, auf die er wütend ist.«
    Kate drehte sich zum Tisch um und fing an, die Teller aufeinander zu stellen. Sie schaute hinüber zum anderen Ende des Zimmers, wo Roger eine CD aus dem Stapel auf der Stereoanlage aussuchte. Greg beugte sich über das Feuer und legte ein paar neue Scheite nach.
    »Ich hatte mir schon gedacht, daß es darum geht«, sagte sie nach einem Moment. »Er und Alison stecken beide unter einer Decke, glaube ich. Keine Sorge, damit komme ich schon klar.«
    »Sind Sie sicher?« fragte Diana besorgt. »Es kommt mir so kläglich vor, wenn ich Ihnen sage, daß ich nichts tun kann, aber wenn sie denken, daß es funktioniert, machen sie bestimmt weiter, ganz egal, was ich sage.« Sie knallte verärgert zwei Teller aufeinander und trug sie hinüber zum Spülbecken. »Ich denke gar nicht gern daran, daß Sie allein da draußen sind. Es ist so weit weg von allem.«
    »Sie glauben doch nicht, daß sie mir etwas antun würden?« Kate sah sie voller Verwunderung an.
    »Nein, nein. Natürlich nicht. Keiner von beiden würde einer Fliege etwas zuleide tun. Aber es könnte ihnen Spaß machen, Sie in Angst zu versetzen.« Sie schüttelte den Kopf. »Ach, meine Liebe, es tut mir so leid. Das alles ist mir schrecklich peinlich. Greg ist so schwierig…«
    Kate spürte, wie die Wut in ihr aufstieg. Spontan legte sie eine Hand auf Dianas Arm. »Bitte regen Sie sich nicht auf. Wie gesagt, ich kann damit umgehen.« Sie grinste. »Bei wirklichen Geistern wäre ich mir nicht so sicher. Mit Scharlatanen aber werde ich fertig. Ich werde sie mit ihren eigenen Waffen schlagen.« Diana sah sie dankbar an und lächelte wieder. »Solange ich nur weiß, daß sie es sind. Und solange ich weiß, daß Sie und Roger auch noch da sind œ ein Schuß Vernunft am anderen Ende des Telefons.«
    »Darauf können Sie sich verlassen.«
    »Dann gibt‘s auch kein Problem.« Sie nahm die Kaffeekanne, trug sie zum Spülbecken und ließ heißes Wasser hineinlaufen, um sie anzuwärmen. Greg und sein Vater setzten sich jetzt, einer auf jeder Seite des Kamins. Die zwei jüngeren Lindseys waren verschwunden. Leise schwebte der Klang der Musik durch den langen Raum mit der niedrigen Decke.
    Es war fast Mitternacht, als Kate sich unwillig aufrichtete und erklärte, daß sie allmählich heimgehen sollte. Roger hatte während der letzten zwanzig Minuten in seinem Sessel geschlafen, und Diana sah trotz ihrer angeregten Unterhaltung erschöpft aus.
    Greg stand sofort auf. »Ich fahre Sie zurück. Um diese Zeit sollten Sie lieber nicht allem durch den Wald gehen.« Er grinste.
    Kate blickte Diana lächelnd an. Es war klar, was er damit sagen wollte. Die Geister. »Danke. Dazu sage ich nicht nein. Es ist erstaunlich, wie lang dieser Weg sein kann, wenn man müde ist.«
    Der Himmel hatte sich aufgeklart. Die Sterne funkelten, und auf der Windschutzscheibe hatte sich eine dünne Eisschicht gebildet. Greg machte ihr die Tür auf, dann wühlte er unter dem Fahrersitz herum, bis er einen Kratzer fand. »Es dauert nur einen Moment. Haben Sie das Feuer im Ofen abgedeckt gelassen?«
    Sie lächelte. »Ich glaube, ich habe endlich raus, wie das Biest funktioniert. Es hat einen Riesenappetit auf Aufmerksamkeit, stimmt‘s?«
    »Allerdings.« Im Eis wurde ein kleiner Kreis frei. Offenbar reichte ihm das, um den engen Weg zu sehen. Er kletterte neben sie und schlug die Tür zu. Der Motor sprang zögernd an und heulte dann in der Stille der Nacht ohrenbetäubend auf, als er auf Touren kam. Greg stieß den Schaltknüppel nach vorn, wendete das Fahrzeug und fuhr auf die Bäume zu. Auf dem nassen Boden glänzte der Rauhreif, und die durchdrehenden Räder brachen verrückte Muster in die dünne Eispolitur, mit der die Pfützen zwischen den Furchen überzogen waren.
    Kate hielt sich verbissen fest, während der Land Rover hin- und herrutschte.
    »Der Mann in den Staaten, den Sie erwähnt haben«, fragte Greg plötzlich in die Stille hinein. »Ist das Ihr Freund?«
    »Das war er mal.«
    »Was ist passiert?« Er zog mit aller Kraft am Schaltknüppel, als die Räder ins Schleudern kamen. »Leute leben sich auseinander.«
    »Aber Sie haben noch Kontakt.«
    Sie betrachtete von der Seite sein gutaussehendes Profil und versuchte, den Klang seiner Stimme zu deuten. Sie spürte einen leichten Schauder der

Weitere Kostenlose Bücher