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Erskine, Barbara - Mitternacht ist eine einsame Stunde

Titel: Erskine, Barbara - Mitternacht ist eine einsame Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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Nachttischlampe. Neben ihr stöhnte Roger und machte die Augen auf.
    »Jemand hat hier alles kurz und klein geschlagen. Meine Koffer, seine Bilder œ seine eigenen Bilder œ sind in Stücke gerissen!« Kate schluckte schwer und versuchte, sich dazu zu bringen, langsamer zu atmen; etwas von ihrer Ruhe zurückzugewinnen. »Bitte, sagen Sie ihm einfach, er soll herkommen!« Sie warf den Hörer auf die Gabel und blickte in der Küche umher. Zuerst hatte sie gedacht, alles sei wieder in Ordnung, alles sauber. Aber jetzt bemerkte sie, daß noch überall Erde lag, die sie übersehen hatte œ hinter der Küchenuhr, hinter den Büchern, bei einem Stift. Sie starrte auf eine Made, die sich gerade über einen Kassenzettel schlängelte, den sie achtlos hingeworfen hatte, als sie aus Colchester zurückgekommen war. Ihr weißer, gelatineartiger Körper war mit faserigem Torf überzogen. Einen Moment lang glaubte sie, sie müsse sich dort, wo sie gerade stand, übergeben. Sie schloß die Augen und atmete tief durch. Sie spürte den kalten Schweiß auf ihrem Gesicht. Langsam ging sie rückwärts weg von der Anrichte. Sie schlug die Küchentür zu und ging zum Ofen. Sie streckte die Hände aus und wartete auf das Geräusch des Land Rover. Es vergingen ganze zwanzig Minuten, bis sie den Motor hörte und das Licht der Scheinwerfer durch die Vorhänge sah.
    Ihre Beine waren so zittrig, daß sie kaum bis zur Haustür kam. Tastend steckte sie den Schlüssel ins Schloß und zog den Riegel zurück, um Diana, Roger und Greg hereinzulassen.
    »Was ist passiert?« Diana legte den Arm um sie. »Oh, meine Liebe, was ist denn passiert?«
    »Fragen Sie ihn.« Kate machte eine Kopfbewegung zu Greg. Sie schämte sich, als sie merkte, daß sie den Tränen nahe war.
    »Ich habe keine Ahnung, was zum Teufel ich gemacht haben soll«, gab Greg scharf zurück. Er ging ins Wohnzimmer und schaute sich um. »Was ist passiert?«
    »Oben.« Kate hatte Schwierigkeiten, sich zusammenzureißen. »Das Abstellzimmer.«
    Sie und Diana blieben in der Diele, während Greg die Treppe hinaufrannte. Er nahm zwei Stufen auf einmal, sein Vater folgte ihm langsamer nach. Einen Moment lang war alles still, dann hörten sie beide, wie Greg vor sich hm fluchte.
    »Würde er das wirklich tun?« fragte Kate. »Seine eigenen Bilder zerstören?«
    Diana sah sie nachdenklich an. Sie ließ Kate los und ging hinter den Männern her nach oben.
    Greg stand mitten im Zimmer, eine seiner Leinwände in der Hand.
    Er wirbelte herum, als Diana hereinkam, dicht gefolgt von Kate.
    »Wer war das?« Seine Lippen waren weiß.
    »Ich dachte, Sie würden mir das sagen können«, erwiderte Kate. »Das war doch Ihr Plan, oder? Mir eine Höllenangst einzujagen, damit ich verschwinde und Sie wieder hier einziehen können.«
    »Glauben Sie, ich würde meine eigenen Bilder zerstören?« Er schrie. »Glauben Sie, das würde ich tun? Gott im Himmel! Das war eine meiner besten Arbeiten.«
    Es war das Bild mit dem Cottage unter dem Meer.
    »Warum haben Sie es dann hiergelassen?« giftete Kate ihn an. »Wenn es so wertvoll war, warum haben Sie es nicht mitgenommen?«
    »Weil œ weil es hierher gehört.« Sein Blick war stechend. »Weil ich es rahmen lassen wollte, um es hier aufzuhängen.« Er blickte auf die zerrissenen, verbogenen Überreste in seinen Händen.
    »Offenbar hat Ihre Schlägertruppe was falsch verstanden.«
    »Was zum Teufel wollen Sie damit sagen?« schrie er. »Wie kommen Sie bloß auf sowas? Ma, hast du etwa…?«
    »Du kannst nicht leugnen, daß du Kate rausekeln wolltest«, warf Roger ein. »Ich konnte es gar nicht glauben, als deine Mutter mir sagte, in welchem Verdacht sie dich hat. Doch sie hatte recht. Ich habe es heute beim Abendessen selbst mit ansehen müssen.« Er lehnte sich an die Wand, und seine Hand ging verstohlen unter die Jacke zu seiner Brust. Sein Gesicht war grau vor Erschöpfung.
    Greg streichelte das Bild zärtlich mit dem Zeigefinger. »Ich gebe zu, daß Allie und ich ein bißchen Spaß haben wollten, mit dem Gerede über Geister und so. Das wäre es schließlich wert gewesen.« Er warf Kate einen grimmigen, herausfordernden Blick zu. »Aber das… Nein, wirklich nicht.«
    »Wer war es dann?« flüsterte Kate.
    Sie sahen sich an.
    »Vandalen?« Diana tat ein paar Schritte nach vorn und bückte sich, um eine kleine Skizze aufzuheben, die aus einem Buch gerissen worden war, das zusammen mit den Bildern an der Wand gelehnt hatte. Sie sah sie traurig an.
    »Vandalen

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